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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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und stieß dann einen gellenden Pfiff aus.
    »Halt, Polizei!«, schrien Kluftinger und Hefele gleichzeitig. Sie mussten versuchen, die Überraschung des Täters auszunutzen. Mit gezogener Waffe stürzte Kluftinger auf ihn zu. Doch der Mann zuckte nicht wie erwartet zusammen, er drehte ihm nur langsam sein Gesicht zu, was Kluftinger für einen kurzen Moment aus dem Konzept brachte. Er schaltete die Taschenlampe ein und richtete das gleißende Licht auf das Gesicht des Sensenmannes. Nur für einen Augenblick nahm der Kommissar die zur Fratze verzerrten Züge des jungen Mannes wahr, dann hatte er ihn erreicht und versuchte, ihn gegen den Fels zu drücken. Er konnte ihm gerade noch den Hammer aus der Hand schlagen, bevor er begann, wie wild um sich zu schlagen. Der erste Schlag traf Kluftingers linke Hand, worauf ihm die Taschenlampe entglitt, in hohem Bogen gegen den Felsen flog und klirrend zerbrach. Nur noch das Mondlicht beschien sie jetzt. Im Augenwinkel nahm der Kommissar das Flackern von Hefeles Taschenlampe wahr, der offenbar versuchte, Möbius vom Felsen wegzuziehen. Er hoffte, dass er ihm hier bald zu Hilfe kommen würde, denn der junge Hartmann setzte beinahe übermenschliche Kräfte frei. Kluftinger versuchte, seinen Kopf an den Fels zu drücken, doch Hartmann löste sich aus seinem Griff und sprang einen Schritt zur Seite. Mit Entsetzen sah Kluftinger, wie er die Sense packte und ausholte. Instinktiv ließ er sich fallen und hörte das Zischen, als das Mordgerät über seinen Schädel fegte.
    Hartmann hatte offenbar nicht mit der schnellen Reaktion des Kommissars gerechnet, denn er geriet ob der Wucht seines Streiches ins Wanken. Diese Sekunden nutzte der Kommissar, um blitzschnell wieder auf die Beine zu kommen. Auch Hartmann hatte sich gefangen und holte erneut zum Schlag aus. Mit gefletschten Zähnen und einem markerschütterndem Schrei rannte er auf Kluftinger zu. Der Kommissar riss den Arm nach oben, um die Sense schon im Ansatz der Bewegung zu stoppen. Doch Hartmann war stärker, als er vermutet hatte. Der Stahl der Sense bohrte sich in seinen rechten Arm und hinterließ einen brennenden Schmerz. Er ließ die Waffe fallen. Ein Schuss löste sich und hallte durch die Nacht.
    Kluftinger wich zurück und geriet ins Stolpern. Auf dem Boden liegend sah er mit schreckgeweiteten Augen, wie Hartmann erneut Schwung holte. Verzweifelt blickte er sich um. Wie konnte er ihn stoppen? Da nahm er rechts von sich eine Bewegung wahr. Ein Busch raschelte und Hefele trat hervor. Er hob die Waffe, doch er hatte kein freies Schussfeld.
    »Schieß!«, schrie Kluftinger trotzdem, auch wenn die Gefahr bestand, dass er ihn treffen oder die Kugel am Felsen abprallen und zum tödlichen Querschläger werden würde. Doch Hefele folgte seiner Anweisung nicht, er steckte die Waffe in den Gürtel und rannte unkontrolliert brüllend auf Hartmann zu. Der war so überrascht, dass er nicht mehr dazu kam, seinen Schlag auszuführen. Zusammen krachten beide an den Felsen und Hartmann ließ die Sense fallen.
    »Lieber Gott, steh mir bei!«, rief der Entwaffnete plötzlich mit schriller Stimme, was Kluftinger eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Dann rappelte er sich hoch und sah gerade noch, wie Hartmann Hefele gegen den Felsen schmetterte, dass dieser aufheulte. Fieberhaft suchte Kluftinger den Boden nach seiner Waffe ab, doch es war zu dunkel, um sie zu finden.
    Hartmann wollte sich wieder nach seiner Sense bücken, da sprang Hefele ihm auf den Rücken und versuchte, ihm die Luft abzudrücken. Mit ihm taumelte der junge Mann rückwärts gegen den Felsen. Mehrmals stieß er mit dem Rücken dagegen, bis die Schmerzen für Hefele zu groß wurden und er loslassen musste. Langsam sank er an der Felswand entlang zu Boden. Hartmann kümmerte sich gar nicht um ihn und wankte angeschlagen nach vorn, um seine Sense wieder aufzunehmen. Nach ein paar Schritten blieb er erstarrt stehen: Vor ihm, im Schein des Mondlichts, stand Kluftinger. In seinen Händen lag die Sense, deren Stahl silbern blinkte. Ein paar Sekunden fixierten sich die beiden, dann lief Hartmann los. Kluftinger zögerte nicht: Mit einem langgezogenen »Neeeeeein!« holte er aus, ließ die Sense über den Boden zischen und mähte Hartmann von den Beinen. Im Fallen schlug er mit dem Hinterkopf gegen einen Stein und blieb reglos liegen.
    Pfeifend sog Kluftinger den Atem ein. Er starrte ein paar Sekunden auf den am Boden liegenden Mann, dann war er sicher, dass er bewusstlos war. Erst
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