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Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition)
Autoren: Peter M Hetzel
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Nachrichtensender eine Menge Platz beanspruchten. Mehr als einmal musste er sich »Mach dich vom Acker, du Provinzheini« anhören, aber er ließ sich nicht provozieren und konnte sogar noch die Kriminalpolizei von hinten ablichten, die nun das altehrwürdige Gemäuer betrat.
    Unter den Kriminalbeamten befand sich eine Frau, die offensichtlich das Kommando führte. Mehrmals kam ein nach Luft japsender Beamter an ihr vorbei ins Freie gestürzt. Dann stellte sich ihr der Tatort-Fotograf in den Weg.
    »Das sollten Sie sich nicht antun, Kollegin Müller«, meinte er trocken und kehrte zum Tatort zurück. Gefolgt von der furchtlosen Kommissarin und ihrem Assistenten Müller Zwo. Die beiden waren ein eingespieltes Team und machten sich einen Spaß daraus, mit ihrer Namensgleichheit immer wieder Verwirrung zu stiften.
    »Wo steckt eigentlich Blaumilch, Frau Müller?«
    »Der hat sich kurzfristig selbst eine Kur genehmigt, Herr Müller.«
    »Als hätte er geahnt, was ihn heute erwartet, Frau Müller.«
    »Bad Bevensen, Herr Müller.«
    »Das Heilbad dort soll sehr zu empfehlen sein, Frau Müller.«
    »Hören Sie endlich mit diesem Quatsch auf. Sie verkennen wohl den Ernst der Lage«, fauchte die ihnen entgegenkommende Staatsanwältin und verließ auf High Heels stöckelnd den Ort des Grauens. »Ich erwarte noch heute Nachmittag Ihren vorläufigen Bericht. Ich muss ja jetzt alles allein machen, nur weil Blaumilch unter Nervenschwäche leidet. Und niemand spricht mit der Presse. Wer plaudert, der fliegt! Sie kennen ja meine Grundsätze.« Für diese letzte Warnung drehte sich die Staatsanwältin noch einmal im Türrahmen um.
    »Zu Befehl, Frau Maier«, antworteten die Ermittlungsbeamten unisono und bekamen sofort einen Lachkrampf.
    »Könnt ihr euch nicht wenigstens ein Mal wie erwachsene Menschen benehmen? Das hier ist kein Sketch von Loriot«, ermahnte sie der Chef der Spurensicherung.
    »Aber klar doch, Kollege Lüdenscheidt«, antworteten Müller Eins und Zwo, verkniffen sich aber weitere Heiterkeitsattacken, denn der Anblick von Gerda Aurichs Schädel stellte jeden Splatter-Film in den Schatten. Die Beamten hatten den Herd abgestellt, und die gusseiserne Pfanne kühlte bereits seit einiger Zeit ab, aber an Geschmacklosigkeit war die Inszenierung kaum zu überbieten. Am zweiten Tatort in der Turnhalle roch es immer noch streng nach Farbe und Lösungsmitteln, aber das war die Folge der niedrigen Raumtemperatur und verlieh dem bizarren Arrangement noch mehr morbide Eindringlichkeit.
    Die Kommissare waren sprachlos und erst einmal nicht in der Lage, irgendwelche Rückschlüsse aus dem Anblick zu ziehen, der sich ihnen hier bot.
    Der inzwischen ebenfalls eingetroffene Profiler hatte bereits den ersten Doppelmord in Klein-Büchsen untersucht, zwar nur nach Aktenlage, aber dafür hatte er umso intensiver an einem Täterprofil gearbeitet. Er hatte eine Nerd-Brille auf und trug unter dem Jackett ein Fan-Shirt der Kultserie »Big Bang Theory«. Irgendwie erwartete man von ihm unverständliche Analysen, aber er war alt und erfahren genug, um allgemein verständlich zu sprechen. Nur die schiefen braunen Zähne sollte er sich dringend einmal richten lassen.
    »Ich liege sehr wahrscheinlich richtig mit der Annahme, dass dieser Serienkiller mit der öffentlichen Reaktion auf seine ersten Morde nicht die Aufmerksamkeit erhielt, die er sich erhofft hatte. Deshalb wollte er jetzt anscheinend ein Fanal setzen. Ich rate Ihnen dringend, dass Sie so bald wie möglich eine Pressekonferenz abhalten, um diesen Taten mehr Gewicht zu verleihen. Zwar sieht es hier auf den ersten Blick aus, als hätte ein gefühlskalter Psychopath zugeschlagen, aber ich bin überzeugt davon, dass dieser Mann einem relativ normalen Beruf nachgeht. Ein Metzgermeister zum Beispiel könnte in Frage kommen«, sagte der Spezialist, der einen Lehrauftrag an der Polizeiakademie hatte.
    »Aber das Motiv liegt noch absolut im Dunkeln, und die Staatsanwältin hat uns jeden Kontakt mit der Presse untersagt«, gab Müller Zwo zu bedenken.
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Ich möchte jetzt zuerst eine Zigarette rauchen, mein Jackett lüften und anschließend zurück ins Büro fahren. Dort können wir alles Weitere besprechen.« Der Profiler wandte sich um und verließ das Atelier auf dem kürzesten Weg.
    »So ein Weichei«, sagte Müller Eins und sah dabei Müller Zwo tief in die Augen. »Und Sie sind keinen Deut besser.«
    Egon-Erwin bekam mit dem nach Luft schnappenden
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