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Er trank das ewige Leben

Er trank das ewige Leben

Titel: Er trank das ewige Leben
Autoren: Jason Dark
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vor.«
    »Ach ja?«
    Glenda nickte. »Ich weiß wirklich nicht, ob es eine so gute Idee war«, murmelte sie. »Was hat uns eigentlich dazu getrieben, uns zu melden? Weißt du das noch?«
    »Die Wut.«
    »Auf wen?«
    »Auf John und Suko, denn sie haben uns allein gelassen. Sie setzten sich ab, typisch…«
    »Stimmt.«
    Der Sprecher und Theaterleiter kam zu ihnen. Er schaute sie an und legte dann einen Finger auf seine Lippen. Beide Frauen wußten Bescheid. Sie hielten den Mund.
    Der Magier drehte ihnen den Rücken zu. Erkennen konnten sie ihn kaum, denn die Dunkelheit und der Rauch waren einfach zu dicht. Nur seine Stimme war zu hören. Er flehte zu den Geistern der Natur und des Himmels, zu all den Gütigen, die über die Menschen wachten. Zu den Sternen und zu den Engeln, damit sie auf die Erde kamen und die Menschen vor dem Bösen schützten.
    Unwillkürlich warfen die beiden Frauen einen Blick hoch zum Himmel, wo sich die Sterne klar und deutlich abzeichneten, als wäre jeder einzelne von ihnen gemalt worden.
    Der Himmel war so wunderbar klar. Keine Wolken verteilten sich dort. Er erinnerte an ein dunkles Gewölbe, das irgendwo in der Unendlichkeit endete.
    »Kommt und eilt herbei, ihr guten Geister! Kommt und packt das Böse. Kommt und sucht es mit uns…«
    Der Magier verstummte.
    Es war wirklich etwas zu naiv gemacht, aber trotzdem wirkungsvoll, denn von überall her, zumindest aus der Nähe der Bühne war ein unheimliches Geheul zu hören.
    Und dann tauchten die guten Geister auf, die sich bisher versteckt gehalten hatten. Es waren Feen und Elfen, Waldgeister mit schrumpeligen Köpfen oder Gestalten, die als lebende Bäume über den Grasteppich hinweghuschten.
    Shao und Glenda, die in unmittelbarer Nähe standen, konnten nicht anders. Sie mußten einfach über diesen Spuk lächeln, der auf sie so wenig professionell wirkte, aber nicht auf die Zuschauer, die es von einer anderen Seite sahen.
    Wer Shakespeare kannte, der wurde an seine Komödie ›Ein Sommernachtstraum‹ erinnert, denn auch in diesem Stück bevölkerten allerlei Zauberwesen die Bühne.
    Sie umtanzten den Magier. Sie sangen und sprachen zugleich, und plötzlich waren sie auch bei Shao und Glenda. Beide wußten kaum, wie ihnen geschah. Sie wurden an den Händen gepackt und zugleich mitgerissen, und sie gerieten hinein in den wundersamen Reigen der tanzenden Geistwesen.
    Sie machten mit.
    Der Magier stand noch immer in seiner Rauchwolke, die sich aber allmählich verflüchtigte. Es war Wind aufgekommen.
    »Menschen!« rief der Magier aus dem Rauchrest hervor. »Menschen, Elfen, Feen, Tiere des Waldes. All sie sollen eine Allianz gegen die bösen Geister bilden. All sie haben sich zusammengetan, um dem Schrecken zu trotzen, der die Menschen überfallen will. All sie, all sie…«
    Und der Tanz ging weiter. Wilder und schneller als zuvor. Sogar die beiden Skelette beteiligten sich daran. Bei ihnen sah es so aus, als würden schimmernde Knochen durch die Luft hüpfen, denn nach wie vor war von ihren Trikots nichts zu sehen.
    Tanzen, weitermachen…
    Bis ein Schrei erklang!
    Glenda und Shao wußten nicht, wer ihn ausgestoßen hatte. Aber er war zu hören, er klang nicht künstlich. Er stand wie ein zitterndes Echo im Innenhof, und er gehörte nicht zum Spiel.
    Die Tänzer waren überrascht.
    Sie brachen ab. Es geschah so plötzlich, daß die beiden fremden Personen beinahe das Gleichgewicht verloren hätten und dabei gegen die anderen prallten. Eine Elfe schaute Glenda erschreckt an, als diese sie beinahe zu Boden gerissen hätte.
    Das spielte jetzt keine Rolle mehr, denn der Lichtkegel war seitlich gewandert und erfaßte eine Gestalt, die als neue Akteurin die Szene betreten hatte.
    Dunkle Haare, ein langes Kleid oder Gewand, diesmal allerdings zerrissen und zerfetzt.
    Ein Gesicht, das seine ehemalige Schönheit verloren hatte. Es war nur mehr verzerrt, der Mund verbogen. Um ihn herum verteilten sich Blutflecken und auch einige Spritzer wie Farbe.
    Wie auch am Hals.
    Aber dort klaffte eine Wunde.
    Keiner schaffte es, diesen neuen Auftritt in die normale Szene einzugliedern. Da war auch der Regisseur überfordert. Vielleicht hätte er noch eingreifen und gewisse Dinge richten können, aber das war nicht mehr möglich.
    Die Frau ging weiter.
    Sie knurrte dabei wie ein Tier. In ihren Augen stand eine unbeschreibliche Gier.
    »Meine Güte, Sina…« Die weiteren Worte blieben dem Regisseur im Hals stecken, denn Glenda hatte als erste erfaßt, was mit
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