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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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sehr. Aber ich möchte meine Zeit mit dir nicht missen. Es ist den Schmerz wert.
    Ich tastete in meiner Handtasche nach einem Taschentuch, Helen gab mir eins. Die Tränen stiegen mir in die Augen, und ich sagte lautlos: »Danke.«
    »Schon gut«, erwiderte sie lautlos; auch sie hatte Tränen in den Augen.
    Auf dem kleinen Podest standen Rachel und Luke Hand in Hand, und Rachel sagte: »Ich bin selbst für mein Glück verantwortlich, aber ich übergebe es dir, es ist mein Geschenk an dich.«
    »Bevor ich dir begegnete«, sagte Luke, »war es eine lange Zeit, eine lange, lange Zeit, eine lange, einsame Zeit.«
    »… in unserem Streben nach Selbstverwirklichung sind wir zusammen mehr als die Teile unser selbst…«
    »… alles, was glänzt, ist Gold, und du bist meine Treppe in den Himmel …«
    »… ich verspreche, dir meine Loyalität, meine Treue, mein Vertrauen zu schenken und auf passiv-aggressives Ausagieren zu verzichten …«
    »… und wenn der Sturm durch deine Hecke fegt, dann erschrick nicht …«
    Dad runzelte die Stirn. Er war verwirrt. »Ist es nicht alles ein bisschen … welches Wort habt ihr da immer?«
    »Federstreichlerisch«, flüsterte Jacqui ziemlich laut hinter uns.
    »Genau, federstreichlerisch.« Dann merkte er, dass Jacqui es war, die gesprochen hatte, und senkte den Blick peinlich berührt zu Boden. Er hatte die Scrabble-Sache noch nicht verwunden.

    »Es will mir nicht in den Kopf, dass ein Drogensüchtiger ein Hotel besitzt«, sagte Mum. »Auch wenn es nur ein kleines ist.« Sie ließ den Blick durch den prächtig geschmückten Raum schweifen, über all die Bänder und Blumen. »Guck doch mal, wie Grummel-Joey immer zu Jacqui rüberstarrt.«
    Alle drehten sich um. Joey saß an einem Tisch mit lauter Echten Männern. (An einem der Tische. Es gab nämlich drei, und an jedem saßen acht Echte Männer. Dazu mehrere Echte Männer zweiten Ranges, und möglicherweise auch welche dritten Ranges.) Ohne Zweifel starrte er Jacqui an, die an dem Tisch für »Alleinstehende und andere Ausgestoßene« saß.
    »Das muss man ihr lassen«, sagte Mum zögernd, »sie sieht sehr gut aus für eine unverheiratete Frau im achten Monat.«
    Jacqui saß inmitten unserer speziellen Cousins und Cousinen, einschließlich eines Priesters, der aus Nigeria angereist war, und leuchtete. Die meisten Schwangeren, die ich kannte, bekamen Hautausschläge oder Krampfadern, aber Jacqui sah so strahlend aus wie nie zuvor.
    »Himmel!«, kreischte Mum, als etwas Rundes angeflogen kam und sie traf. Ein gelber Hut. Maggies gelber Hut.
    JJ und Claires Sohn Luka spielten damit Frisbee.
    »Dazu eignet er sich gut«, sagte Mum. »Er ist scheußlich. Sie sieht mehr nach der Brautmutter aus als ich. Und ich bin die Brautmutter.« Sie warf Luka den Hut zu und blickte dann auf ihren Teller. »Was sind das bloß für Sachen? Ach, das müssen die berühmten Zuckerschoten sein. Na, die rühre ich natürlich nicht an.« Sie schob sie zur Seite. »Guck mal«, zischte sie. »Joey starrt immer noch zu ihr rüber.«
    »Auf ihre Möpse.« Das sagte die zwölfjährige Kate.
    Mum sah sie böse an. »Du bist ganz die Mutter, kein Zweifel. Geh wieder an den Kindertisch. Mach schon! Deine arme Tante Margaret hat da alle Hände voll zu tun mit euch.«
    »Ich sage ihr, was du über ihren Hut gesagt hast.«
    »Mach dir keine Mühe. Das sage ich ihr schon selbst.«
    Kate zog von dannen.
    »Der habe ich es gezeigt«, sagte Mum mit grimmiger Befriedigung.
    »Wo ist Dad?«, fragte ich.
    »Auf der Toilette.«
    »Schon wieder? Was hat er denn?«
    »Er hat Bauchschmerzen. Wegen der Rede, die er halten muss.«
    »Er hat eine Lebensmittelvergiftung!«, erklärte Helen. »Stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Gar nicht.«
    »Und ob.«
    »Anna, da drüben ist ein Mann, der dauernd zu dir rüberguckt«, sagte Claire.
    »Der, der aussieht wie einer aus Red Hot Chili Peppers ?«, fragte Mum. »Der ist mir auch schon aufgefallen.«
    »Woher kennst du Red Hot Chili Peppers ?«, schallte es gleich aus mehreren Richtungen.
    »Ich weiß auch nicht.« Mum sah verstört aus. Sogar richtig unglücklich.
    »Lass mich mal sehen«, sagte Helen. »Der in Schwarz? Mit den langen Haaren?« Mit gedehnter Stimme sagte sie: »Der sieht aus wie ein gaaanz, gaaanz böser Mann.«
    »Komisch eigentlich«, sagte ich. »Denn er ist ein richtig guter Typ.«

    »Wie geht es euch allen?«, fragte Gaz. »Hat jemand Kopfschmerzen? Nebenhöhlenprobleme?«
    »Gehen Sie weg«, sagte Mum.
    Rachel
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