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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition)
Autoren: Marian Keyes
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Tramore war.
    »Ich sehe ein blaues, blaues Meer, einen blauen Himmel, kaum eine Wolke, einen weißen Strand. Bäume. Wahrscheinlich Palmen. Frische Fische, Rum.« Sie lachte leise. »Richtig?«
    »Ja.« Ich meine, es war doch sowieso egal. Tequila, Rum – beides waren Urlaubsdrinks.
    »Und ah! Er unterbricht mich. Er hat eine Nachricht für Sie.«
    »Ich bin gespannt.«
    »Er sagt, Sie sollen nicht länger um ihn trauern. Er ist an einem besseren Ort. Er wollte Sie nicht verlassen, aber er musste es tun, und jetzt ist er sehr glücklich, da, wo er ist. Und obwohl Sie ihn nicht sehen können, ist er immer um Sie, ist immer bei Ihnen.«
    »Okay«, sagte ich dumpf.
    »Haben Sie Fragen?«
    Ich beschloss, sie zu testen. »Ja, habe ich. Er wollte mir noch etwas sagen. Was war das?«
    »Sie sollen nicht länger um ihn trauern, er ist an einem besseren Ort …«
    »Nein, er wollte mir etwas sagen, bevor er starb.«
    »Genau das wollte er Ihnen sagen.« Das sagte sie mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
    »Wie konnte er mir vor seinem Tod sagen, dass er an einen besseren Ort gegangen war?«
    »Er hatte eine Vorahnung.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Hey, wenn es Ihnen nicht gefällt …«
    »… Sie sprechen nicht mit ihm. Sie sagen lauter Sachen, die auf jeden zutreffen könnten.«
    Plötzlich sagte sie: »Er hat Ihnen Frühstück gemacht.« Sie klang – wie? Überrascht?
    Auch ich war überrascht – weil es stimmte! Ich hatte einmal erwähnt, dass ich gern Porridge aß, und Aidan hatte gefragt: »Ist Porridge das gleiche wie Oatmeal?« Ich sagte: »Ich glaube ja«, und am nächsten Morgen stand er an unserem Herd, der nur selten benutzt wurde, und rührte in einem Topf. »Porridge«, sagte er. »Oder Oatmeal, wenn du das lieber magst. Denn wenn du mit diesen furchteinflößenden Beauty-Damen zum Lunch gehst, kannst du nichts essen, falls sie dich dafür verurteilen. Deshalb musst du jetzt was essen.«
    »Es stimmt, oder? Er hat Ihnen jeden Morgen Frühstück gemacht.«
    »Ja.« Ich war ganz zahm.
    »Er hat Sie sehr geliebt.«
    Das stimmte. Mir fiel wieder etwas ein, das ich vergessen hatte: Er sagte mir bestimmt sechzig Mal am Tag, wie sehr er mich liebte. Er hat mir kleine Zettel in die Handtasche gesteckt. Einmal wollte er mich überreden, einen Selbstverteidigungskurs zu machen, weil er sagte: »Ich kann nicht die ganze Zeit bei dir sein, und wenn dir etwas zustieße, würde ich mich umbringen.«
    »Das stimmt doch, meine Gute?«, fragte Neris.
    »Was hat er mir zum Frühstück gemacht?« Wenn sie das beantworten konnte, würde ich an sie glauben.
    Ohne zu zögern, sagte sie: »Rührei.«
    »Nein.«
    Pause. »Müsli?«
    »Nein.«
    »Toast und Marmelade.«
    »Nein. Ist nicht wichtig. Hier ist eine leichtere Frage. Wie hieß er?«
    Nach einer ganz kurzen Pause sagte sie: »Ich kriege den Buchstaben L.«
    »Nein.«
    »R?«
    »Nein.«
    »M?«
    »Nein.«
    »B?«
    »Nein.«
    »A?«
    »Richtig, ja.«
    »Adam?«
    »So heißt der Freund meiner Schwester.«
    »Ja, natürlich. Er ist auch hier bei mir und er sagt mir …«
    »Er ist nicht tot.« Er lebt, er ist in London und muss wahrscheinlich gerade etwas bügeln.
    »Oh. Okay. Aaron.«
    »Nein.«
    »Andrew?«
    »Nein. Sie erraten es doch nicht.«
    »Sagen Sie ihn mir.«
    »Nein.«
    »Das macht mich ganz verrückt!«
    »Gut.« Dann legte ich auf.

SECHZEHN
    Mitch sah aus wie ein anderer Mensch. Buchstäblich wie ein anderer Mensch. Er wirkte größer und war so selbstsicher, dass er mir schon fast arrogant vorkam. Sogar sein Gesicht hatte eine andere Farbe. Vor sechs, sieben, acht Monaten hatte ich nicht bemerkt, dass er grau und wie tot aussah. Erst jetzt, da die schreckliche Erstarrung gewichen war und sein Gesicht lebhaft war und Farbe hatte, fiel es mir auf.
    Er sah mich, und ein breites Lächeln ging über sein Gesicht. Ein richtiges Strahlen, so wie ich es bei ihm vorher nie gesehen hatte. »Anna. Hey, du siehst toll aus!« Seine Stimme war lauter als vorher.
    »Danke.«
    »Ja, jetzt siehst du nicht mehr wie ein betäubter Seelöwe aus.«
    »Habe ich wie ein betäubter Seelöwe ausgesehen?« Das hatte ich nicht gewusst.
    Er lachte. »Ich war auch nicht so toll, oder? Dead Man Walking.«
    Ich hatte ihn nach meinem Gespräch mit Neris Hemming angerufen, weil ich ein paar Fragen hatte. Er war hoch erfreut, von mir zu hören, und schlug vor, dass wir zusammen essen gingen.
    »Hier geht’s lang.« Er führte mich in das Restaurant.
    »Ein Tisch für zwei?«, fragte
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