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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark Henshaw
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Fahrstuhl, der zu den unteren Stockwerken führte. Durch die vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster dahinter erstreckte sich der leere Hof, und dahinter wiederum erhob sich der wuchtige Altbau der Zentrale. In der Dunkelheit und Stille wirkte das Gelände verlassen, was angesichts der Größe des Gebäudes schon fast unheimlich war. Das CIA -Gelände umfasste zwölf Quadratkilometer, die, kaum einen Steinwurf weit vom Potomac entfernt, entlang des George Washington Parkway aus dem Wald geschnitten worden waren. Kyra hatte keine Vorstellung davon, wie viele Menschen hier arbeiteten. Die genaue Anzahl war ohnehin geheim, doch die schiere Größe des Gebäudes vermittelte ihr ein Gefühl dafür, welche Rolle sie hier spielte.
    Nämlich gar keine. Ich bin nur ein kleines Rädchen im Getriebe.
    Der Wunsch umzukehren meldete sich wieder bei ihr. Ohne ihre Schritte zu verlangsamen, unterdrückte sie ihn, was aber nur wieder ihre Lust auf einen Schnaps weckte.
    Der Marsch bis zu ihrem Ziel dauerte lange drei Minuten. Der Empfang des medizinisches Dienstes im ersten Stock sah aus wie der in allen Arztpraxen, was sie bei ihrem ersten Besuch hier überrascht hatte. Ihr war eine solche medizinische Einrichtung in einem Regierungsgebäude fehl am Platz vorgekommen, und das umso mehr, da sie vom CIA -Museum und der Eingangshalle des Altbaus in die Zange genommen wurde.
    Kyra meldete sich an und wurde schon nach kurzer Wartezeit ins Untersuchungszimmer geführt. Dort setzte sie sich auf den Behandlungstisch. Die Sprechstundenhilfe verschwand wieder, ohne ihr zu sagen, ob oder wann sich jemand um sie kümmern werde.
    Der Arzt, der schließlich eintrat, ein alter Mann mit grauem Bart und verwitterter Haut, musste früher ein attraktiver Mann gewesen sein. Schweigend prüfte er ihre Akte, während Kyra den Arzt prüfte. Sie war schon einmal hier gewesen, gleich nach Caracas, und hatte mit einem anderen Arzt über dessen Arbeit gesprochen. Diese bestand vor allem aus Untersuchungen und Impfungen von Mitarbeitern, die ins Ausland gingen. An Weihnachten hatten die Ärzte am meisten zu tun, wenn sie die kostenlosen Grippeschutzimpfungen an die Heimkehrer verteilten. Doch hin und wieder kamen Analysten und stellten Fragen zu Patienten, deren Identität sie auch dem Arzt gegenüber nicht preisgaben, obwohl dieser ohnehin unter besonderer Schweigepflicht stand. Kyra vermutete, die Analysten versuchten vor allem herauszufinden, wann ein besonders unbeliebter ausländischer Führer von allein tot umfallen würde.
    Und manchmal mussten sie Patienten wie Kyra behandeln, die sich Wunden oder Krankheiten an Orten zugezogen hatten, von denen die Ärzte nichts wissen durften. Doch das machte ihre eintönige Arbeit mit Sicherheit etwas interessanter.
    »Immer noch Schmerzen?«, fragte der Arzt schließlich, während er die Akte schloss und zur Seite legte.
    »Ja«, musste Kyra zugeben. »Meistens ist der Arm steif. Macht das Fahren ein bisschen komplizierter.«
    »Hat Ihr Auto ein Automatik- oder ein Schaltgetriebe?«
    »Automatik.« Kyra war froh deswegen. Ein Schaltgetriebe wäre bei den ewigen Staus auf der Umgehungsstraße eine Qual gewesen. »Normalerweise bekomme ich erst Probleme, wenn ich scharf lenken muss oder am Radio herumhantiere.«
    »Wahrscheinlich ist das tief liegende Gewebe noch verletzt«, erklärte der Arzt. »Sie haben ein Stück vom Trizeps und vom Armbeugemuskel verloren, und die Wunde ist mit einer dicken Narbe überzogen. Narbengewebe ist nicht sehr flexibel, deswegen wird Ihre Beweglichkeit ein wenig eingeschränkt bleiben. Nicht sehr, glaube ich, aber Sie werden es bemerken. Rechts- oder Linkshänderin?«
    »Links.«
    »Klingt doch gut. Dann ist Ihr Hauptarm nicht beeinträchtigt«, sagte der Arzt. Kyra wusste nicht, ob dies ein Versuch war, sie zu trösten. Wenn ja, war es ein schwacher Versuch. »Gut, dann sehen wir mal nach.«
    Kyra knöpfte ihre Bluse auf und zog ihren rechten Arm aus dem Ärmel. An der Rückseite rechts oben befand sich ein an allen vier Ecken mit Pflaster befestigter Mullverband. Vorsichtig löste der Arzt den Verband ab, unter dem ein etwa acht Zentimeter langer Riss zum Vorschein kam. Die rund um die Wunde zerfetzte Haut war mit einem Skalpell sauber geglättet, zusammengezogen und mit zwei Dutzend Stichen genäht worden.
    Der Arzt betrachtete die Wunde und drehte dabei ihren Arm leicht von einer Seite zur anderen. »Sieht gut aus«, sagte er schließlich. »Keine Anzeichen einer Infektion. Ich
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