Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
zu bedrohen. Sie trommelten wild auf das Panzerglas. Jacques, der für einen Moment verschwunden war, kam mit einem Tablett zurück. Darauf standen vier gefüllte Sektgläser.
    »Habe ich mir von deinem Pressesprecher besorgen lassen«, erklärte er trocken. Wir prosteten uns zu. Mit Blick auf das sich stetig füllende Schwimmbecken wandte ich mich an den Parkchef: »Morgen werden Sie den Donnerfluss mangels Wasser stilllegen müssen, und wahrscheinlich haben wir auch noch den See trockengelegt.«
    Herr Schleicher lachte. »Keine Angst, der Donnerfluss und der See sind bestens gefüllt. Da machen ein paar Kubikmeter Wasser nichts aus.«
    »Wir sollten das trotzdem rechtzeitig abschalten«, meinte Jacques. »Dieser Petrow ist nicht gerade ein Riese.«
    Als Polizeibeamter hätte ich normalerweise in so einer Situation sofort eingreifen müssen. Da ich jedoch wusste, dass die Lage ungefährlich war und wir sie, wenn auch erst jetzt, unter Kontrolle hatten, sah ich das nicht so eng und hoffte, dass KPD und Borgia nicht alle Details erfahren würden. Schließlich war die Falle ja nicht meine Idee gewesen.
    Dietmar Becker wirkte etwas nachdenklich, als er feststellte: »Mal ehrlich, viel gebracht hat uns das alles nicht. Keiner der Anwesenden hat sich bisher zu den Morden bekannt.«
    Das war bitter. Trotzdem mussten wir dem Studenten insgeheim beipflichten. Halb gewonnen ist auch verloren.
    »Wartet mal ab«, meinte Jacques hoffnungsvoll. 20 Minuten später schaltete er die Pumpen ab und schloss die Zuleitungsrohre. Petrow mit seinen schätzungsweise 1,60 Metern Körpergröße reichte das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Jacques holte währenddessen einen kleinen Kasten, der einem Lautsprecher mit Gehäuse ähnelte, aus seinem Nebenraum. Auf der Oberseite des Kastens war ein Mikrofon befestigt.
    »Entschuldigt das primitive Aussehen. Das Ding habe ich heute früh schnell zusammengeschraubt«, sagte er an uns gewandt, bevor er mir das Mikrofon reichte.
    Mir war klar, dass sein Kasten mit einer Gegensprechanlage auf der anderen Seite verbunden sein musste. Ich begann das Gespräch: »Meine wenig geehrten Herren im Nebenzimmer. Ich hoffe, dass niemand von Ihnen wasserscheu ist. Bevor wir den Rest des Raumes fluten, würden wir uns gerne mit Ihnen darüber unterhalten, wer den Parkgärtner, den Liliputaner und den Vereinsvorsitzenden erschossen hat. Wer von Ihnen will mit seinem Bericht beginnen? Leider müssen wir auf Beamer und ähnliche Hilfsmittel verzichten.«
    Alle fünf redeten durcheinander. Sogar Al-Moranys bisher stummer Kollege wirbelte mit den Armen in der Luft herum und schrie. Verstehen konnte man niemanden.
    »Wo bleibt Ihre gute Erziehung?«, fragte ich. »Vielleicht sollten wir freundlicherweise versuchen, einer nach dem anderen zu reden. Beginnen wir mit dem saudi-arabischen Geheimdienst. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?«
    Al-Morany kam an die Plexiglasscheibe gerudert, so als würden wir ihn dadurch besser verstehen können.
    »Das wird Konsequenzen haben, Herr Palzki. In Ihrem Land darf sich die Polizei so etwas nicht erlauben. Dies hier ist eine freie Demokratie! Lassen Sie uns sofort heraus!«
    »Leider kann Ihnen die Polizei im Augenblick nicht weiterhelfen«, erwiderte ich. »Im Moment bin ich hier Herr über Leben und Tod. Und ich bin mächtig sauer auf Sie! Warum haben Sie das getan?« Ich weiß nicht, wie Jacques es machte. Etwa eine halbe Minute lang schoss wie zur Warnung erneut Wasser aus einem der Rohre heraus. Vermutlich hatte er eine Fernsteuerung.
    »Wir waren es nicht!«, brüllte Al-Morany. »Ich habe hervorragende Beziehungen und werde dafür sorgen, dass dieser Park sofort geschlossen wird. Und Sie, Herr Palzki, sind die längste Zeit Polizist gewesen.«
    Ich winkte nur müde ab. Mit dieser Aussage war ich nicht sehr zufrieden. »Als Nächstes darf ich das Team aus Russland zur Stellungnahme bitten. Warum mussten diese drei Menschen sterben? Verraten Sie uns das!«
    Pawlow und Petrow diskutierten bereits die ganze Zeit über auf Russisch. »Wir waren es nicht«, sagte Pawlow schließlich. »Es stimmt zwar, dass wir den Park observiert haben, mit den Morden haben wir jedoch nichts zu tun. Und diesen bärtigen Spinner kannten wir nicht einmal. Lassen Sie uns sofort hier raus, wir kennen unsere Rechte!«
    »Ja, ja, ich weiß«, antwortete ich möglichst gelassen. »Ich kenne neben meinen Rechten auch meine Pflichten. Und hierzu gehört an erster Stelle, diese scheußlichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher