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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dem nichts hinzuzufügen, schließlich hatte sie alles auf dem Monitor verfolgen können. Ich schaute mich um. Dietmar Becker schrieb die ganze Zeit in seinen Notizblock und Herr Schleicher diskutierte mit zwei Beamten und einem seiner Mitarbeiter.
    »Tut mir leid, Jacques, dass das so enden musste«, tröstete ich meinen Freund.
    »Ist schon gut, Reiner. Ich hoffe nur, dass wenigstens die Verhöre etwas Verwertbares bringen oder eine der Waffen den Verbrechen zugeordnet werden kann.«
    »Klar, das ist durchaus möglich. Komm, lass uns ein wenig durch den Park laufen. Ich kann im Moment nicht still sitzen.«
    Auf Anordnung von mir war der Park durch die Notbeleuchtung und einen Teil der Lampions etwas erhellt. Daher konnten wir uns trotz der Dunkelheit leicht orientieren. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt und versuchten, uns gegenseitig abzulenken. Nach einer Weile erreichten wir am hinteren Ende des Sees das Aquastadion. Wir kletterten über das niedrige Absperrseil und gingen nach oben zur Tribüne. Von hier aus konnten wir weite Teile des Parks überblicken. Der Free Fall Tower und die Achterbahn bildeten markante Punkte. Wir setzten uns in zwei der Plastiksitze und blickten eine Weile stumm auf den See.
    »So, jetzt haben wir dieses Abenteuer überstanden, Jacques. Doch leider ist es nicht zu unserer Zufriedenheit verlaufen. Wenn nicht einer der Festgenommenen die Taten gesteht, sieht es schlecht für uns aus. Vielleicht werden wir den Fall erst in einigen Jahren per Zufall aufklären können.«
    »Oder niemals«, ergänzte Jacques.
    »Oder niemals«, wiederholte ich. »Wirst du deine Experimente wieder aufnehmen?«
    Der Erfinder schüttelte resigniert den Kopf. »In der nächsten Zeit auf keinen Fall.«
    Ich stand auf und ging die Treppe hinunter, Jacques folgte mir. Sie endete an einer kleinen Bühne direkt am Ufer des Sees, dort, wo tagsüber die Profi-Sportler zu ihren Kunststücken bei den Wassershows starteten. Eine frische Brise wehte uns ins Gesicht. Nach der Anspannung der letzten Tage tat uns diese Abkühlung gut. Ich war heilfroh, dass Jacques noch am Leben war.
    Ein kaum hörbares Knacken ließ uns aufhorchen. Langsam drehten wir uns um. In nicht mal ganz zehn Metern Entfernung stand Hannah Kluwer. Sie hielt eine Waffe in der Hand.
    »Zwei auf einen Streich!«, schrie sie fast hysterisch auf. »Palzki und der Erfinder! Nach so viel Pech habe ich jetzt endlich einmal Glück, hahaha!«
    Wir waren wie versteinert.
    »Ihretwegen, Palzki, habe ich sogar meinen eigenen Mann umbringen müssen. Aber egal, vergessen Sie es, Berti war sowieso ein verweichlichter Nichtsnutz! Er wollte tatsächlich mit dem Solarverein weitermachen, obwohl wir mit der Erfindung Ihres Freundes einen außerordentlichen Gewinn erzielt hätten! Wir hätten ein neues Unternehmen, ja sogar ein Weltmonopol aufbauen können!« Sie lachte verbittert auf. »Wenigstens hat mir Berti geholfen, diesen Ballast von Parkgärtner auf die Achterbahn zu schleppen. Zum Schießen war er ja immer schon zu feige. Die ganze Drecksarbeit musste ich selbst machen.« Mit verächtlicher Miene fuhr sie fort: »Es war alles genau durchdacht. Wenn die Achterbahn am nächsten Tag diesen Gärtner überrollt hätte, hätte man den Park für mindestens ein paar Tage geschlossen.«
    »Sie haben sich Zeit gelassen, Frau Kluwer«, entgegnete ich, ohne auf ihr Geständnis einzugehen. »Ich hatte schon früher mit Ihnen gerechnet.« Jacques starrte mich verständnislos an.
    Die wahnsinnige Mörderin richtete nun die Waffe direkt auf mein Herz. »Das ist mir egal, womit Sie gerechnet haben. Es wird nicht wehtun, Palzki. Ich bin Präzisionsschütze. Das könnte Ihnen dieser Liliputaner bestätigen. Dieser Schweinehund hat es tatsächlich gewagt, mich zu erpressen, nachdem er uns in der Nacht, als ich den Gärtner erschoss, beobachtet hatte. Und auch Sie, Palzki, hätte ich fast erwischt, wenn nicht im letzten Moment dieser Nachtwächter mit seinem blöden Köter dazwischengefunkt hätte.«
    »Ich werde mich bei Gelegenheit bei dem Nachtwächter bedanken«, antwortete ich möglichst gelassen. »So schlau waren Sie übrigens nicht, Frau Kluwer. Ich hatte Sie schon länger ein wenig in Verdacht. Es war für mich leicht, herauszufinden, dass das Nebenzimmer Ihrer Küche direkten Zugang zu der Scheune hat. Und von dort haben Sie Ihren Mann erschossen, stimmts?« Ohne ihr die Möglichkeit einer Antwort zu lassen, fuhr ich fort. »Zugegeben, sicher war ich mir nicht.
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