Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eric

Eric

Titel: Eric
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
installiert worden zu sein, und zwar von jemandem, der überhaupt nicht wußte, worum es ging und seine Pflichten nur sehr widerwillig wahrnahm. Der Zauberer betätigte sie versuchsweise.
    Es ertönte ein Geräusch, das einst eine beliebte Melodie gewesen sein mochte, vielleicht sogar von einem begabten Komponisten kreiert, der für einige wenige Sekunden Sphärenmusik gehört hatte. Jetzt reduzierten sich jene himmlischen Klänge auf ein schlichtes Bing-BONG-DingDONG.
    Das Portal schwang auf, und dahinter kam etwas zum Vorschein, das nur jemand mit einem sehr geringen Wortschatz als Alptraum bezeichnet hätte. Alpträume sind meistens banal. Wie soll man erklären, was so schrecklich daran gewesen ist, daß die eigenen Socken plötzlich lebendig wurden oder Riesenkarotten hinter der Hecke hervorsprangen? Dieses Etwas hingegen konnte nur von jemandem ersonnen worden sein, der sich hinsetzt und schreckliche Gedanken ziemlich klar denkt. Es hatte mehr Tentakel als Beine, aber weniger Arme als Köpfe. Darüber hinaus trug es ein Abzeichen.
Darauf stand: ›Ich bin Urglefloggah, Gezücht des Höllenschlunds und
    abscheulicher Wächter der Grauenpforte. Wie kann ich dir helfen?‹ Das Wesen wirkte eher kummervoll.
»Ja?« krächzte es.
Rincewind las noch immer das Abzeichen.
»Wie kannst du uns helfen?« fragte er verblüfft.
Urglefloggah – er wies eine gewisse Ähnlichkeit mit dem verstorbenen Quezovercoatl auf – knirschte mit einigen Zähnen.
    »Äh… hallo«, begann er. Es hörte sich an, als sei ihm der Text gründlich erklärt worden, und zwar von jemandem, der ein glühendes Brandeisen in der Hand hielt. »Ich bin Urglefloggah, Gezücht des Höllenschlunds, und es ist mir eine Ehre, euer Gastgeber zu sein. Ich heiße euch herzlich willkommen und…«
    »Einen Augenblick«, sagte Rincewind.
    »… bieten wir allen nur erdenklichen Luxus an…«, knurrte Urglefloggah.
»Hier stimmt was nicht«, vermutete der Zauberer.
    »… wird jeder Wunsch erfüllt, denn der Kunde ist König…«, fuhr der Dämon ungerührt fort.
»Entschuldige bitte«, sagte Rincewind.
    »… so angenehm wie möglich.« Irgendwo hinter Urglefloggahs Reißund Stoßzähnen erklang ein erleichtertes Seufzen. Zum erstenmal schien er den beiden Besuchern zuzuhören. »Ja? Was ist?«
    »Wo sind wir?« fragte Rincewind.
Mehrere Rachen klappten auf. »Verzagt, Sterbliche!«
»Warum denn?« erkundigte sich der Zauberer.
»Duckt euch und zittert!« fuhr der Dämon fort. »Denn ihr seid dazu
    verurteilt, für immer und ewig…« Er zögerte und wimmerte leise.
    »Euch erwartet nun eine Periode korrektiver Therapie«, verkündete er und schien jedes Wort herauszuwürgen. »Wir hoffen, daß sie nicht nur lehrreich ist, sondern auch Spaß macht, und zwar dir, dem KONSUMENTEN.«
    Urglefloggah musterte Rincewind aus mehreren Augen. »Schrecklich, nicht wahr?« fügte er in einem normalen Tonfall hinzu. »Mich trifft keine Schuld. Wenn’s nach mir ginge, würden wir auch weiterhin die alten brennenden Dingens und so verwenden.«
    »Dies ist die Hölle, stimmt’s?« vergewisserte sich Eric. »Ich habe Bilder davon gesehen.«
    »Da hast du völlig recht«, erwiderte der Dämon niedergeschlagen. Er nahm Platz. Besser gesagt: Er faltete sich auf eine recht komplizierte Weise zusammen. »Früher legte man hier großen Wert auf persönlichen Service. Die Leute bekamen dadurch das Gefühl, daß wir ihnen Interesse entgegenbrachten, daß sie nicht nur Nummern waren, sondern, äh, Opfer. Wir hatten eine gute Tradition. Aber er schert sich nicht darum. Wie dem auch sei: Warum schildere ich euch meine Probleme? Ihr habt sicher selbst genug. Immerhin seid ihr tot und hier und so. Ihr habt euer Leben doch nicht als Musiker verbracht, oder?«
    »Eigentlich sind wir nicht einmal to…«, begann Rincewind. Der Dämon beachtete ihn nicht, erhob sich, wankte schwerfällig durch den feuchten Korridor und forderte die beiden Besucher mit einem Wink auf, ihm zu folgen.
    »Musiker hassen diesen Ort. Ich meine, sie hassen ihn noch mehr als andere. Den ganzen Tag über dringt Musik aus den Wänden. Oder zumindest das, was er für Musik hält. Oh, ich habe nichts gegen eine gute Melodie, zu der man ordentlich schreien kann, doch unter guten Melodien stelle ich mir etwas anderes vor. Ich meine, angeblich sollen wir hier die beste Musik haben, aber es hört sich dauernd so an, als hätte jemand ein Klavier eingeschaltet und sei dann fortgegangen.«
    »Nun, um ganz genau zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher