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Erfolgreiches Teamcoaching

Erfolgreiches Teamcoaching

Titel: Erfolgreiches Teamcoaching
Autoren: Lothar Linz
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immer, wenn mehrere Menschen zusammenkommen, sprechen wir jedoch automatisch von einer sozialen Gruppe. Die Menschen, welche zum selben Zeitpunkt über den Bahnhofsvorplatz laufen, werden von uns wohl kaum als Einheit angesehen. Sie befinden sich nur zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Außer dieser Tatsache eint sie wenig. Auch die Gruppe der Bartträger ist für unsere Betrachtung wenig bedeutsam. Als Trainer interessiert Sie ja etwas anderes, nämlich das, was man in der Soziologie als eine soziale Gruppe bezeichnet. Schauen wir also einmal, welche Bedingungen gegeben sein müssen, damit von einer solchen Gruppe gesprochen werden kann. In der Regel werden dafür drei Faktoren genannt:
    a) Gemeinsames Ziel (für eine bestimmte Zeitdauer)
    b) Abhängigkeit in der Zielerreichung
    c) Bewusstsein dieser Abhängigkeit
    Das gemeinsame Ziel ist ein interessanter Aspekt. Er gibt Ihnen erste Hinweise darauf, wie Sie eine Trainingsgruppe oder eine Mannschaft zusammenbringen können, wenn das erforderlich ist. Das gemeinsame Ziel bildet immer den Ausgangspunkt. Darauf sollten Sie Ihre Spieler oder Athleten jeweils zu Beginn einschwören. Das Ziel weist uns den Weg. Und auf dieses Ziel können Sie immer wieder zurückgreifen. Daran können Sie Ihre Sportler erinnern, wenn der Zusammenhalt verloren geht.
    Und es ist etwas Wesentliches, dass man nicht nur ein gemeinsames Ziel hat, sondern in der Erreichung des Ziels auch voneinander abhängig ist. Zwei Konkurrenten haben ebenfalls ein gemeinsames Ziel. Aber sie sind keine soziale Gruppe, weil sie eben nicht aufeinander angewiesen sind, sondern vielmehr sich gegenseitig im Wege stehen. Ganz anders Ihre Mannschaft oder Trainingsgruppe. Sie brauchen einander. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass Athleten oft vergessen, wie sehr es auf ihre Mitstreiter ankommt. Deshalb betone ich diesen Aspekt immer wieder.
    Die gegenseitige Abhängigkeit ist etwas Positives . Ich brauche dich und du brauchst mich. Das macht uns beide gleichberechtigt. Jeder Spieler bringt etwas ein, auch der Ersatzspieler. Die Gültigkeit dieser Aussage sieht man spätestens dann, wenn ein Ersatzspieler für Unruhe sorgt. Sofort leidet die Atmosphäre in der gesamten Mannschaft darunter. Deshalb braucht die Mannschaft auch die Reservespieler. Wenn ich anerkennen kann, dass ich die anderen brauche, schätze ich ihren Wert. Und ich kann sicher sein, dass die anderen meinen Wert schätzen. So entsteht ein wirkliches Team.
3.3 Die Gruppe ist wichtiger als das einzelne Mitglied
    Ein funktionierendes Team benötigt aber mehr, als die Abhängigkeit von der gemeinsamen Zielerreichung. Ein Team braucht zum Beispiel Regeln . Dabei gibt es ausgesprochene und unausgesprochene Regeln . Beide sind gleich wichtig. Ein Beispiel für ausgesprochene Regeln umfasst all das, was im Strafenkatalog mit Konsequenzen belegt wird, etwa die Pünktlichkeit beim Training oder das Tragen einheitlicher Kleidung während des Wettkampfs.

    Einheitliche Kleidung ist ein Mittel, die Zusammengehörigkeit einer Gruppe auszudrücken.
    Unausgesprochene Regeln fallen sehr unterschiedlich aus. Häufig haben sie eine eher subtile Wirkung. Ich habe z. B. bei einer Mannschaft erlebt, dass eine heimliche Regel darin bestand, nicht zu ehrgeizig zu sein. Lieber sollten die Spieler sich zurücknehmen, als den Aufstieg ernsthaft anzustreben, obwohl dieser sportlich möglich gewesen wäre. So boykottierten sie immerwieder durch nachlässiges Auftreten gegen schwache Mannschaften und damit verbundene, „unnötige“ Punktverluste alle sich bietenden Chancen. Wenn aber der Aufstieg außer Reichweite geriet, war die Mannschaft wieder von der unausgesprochenen Regel befreit und zeigte prompt ihr wahres Potenzial, z. B. indem sie den Tabellenführer auswärts schlug.
    Unausgesprochene Regeln sind häufig sehr wirksam, gerade weil sie niemals offen gelegt werden und dadurch im Verborgenen wirken. Deshalb ist es für Sie als Trainer wichtig, auf solche Regeln zu achten und sie direkt anzusprechen, wenn Sie einen negativen Einfluss wahrnehmen, auch wenn das manchmal schwierig erscheint, weil Ihnen die „objektiven“ Belege fehlen. Sie vermeiden eine zu negative Reaktion von Seiten der Spieler, wenn Sie dabei nicht besserwisserisch auftreten, sondern Ihre persönlichen Eindrücke als eben solche formulieren. Dann fällt es den Athleten leichter, sich darauf einzulassen, da ihnen Spielraum für ihre eigene Sichtweise gelassen wird. Natürlich gibt es auch
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