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Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)

Titel: Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
Autoren: Kendra Leigh Castle
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die Höhe zu kommen. Einen Moment lang stand er schwankend da und fühlte sich, als würde er fünfhundert Kilo wiegen.
    Er hörte lautes Poltern, gefolgt von einer männlichen Stimme.
    »Hör auf, gegen mich anzukämpfen, Lyra. Hier kann dich keiner hören!«
    Simon!
    Wut flammte in Jaden auf, breitete sich wie ein Buschfeuer in ihm aus und erwärmte seine vom Schlaf kalten und schweren Glieder. Er richtete sich auf und versuchte, sich schneller zu bewegen. Die Zimmertür öffnete er allerdings äußerst vorsichtig – viele Fenster gab es hier nicht, nur am Ende des Flurs, aber er musste aufpassen, dass er nicht ins Sonnenlicht geriet.
    Die Sonne – wie war es ihm überhaupt gelungen aufzustehen?
    Jaden blieb keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Aus dem Stockwerk unter ihm ertönte ein weiteres Poltern. Er dachte an Lyra, und schon konnte er spüren, wie das Adrenalin durch ihre Adern jagte, konnte den metallischen Geschmack der Angst auf ihrer Zunge schmecken. Sie hatte Todesangst.
    »Bring mich nicht dazu, das zu tun, Simon!«
    Lachen. »Du kannst mir nichts anhaben, Lyra. Dein Vater hatte recht. Du hast nicht die geringste Chance gegen uns männliche Wölfe. Und gegen mich schon gar nicht. Dafür weiß ich zu viel über dich.«
    »Du weißt überhaupt nichts von mir!«
    »Ich weiß, wenn du die Wahl zwischen diesem Halsband oder Doriens Tod hast, dann entscheidest du dich für das Halsband.«
    Jetzt rannte Jaden die Treppe hinunter, seine Füße berührten kaum die Stufen. Nur am Rande nahm er wahr, dass Licht durch die Fenster auf der Ostseite hereinfiel und den Flur erhellte, wie seine Augen das seit über zweihundert Jahren nicht mehr gesehen hatten.
    Er konnte an nichts anderes denken als an Lyra. Und als hätte sie gespürt, dass er an sie dachte, rief sie laut seinen Namen.
    »Jaden? Kannst du mich hören? Hilf mir!«
    Simon tänzelte lachend um Lyra herum, als Jaden ins Zimmer gestürmt kam.
    »Als ob es dir irgendwie nützen könnte, nach Sonnenaufgang einen Vampir um Hilfe anzuflehen! Echt lustig!«
    »Und wie!«, knurrte Jaden, und beide Köpfe flogen gleichzeitig zu ihm herum. Jaden erfasste sofort, was vor sich ging. Simon hielt einen langen, blutverschmierten Dolch in der Hand. Und Lyra versuchte, Simon von ihrem Vater fernzuhalten.
    Die Erleichterung, die sich auf ihrem hübschen Gesicht abzeichnete, war alles, was Jaden brauchte. Allerdings war Simons entsetzter Blick eine nette Zugabe.
    »Willst du ihn fertigmachen oder soll ich?«, fragte Jaden.
    Lyra sank zu Boden, und erst jetzt bemerkte er den roten Fleck auf ihrem T-Shirt, der sich rasch ausbreitete. Sie schüttelte den Kopf. »Das wirst du übernehmen müssen.«
    Das Letzte, was Simon sah, waren zwei wütende Katzenaugen, in denen eine so dunkle und urtümliche Blutlust schimmerte, dass er wusste, er hatte keine Chance. Als die Katze sprang, riss er die Hände hoch und schrie.
    Und dann war Simon Dale tot.
    Es schien Tage zu dauern, nicht bloß Stunden, aber am späten Nachmittag stand Lyra an dem Ort, den sie nie mehr wiederzusehen geglaubt hatte: zu Hause. Und in dem Keller, in dem Jaden so manchen Tag verbracht hatte, lag Eric Black, gefesselt und geschlagen, aber mit einer Wut in den Augen, dass Lyra wusste, er würde sich wieder erholen.
    Als Lyra rasch seine Fesseln löste, fiel ihr sogleich der silberne Schimmer in dem Strick auf. Ein raffinierter Trick, wenn man einen Wolf fesseln wollte, aber mithilfe von außen war diese Fessel leicht zu lösen. Allerdings zuckte sie ein wenig zusammen, weil die Stelle, wo Simons giftgetränkter Dolch sie getroffen hatte, bei bestimmten Bewegungen nach wie vor wehtat. Sie hatte die Wunde so gut wie möglich gesäubert und verbunden, aber sie brannte noch immer. Jaden hatte ihr jedoch versichert, dass das nicht mehr lange anhalten würde.
    Nachdem Jaden den Rest des Kellers gründlich durchsucht hatte, war er nach oben gegangen, wo alle Fensterläden geschlossen waren. Wann immer Lyra an ihn dachte, hatte sie das Gefühl, das Herz müsse ihr aus der Brust springen. Er war da gewesen, als sie ihn am dringendsten gebraucht hatte. Er hatte sie gerettet.
    Und seltsamerweise brachte sie diese Rettung überhaupt nicht in Rage. Im Gegenteil, sie fühlte sich sicher, behütet … geliebt.
    Einen Mann zu haben, auf den man sich verlassen konnte, der einem im Kampf den Rücken freihielt, war wirklich nicht zu verachten.
    Und dass er ganz höflich erst gefragt hatte, ob er Simon kaltmachen dürfe,
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