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Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)

Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)

Titel: Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
Autoren: Katarina Bredow
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die Stadt nach Solåsen zu der Sechzigerjahre-Villa, wo ich bis gestern Morgen gewohnt habe. Es ist ein irres und zugleich seltsames Gefühl, von zu Hause auszuziehen. Ob Papa überlegt, das Haus zu verkaufen, jetzt, wo er ganz alleine darin wohnt? Es ist nicht richtig groß, aber auf alle Fälle zu groß für eine Person. Außerdem ist er kein Fan von Gartenarbeit, auch wenn er in regelmäßigen Abständen pflichtschuldig die Beete umgräbt.
    Papa muss mich durchs Fenster gesehen haben, jedenfalls kommt er mir draußen entgegen, als ich das Fahrrad abschließe. Er überreicht mir mit einem ganz erwartungsvollen Funkeln in den Augen ein liebevoll verpacktes Geschenk. Was er sich jetzt wohl wieder ausgedacht hat?
    »Herzlichen Glückwunsch, meine Kleine!«, sagt er.
    Ich nehme das Geschenk und umarme ihn mit meinem freien Arm.
    »Danke. Hast du mich vermisst?«
    »Ja, und ob. Es war heute Nacht ganz eigenartig leer hier. Und wie war die erste einsame Nacht in deinem neuen Zuhause?«
    »Ich war nicht allein, Markus hat bei mir übernachtet.«
    Das Paket ist rechteckig und wiegt schätzungsweise ein Kilo. Ich betaste es neugierig.
    »Was ist das?«
    Papa lacht. »Das musst du schon selber rausfinden. Man wird schließlich nur einmal im Leben zwanzig.«
    »Vierunddreißig auch«, sage ich, während ich das glänzende, gekräuselte Band auffummele.
    »Aber zwanzig ist etwas Besonderes. Der erste Erwachsenengeburtstag sozusagen.«
    »Dann ist das hier also ein ganz besonderes Erwachsenengeschenk?«
    »Schon möglich.«
    Als ich langsam das Papier aufreiße, macht er eine reflexartige Bewegung, als wolle er mir helfen, als gehe es ihm nicht schnell genug. Aber dann ist das Papier ab und ich starre verdutzt auf den schwarzen Karton mit dem Foto einer Nikon-Kamera.
    Im ersten Augenblick denke ich, dass das natürlich nur die Verpackung ist, mit was ganz anderem drin. Dass er vielleicht im Laden nach einem Karton gefragt hat, in dem er sein Geschenk einpacken kann. Aber so ist es nicht. Das ist tatsächlich die Kamera, von der ich schon so lange träume! Wie oft habe ich sie mir angesehen, die Preise bei den unterschiedlichen Anbietern verglichen. Sie kostet über zehntausend Kronen. Genauso gut hätte ich mir den Mond wünschen können.
    Papa sieht etwas verlegen aus, als ich ihn ansehe. Er streicht sich mit der Hand über den Kopf, wo sein Haar ziemlich schütter geworden ist, und lacht verschämt. Er hat ein ganz besonderes, fast lautloses Lachen, das ihm wie ungewollt entwischt, wenn er besonders zufrieden mit irgendwas ist.
    »Das ist doch die, die du so gerne haben wolltest, oder?«
    »Ja, aber … ja, klar … doch, das ist sie. Aber wo hast du das Geld her?«
    »Ich hab jeden Monat ein bisschen was auf die hohe Kante gelegt.«
    »Das weiß ich, aber ich dachte, davon wolltest du in den Urlaub fahren. Hast du doch gesagt, oder?«
    »Das kann ich auch in einem anderen Jahr machen. Freust du dich denn gar nicht?«
    Ich lege die Kamera beiseite und nehme ihn ganz fest in den Arm. »Klar freu ich mich! Tausend Dank! Ich bin nur völlig überrumpelt …«
    Tatsache ist, dass mir vor Freude fast die Tränen kommen. Voller Ungeduld fummele ich die Verpackung auf, schraube das Objektiv an und stelle die Akkus in die Ladestation auf dem Küchentisch. Lasse den Zeigefinger ein paar Sekunden auf dem Auslöser liegen und freue mich auf den Moment, wenn ich ihn ganz sanft runterdrücke, bis das Motiv in der Mitte scharf ist, und dann die Taste ganz durchdrücke. Auf das wunderbare Geräusch, wenn die Linse sich schließt und den Augenblick einfängt.
    Für ein paar Minuten vergesse ich den Stein im Bauch, mit dem ich diesem Tag entgegengesehen habe. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so über ein Geschenk gefreut habe. Aber der Stein ist wieder da, als ich Papa eine Tischdecke und Geschirr nach draußen tragen sehe, um auf der Terrasse für das Familienessen zu decken. Er schneidet ein paar dunkelrote Rosen aus dem schmalen Beet vor der Hauswand und drapiert sie in Omas Kristallvase. Die Rosen mochte ich schon immer besonders gern. Sie haben einen süßen, schweren Duft, der den ganzen Körper erfüllt. Aber die Dornen sind hart und nadelspitz, und es ist kein Vergnügen, sie zu pflücken.
    »Ich habe fertige Lasagne aus der Markthalle gekauft«, sagt Papa, während er die grün gemusterten Servietten in die Gläser steckt. »Dann muss ich mir wenigstens keine Klagen übers Essen anhören.«
    »Du bist ein
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