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Erinnert

Erinnert

Titel: Erinnert
Autoren: Sophie Lang
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an. Ich war mir sicher, Freija würde die Nacht nicht überleben. Es war eine Verzweiflungstat. Sie benötigte mein Blut.
     
    Dein Blut?
    Ja, ich war der geeignete Spender. Ich habe Freijas Blutgruppe. War perfekt! Aber ich sah nicht die Notwendigkeit etwas davon aufzubewahren.
    Freijas Eigenblut und synthetischen Vorräte hätten für einen Elefanten gereicht. Ich verfluchte mich für meine Kurzsichtigkeit.
    Ich wusste, ich konnte ihren Tod in jener Nacht nur hinauszögern, aber das war es mir wert.
    Ich habe meine Arterie angestochen und direkt an ihrer Vene angehängt und mit jedem Schlag meines Herzens habe ich mein Blut in sie hinein gepumpt. Es war nur um Zeit zu gewinnen, ihr Leben um ein paar Stunden zu verlängern. Aber dann ist etwas Unglaubliches passiert.
    Die Blutungen stoppten abrupt. Ihre klaffende Wunde begann sich wie durch Magie zu verschließen. Es war medizinisch nicht zu erklären, was in jener denkwürdigen Nacht geschah. Ich unterbrach die Pipeline, die von meinem Unterarm in den ihren führte und machte mich sofort an die Arbeit.
    Freija atmete tief. Sie schlief, aber ich habe in dieser Nacht keine Sekunde geruht. In den frühen Morgenstunden hatte ich die DNA-Tests abgeschlossen. Das Ergebnis war erstaunlich und nach dem Wissenstand den ich damals hatte unmöglich.
    Die Ähnlichkeit unserer DNA ließ nur einen Schluss zu. Wir waren Schwestern.
     
    Warum sollte das unmöglich sein?
    Oberster Gesandter, du verstehst noch nicht alles. Die Abweichung unserer DNA entsprach 0,00 Prozent. Zuerst dachte ich, ich hätte etwas falsch gemacht. Dass ich die Proben verwechselt hatte. Zwei meiner Proben miteinander verglichen hatte. Aber ich habe die Analyse wiederholt. Dreimal. Und gegen Mittag, ich hatte noch immer nicht geschlafen, war ich mir hundertprozentig sicher, dass ich nicht falsch lag.
    Freija und ich, wir haben die gleiche DNA. Wir sind Zwillingsschwestern. Eineiige Zwillinge. Unser Erbgut stimmt zu Einhundertprozent überein. Aber wie konnte das sein? Sie war fast vier Jahre älter als ich!
     
    Hast du es Freija gesagt?
    Nein, ich behielt es für mich. Solange bis Adam sie drei Nächte später auf meine Station trug. Ihre Verletzung war wieder aufgerissen, ihr Blut und mein Blut, ergossen sich aus ihrer Bauchdecke. Ich war in den letzten drei Tagen nicht untätig gewesen, hatte einige Konserven meines Blutes synthetisch hergestellt.
    Aber ich wusste nicht, ob es die gleichen heilenden Eigenschaften besaß wie frisches, echtes Blut, das direkt aus meinen Adern in ihre strömt. Ich hatte Glück. Es half! Aber ich wusste nicht wie lange.
    Und dann sagte Adam, dass er sie mitnehmen würde. Zur Sektion 0. Das war der Moment, an dem ich ihr und ihm sagte, dass ich ihre Schwester sei, aber es hörte sich nicht nach der Wahrheit an und ich spürte instinktiv, dass ich die Wahrheit nicht verraten durfte.
    Ich entschloss zu fliehen. Allein!
    Färbte meine Haare schwarz, aber sie färbten sich nicht schwarz. Mein natürliches Blond und das Färbemittel verschmolzen zu Violett. Meine Lieblingsfarbe. Ein seltsamer Zufall.
    Als ich soweit war, küsste ich Freija, wie Schwestern sich küssen. Ich wollte ihre Wärme und jede Erinnerung an sie auf meinen Lippen speichern.
    Unsere Lippen berührten sich und ich fühlte mich entschlossen, stark. Stark genug um durchzuhalten bis sie zurückkommen würde, um ihr Versprechen einzulösen. Ich spürte, dass wir uns wieder sehen würden. Dann verließ ich sie. Ließ sie zurück, bei Adam.
    Das war der Anfang.
    Die Entscheidung dieser Nacht entfesselte einen Sturm, dessen Ausmaß ich noch zu spüren bekommen sollte.
     
    Wohin bist du als Erstes gegangen?
    Zu Jesse.
    Ich ging hinaus auf den Flur, bemüht nicht zu rennen. Keiner der Gesandten durfte erfahren, dass ich in Eile war, im Begriff war zu flüchten - vor ihnen, vor ihren Vollstreckern, vor Sektion 0. Ich schlich leise bis zu Jesses Zimmertür, öffnete sie, schlüpfte hinein. Er schlief tief, lag auf der Seite. Den nackten Rücken mir zugewandt, als ich den Brief unter seine Decke schob. Den Brief, in dem ich ihm die Erklärungen hinterließ, die er in den nächsten Stunden und Tagen benötigte, um keine Dummheiten zu machen. Um sich und die anderen nicht in Gefahr zu bringen.
    Die Zeit würde kommen, in der ich ihre Hilfe benötigte, aber nicht in jener Nacht. Ich hoffte inständig, er würde einer fast 14 Jährigen glauben.
     
    Hast du damals schon geahnt, dass ihr später zusammen kommt?
    Du meinst
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