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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens
Autoren: Nora Roberts
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konnte keine Verbindung herstellen zwischen irgendeinem Passagier und Eve oder Julia.«
    »Hast du die Listen mit allen Namen bekommen?«
    »Ja, sie sind in einem meiner Aktenordner.«
    »Sei ein guter Kumpel, Frank, und laß sie herfaxen.«
    »Du lieber Himmel.« Er schaute Julia an, dann auf den Fernsehschirm mit Eves Bild. »Gut, gut, warum nicht? Ich hab's sowieso satt, immer und überall ein Polizeiabzeichen herumzutragen.«
    Irgendwie war die Situation noch unerträglicher geworden, dachte Julia. Warten. Warten, während Frank telefonierte, Paul rauchte und hin und her ging. Warten, bis die technischen Voraussetzungen erfüllt waren, um ihnen einen neuen kleinen Hoffnungsschimmer zu schicken. Sie schaute zu, wie die Blätter eintrafen, mit Hunderten von Namen. Und nur einer darunter war vielleicht von Bedeutung.
    Sie nahmen eine Arbeitsteilung vor. Sie studierte ein Blatt und gab es an Paul weiter. Er überprüfte gründlich ein anderes und gab es an Frank weiter. Es war ein seltsames Gefühl, als sie ihren eigenen Namen unter so vielen fremden entdeckte, und dann stieß sie auf der Flugliste der Concorde auf Pauls Namen. Er hatte es eilig gehabt, sie wiederzusehen, dachte sie mit einem kleinen Lächeln. Er war ärgerlich gewesen, anmaßend, fordernd. Aber auf dem Rückflug waren sie ein Herz und eine Seele gewesen.
    Sie rieb sich die müden Augen und nahm das nächste Blatt in die Hand. Methodisch versuchte sie, jeden Namen aufzunehmen und mit einem Gesicht, einer Persönlichkeit zu verbinden.
    Alan Breezewater, mittleren Alters, mit beginnender Glatze, ein erfolgreicher Makler.
    Marjorie Breezewater, seine nette Ehefrau, die Freude an einem Bridge-Spiel hatte.
    Carmine Delinka, ein Veranstalter von Boxkämpfen mit Anflügen von Größenwahn.
    Helene Fitzhugh-Pryce, eine Witwe aus London, die von einer Shopping-Spritztour heimkehrte.
    Donald Frances, ein aufstrebender junger Angestellter.
    Susan Frances, seine attraktive, in England geborene Ehefrau, die beim Fernsehen arbeitete.
    Matthew John Frances, ihr fünf Jahre alter Sohn, der sehr aufgeregt war, weil er auf dem Weg zu seinen Großeltern war.
    Charlene Gray. Julia gähnte, schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, und versuchte, sich zu konzentrieren. Charlene Gray.
    »Oh, Gott.«
    »Was ist?« Paul lehnte sich bereits über ihre Schulter und kämpfte gegen den Drang an, ihr das Blatt aus der Hand zu reißen.
    »Charlie Gray.«
    Mit mürrischem Gesicht blickte Frank hoch. Rote Äderchen waren im Weiß seiner Augen zu erkennen. »Ich denke, der ist tot.«
    »Ist er auch. Er beging Ende der vierziger Jahre Selbstmord. Aber er hatte ein Kind, ein Baby. Eve hat mir erzählt, sie wüsste nicht, was aus ihm geworden ist.«
    Paul war bereits auf den Namen angesprungen. »Charlene Gray. Ich denke, das ist wohl kaum ein Zufall. Wie können wir sie auffinden?«
    »Gib mir ein paar Stunden Zeit.« Frank nahm das Blatt und zwei Scheiben Schinken und eilte zur Tür. »Ich rufe an.«
    »Charlie Gray«, murmelte Julia. »Eve war ihm sehr zugetan, aber er ihr noch mehr. Zu sehr. Es brach ihm das Herz, dass sie Michael Torrent heiratete. Er schenkte ihr Rubine und besorgte ihr die erste Filmrolle. Er war ihr erster Liebhaber.« Ein Schauer lief ihr über die Arme. »Mein Gott, Paul, ist es möglich, dass sein Kind Eve umgebracht hat?«
    »Wenn es eine Tochter war, wie alt könnte sie jetzt sein?«
    Julia strich sich mit den Fingern über die Schläfen. »Ungefähr Mitte fünfzig.« Dann stockte ihr der Atem. »Paul, du glaubst doch nicht im Ernst ...«
    »Hast du ein Bild von ihm?«
    Ihre Hände fingen an vor Aufregung zu zittern. »Ja. Eve hat mir Hunderte von Schnappschüssen und Studioaufnahmen gegeben. Aber jetzt hat sie Lincoln.«
    Paul wollte schon ans Telefon eilen, dann stieß er einen Fluch aus. »Warte.« Er drehte sich um zu einem Regal an der Wand und fuhr mit dem Finger über die Titel der dort aufgereihten Video-Kassetten. »Desperate Lives«, murmelte er. »Eves erster Film, zusammen mit Michael Torrent und Charlie Gray.« Rasch drückte er Julias Hand. »Wir wollen uns einen Film anschauen, Baby.«
    »Yeah.« Sie brachte es fertig zu lächeln. »Aber du musst die Tüte mit Popcorn halten.«
    Schon in der ersten Szene war Eve zu sehen. Sie stolzierte durch eine Nebenstraße, die angeblich in New York liegen sollte. Ein kleiner Hut saß herausfordernd schräg auf ihrem Kopf. Die Kamera kam näher, brachte Eves junges, lebenssprühendes
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