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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens
Autoren: Nora Roberts
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ein großer Star auszusehen, ging sie nach unten. Sie würde einen großen Auftritt haben.
    Eine Haushälterin mit kühlen Augen und muskulösen Armen, die sich Travers nannte, hatte Julia und Brandon den Salon gezeigt. Der Tee würde gleich kommen, erklärte sie ihnen. Sie sollten sich wie zu Hause fühlen.
    Julia fragte sich, ob es wohl Leute gäbe, die sich in einem solchen Raum wie zu Hause fühlen könnten. Knallige Farben prallten aufeinander, kreuz und quer verteilt über weißen
    Wänden, weißen Teppichen, weißen Polstern, Kissen und Bildern, Blumen und Porzellan - alles diente als dramatischer Kontrast zu einem neutralen Hintergrund. Die hohe Zimmerdecke war mit Stuck verziert.
    Den Mittelpunkt aber bildete ein überlebensgroßes Porträt über dem weißen Marmorkamin. Das Gemälde beherrschte, trotz all der anderen schrillen Akzente, den Raum, es dominierte, forderte Aufmerksamkeit.
    Julia hielt Brandon immer noch fest an der Hand, während sie es betrachtete. Eve Benedict vor fast vierzig Jahren. Ihre Schönheit war frappierend, ihre kraftvolle Ausstrahlung überwältigend. Sie trug ein schulterfreies Kleid aus purpurrotem Satin, das die Linien ihres prachtvollen Körpers nachzeichnete. Hochaufgerichtet stand sie da und schaute auf den Betrachter herab, mit einem weniger fröhlichen als vielmehr wissenden Lächeln. Das ebenholzschwarze Haar glitt ihr über die Schultern. Sie trug keinerlei Schmuck, sie brauchte keinen.
    »Wer ist das?« wollte Brandon wissen. »So etwas wie eine Königin?«
    »Ja.« Julia beugte sich hinunter, um ihn auf den Scheitel zu küssen. »Das ist Eve Benedict, und sie ist tatsächlich so etwas wie eine Königin.«
    »Carlotta«, sagte Eve mit ihrer unverkennbaren, rauchigen Stimme, als sie ins Zimmer trat. »Aus dem Film No Tomor- rows.«
    Julia drehte sich um und blickte die Frau an. »MGM, 1951«, erwiderte sie. »Montgomery Clift war Ihr Partner. Für diese Rolle bekamen Sie Ihren ersten Oscar.«
    »Ausgezeichnet.« Eve heftete ihren Blick auf Julias Augen, als sie den Raum durchquerte, und streckte ihr die Hand hin. »Willkommen in Kalifornien, Ms. Summers.«
    »Danke.«
    Eve hielt ihre Hand fest, während sie sie eingehend musterte. Julia wusste, dass die ersten Augenblicke ihres Zusammenseins entscheidend waren, und unterzog ihrerseits die
    Gastgeberein einer ebenso gründlichen Prüfung. Das Alter hatte der Schönheit und der Ausstrahlung dieser Frau nichts anhaben können.
    Dann wandte Eve sich Brandon zu. »Und du bist gewiß Mr. Summers.«
    Brandon kicherte und warf seiner Mutter einen schnellen Blick zu. »Stimmt. Aber es ist ganz okay, wenn Sie Brandon zu mir sagen.«
    »Danke.« Sie fühlte das Bedürfnis, sein Haar zu berühren, unterdrückte es aber. »Du kannst Miss B. zu mir sagen. Etwas Besseres fällt mir im Augenblick nicht ein. Ah, Travers, pünktlich wie immer.«
    Sie nickte, als die Haushälterin den Teewagen hereinrollte. »Bitte nehmen Sie Platz, ich werde Sie nicht lange aufhalten. Ich bin sicher, Sie möchten sich so rasch wie möglich häuslich einrichten.«
    Sie nahm einen weißen Sessel mit hoher Rückenlehne und wartete, bis Julia und der Junge sich auf die Couch gesetzt hatten. »Wir werden um sieben zu Abend essen, aber da ich weiß, dass das Essen im Flugzeug entsetzlich gewesen sein muss, dachte ich mir, dass Sie vielleicht vorher eine Kleinigkeit zu sich nehmen möchten.«
    Brandon, der sich wenig aus Tee machte, stellte fest, dass zu der Kleinigkeit Eistortenstücke, winzige Sandwiches und ein großer Krug Limonade gehörten. Er grinste zufrieden.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Julia.
    »Wer werden einige Zeit miteinander verbringen, und Sie werden schnell merken, dass ich nur sehr selten freundlich bin. Stimmt's, Travers?«
    Travers gab nur einen grunzenden Laut von sich und stellte geschmackvolle chinesische Porzellanteller auf den Tisch, bevor sie sich wieder zurückzog.
    »Ich werde alles versuchen, es Ihnen hier möglichst bequem zu machen, weil mir daran liegt, dass Sie gute Arbeit leisten.«
    »Ich werde gute Arbeit leisten, mit oder ohne Bequemlichkeit. Nur einen«, sagte sie zu Brandon, als er nach dem zweiten Stück Kuchen griff. »Aber wir wissen Ihre Gastfreundschaft zu würdigen, Miss Benedict.«
    »Kann ich zwei haben, wenn ich auch zwei Sandwiches esse?«
    Julia schaute Brandon an. Eve bemerkte, dass ihr Lächeln gelöster wurde und ihr Blick spontaner. »Iß erst die Sandwiches.« Dann wandte sie ihre
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