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Erfolgreiches Teamcoaching

Erfolgreiches Teamcoaching

Titel: Erfolgreiches Teamcoaching
Autoren: Lothar Linz
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wollten. Aber das ist noch lange nicht das, was der Spieler versteht! Vielleicht hat er das Gefühl, dass Sie ihn schon seit einiger Zeit sehr kritisch beurteilen, während Sie bei anderen Spielern viel mehr durchgehen lassen. War denn nicht der Torwart zuletzt auch mehrfach zu spät, ohne dass Sie etwas gesagt haben? Spekulieren wir also mal, wie der Spieler im genannten Fall die Botschaft verstehen könnte:
    WAS DER ATHLET VERSTEHT
Ich bin zu spät gekommen und das nicht zum ersten Mal.
Sachaussage
Unsere Beziehung ist belastet.
    oder
Beziehungsaussage
Er ist verärgert über mich.
    oder
Er lehnt mich ab. Ich diene ihm nur als Sündenbock.
Ich soll erklären, warum ich zu spät bin.
    oder

Ich soll aus seinen Augen verschwinden.
Appell
Er mag mich nicht.
Selbstmitteilung
    Und schon haben wir ein klassisches Beispiel dafür, wie Menschen aneinander vorbeireden. Weil das, was der eine sagt, vom anderen auf jeder Ebene ganz anders verstanden werden kann. Beachten Sie besonders die Unterschiede auf der Beziehungs- und der Selbstmitteilungsebene. Hier gehen die Aussagen am deutlichsten in unterschiedliche Richtungen. Erfahrungsgemäß entstehen meist auch auf der Beziehungsebene die gewichtigsten Missverständnisse.
    Eine kleine Randbemerkung sei mir hier erlaubt: An dem oben benutzten Beispiel macht sich ein typisches Problem deutlich. Die meisten Menschen neigen dazu, Kritik als einen Angriff auf ihre Person zu verstehen. Immer aber beinhaltetKritik die Beziehungsaussage: „Du bist mir wichtig“, also eine ganz positive Botschaft. Nur hören wir das meist nicht. Dabei verhält es sich tatsächlich so. Wenn wir dem anderen nicht wichtig wären, würde er sich gar nicht die Mühe machen, uns zu kritisieren. Wie Hass immer eine Form von Liebe ist, so schließt Kritik immer eine Form der Anerkennung, der Wertschätzung, ein!
    Doch zurück zum Modell. Obwohl die Selbstmitteilung und der Appell, wie wir oben gesehen haben, tatsächlich in jeder Botschaft mitschwingen, empfehle ich in der Regel, diese beiden Ebenen zu vernachlässigen. Für die Praxis wird es sonst zu kompliziert. Viel wichtiger finde ich es, die Beziehungsebene in den Blickpunkt zu rücken. Die themenzentrierte Interaktion nach Ruth Cohn, eine in den 70er Jahren häufig praktizierte Methode zur Gruppenführung, hatte folgende Grundregel: „Störungen haben immer Vorrang.“ Gemeint war damit, dass an einem Thema erst weitergearbeitet würde, wenn die Störungen auf der Beziehungsebene geklärt waren. Solange hier Unstimmigkeiten herrschen, muss die inhaltliche Arbeit zurückstehen.
    In der Absolutheit ist dieses Konzept kaum haltbar, da es schnell zu einer Lähmung führt. Leicht passiert es, dass man in einer Gruppe nur noch über Beziehungsstörungen spricht und die eigentliche thematische Arbeit gar keinen Raum mehr findet. Aber es lohnt sich, diese Regelung als Anregung zu nehmen. Solange auf der Beziehungsebene Störungen bestehen, wirkt sich das immer auf unsere Verständigung negativ aus. Je bedeutsamer die Beziehungsstörung, desto gravierender die Kommunikationsstörung! Es ist sicher nicht notwendig, jeder Spannung nachzugehen. Aber jeder bedeutsamen! Gerade als Trainer ist es wichtig, dass Sie immer für die Basis einer gelungenen Beziehung zu Ihren Athleten sorgen, damit Sie diese mit Ihrem Denken und Handeln auch erreichen.
2.2 Das Beziehungsmodell der Transaktionsanalyse
    Wenn wir über Beziehung als Basis einer gelungenen Kommunikation reden, dann lohnt es sich, ein weiteres Modell zu betrachten, das Beziehungsmodell der Transaktionsanalyse . Dieses macht einen wesentlichen Aspekt deutlich, auf welche Weise gerade in der Trainer-Athleten-Beziehung Kommunikation ge- oder auch misslingen kann. Begründet wurde die Transaktionsanalyse (kurz: TA) von Eric Berne (siehe z. B. Berne, 2002). Er beobachtete, dass es Beziehungsmuster gibt, die zueinander passen, und andere, die zwangsläufig zu einer Kommunikationsstörung führen.
    Wir Menschen können miteinander in dreierlei Weise in Beziehung treten: über unser Kinder-Ich , unser Erwachsenen-Ich oder unser Eltern-Ich . Das bedeutet,einfach ausgedrückt: Wir können uns kleiner als unser Gegenüber fühlen, gleichwertig oder aber auch als größer als der andere empfinden. Es geht hierbei ausdrücklich nicht um objektive Realitäten, sondern darum, wie ich innerlich dem anderen entgegentrete.
    Sicher kennen Sie das aus Ihrer eigenen Erfahrung: Obwohl es keinen objektiven Grund dafür gibt,
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