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Er trank das ewige Leben

Er trank das ewige Leben

Titel: Er trank das ewige Leben
Autoren: Jason Dark
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war ein Umhauer, aber das kannte er von seinen eigenen selbstgebrauten Getränken. »Du wirst die Waffe brauchen.«
    »Gegen deine Töchter?«
    Mareks Freund schloß für Sekunden die Augen. Die dünne Haut an den Wangen zuckte. Er sah aus wie ein Mensch, der lautlos weint. »Ja, gegen meine Töchter.«
    »Sie sind Geschöpfe der Nacht?«
    Nicken. Dann die Flüsterstimme und die Worte, die eine Antwort präzisierten. »Sie sind Vampire, weibliche Vampire. Und ich weiß, daß sie kommen werden, um sich Blut zu holen.«
    Marek sah, wie schwer seinem Freund dieses Geständnis gefallen war.
    Er konnte auch nicht mehr sprechen, und der Pfähler griff über den Tisch hinweg.
    Er umschloß mit seiner Hand die zitternde Rechte des anderen. »Bitte, ich weiß, wie schwer das alles ist. Und ich kann dir auch keinen hundertprozentigen Rat geben, aber gemeinsam werden wir die Dinge durchstehen.«
    Negru hielt die Augen immer noch geschlossen. Seine Lippen zitterten.
    Tränen liefen über die Wangen. »Sie – sie sind meine Töchter, Frantisek. Noch immer.«
    »Ich weiß.«
    »Und meine Frau ist durchgedreht. Sie konnte es nicht glauben. Sie hat sich das Leben genommen!«
    »Wußte sie über alles Bescheid?«
    »Ich hatte sie eingeweiht.«
    »Okay, du mußt deine Frau zwar nicht vergessen, das wirst du auch nicht können, aber deine Töchter sind jetzt wichtiger. Ihretwegen hast du mich gerufen.«
    »Natürlich.«
    »Wie heißen sie?«
    »Constanza und Marina.«
    »Wie alt sind sie?«
    »Beide dreißig Jahre.«
    Marek runzelte die Stirn. »Beide? Sind sie im selben Jahr geboren?«
    »Es sind Zwillinge.«
    »So ist das.«
    »Ja«, stöhnte der Mann, stemmte sich an der Tischkante ab und öffnete wieder die Augen. »So ist es und nicht anders, mein alter Freund. Ich weiß, daß sie getötet werden müssen. Sie würden sonst Unheil bringen. Ich habe mich auch damit abgefunden. Vielleicht hätte ich es auch selbst getan, wäre ich nicht ihr Vater gewesen, aber so habe ich es nicht übers Herz bringen können.«
    »Das verstehe ich sehr gut«, flüsterte Marek. »Aber mal etwas anderes, Negru. So einfach wird man nicht zum Vampir. Da muß etwas geschehen sein.«
    »Ist es auch«, gab Negru zu. »Es ist etwas geschehen. Sie sind einem Blutsauger in die Falle gelaufen.«
    Marek spannte sich.
    Er spürte das Jagdfieber in ihm hochsteigen. »Kennst du ihn?«
    »Ja und nein. Sagen wir so: Ich habe ihn noch nie gesehen, aber es gibt ihn. Sein Name ist mir bekannt.«
    »Wie heißt er?«
    »Mephisto!«
    »Bitte?«
    »So nennt er sich. Er fühlt sich wohl mehr als Teufel und nicht als Vampir.« Negru zeigte so etwas wie Galgenhumor, als er hinzufügte:
    »Dann hätte er sich auch Dracula nennen können.«
    »Ja, stimmt.«
    »Eben.«
    »Als Mephisto. Er scheint den Faust zu kennen.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was sagt man über ihn?«
    Negru trank sein Glas leer. »Alles und nichts. Er ist ein Schreckgespenst. Er ist schon alt. Es gibt ihn als Legende. Er ist bekannt in diesem Teil des Landes. Das Donaudelta ist seine Heimat, aber er stammt nicht von hier, wie man sich erzählt.«
    »Sondern?«
    »Aus einem Land im Westen, angeblich.«
    »Gibt es ihn schon lange?«
    »Ja, einige Jahre.«
    »Und was war mit seinen Opfern?«
    Negru atmete schnaufend durch die Nase. »Das kann ich dir nicht genau sagen, Frantisek. Es muß sie ab und zu gegeben haben, aber richtige Beweise haben wir bisher nicht bekommen. Alles versinkt im Dunst des Deltas, sage ich dir.«
    »Aber es gibt deine Töchter, die zu Opfern dieses Mephisto geworden sind?«
    »Leider.«
    »Und du rechnest damit, daß sie in der Dunkelheit erscheinen werden, um sich das Blut zu holen, das sie brauchen?«
    Negru schenkte wieder nach. »Nein, Frantisek, so ist das nicht. Oder nicht genau.«
    »Wie ist es dann?«
    »Sie sind schon da.«
    Das war neu für Marek, aber so neu auch nicht, denn das Pendel war ›unruhig‹ geworden. Ein Zeichen, daß etwas anderes in der Nähe lauerte. »Habe ich richtig gehört?«
    »Du hast.«
    »Wo sind sie dann?«
    »Ich habe sie geholt. Ich habe sie gefangen. Ich habe es aber nicht übers Herz bringen können, sie zu töten oder zu erlösen, wie man sagt. Das sollst du tun.«
    Der Pfähler schnaufte ebenfalls. »Ja, mein Freund, ja. Jetzt weiß ich genau, weshalb du mich gerufen hast.«
    »Und?« flüsterte Negru. »Was sagst du dazu? Bist du jetzt sauer? Willst du mich verdammen?«
    »Das sicherlich nicht. Ich will dir nur sagen, daß du gut daran getan
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