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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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ranhältst ...« – er legte eine bedeutungsschwangere Pause ein –, »... dann wirst du in ein paar Jahren der erste Zauberer sein.«

N EUNTER M ONOLOG DES D ÄMONS T HRLX, DER UNTER DEM N AMEN L OTHAR BEKANNT IST
    Ende gut– alles gut?
    Für mich ganz sicher. Denn ich habe nun alles, was ich brauche.
    Als Prometheus seinen letzten Zauber aussprach, da schien es so, als lösten sich die im Überzauber gesammelten Zaubersprüche in nichts auf. Und es ist gut, wenn nun alle daran glauben, die Welt sei von dieser Bedrohung befreit. Aber das ist ein Irrtum. Und zum Glück weiß nur ich, was wirklich geschehen ist in jener Nacht.
    Ich weiß, wo die Zaubersprüche sind, und kann bei Bedarf darauf zurückgreifen. (Das heißt: Nicht ganz, denn leider kann ich allein nichts machen. Ich brauche schon die Hilfe eines guten Zauberers dazu.) Schließlich werde ich sie eines Tages benötigen, um in meine Heimatdimension zurückzukehren und die Usurpatoren zu vertreiben. Dann wird man nicht nur die Rückkehr des verlorenen Sohns feiern, nein, man wird mich als Befreier begrüßen, als Volkshelden hochleben lassen. Vor allem, wenn ich die Herrschaft über die Erde sozusagen als Gastgeschenk mitbringe. Aber bis dahin wird noch einige Zeit vergehen.
    In den nächsten Jahren werde ich mich damit zufriedengeben müssen, die Zauberkräfte des Kleinen weiterzuentwickeln.Denn ohne ihn wird es mir nie gelingen, an den größten Schatz auf dieser Welt heranzukommen. Und das ist Samira.
    Niemand hat sich gefragt, warum ein stummes Mädchen so eine Bedrohung darstellen sollte, dass jemand wie Prometheus sie mit einem Gestaltzauber schützen musste. Doch ich kenne die Antwort darauf. Und nach dem Tod des Alten bin ich der Einzige.
    Es begann an einem Abend, an dem ich mit Nublus dem Dunklen in seinem Burgturm zusammenhockte. Oder vielmehr hockte ich (im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich saß auf einem Hocker), und er lag auf seinem Kanapee, die Augen geschlossen und der Atem so flach, dass ich schon befürchtete, er sei gestorben. Ich beugte mich vor und legte mein Ohr gegen seine Lippen, um zu prüfen, ob ich einen Atemzug vernehmen könnte.
    Nun muss man wissen, dass ein Werhörnchen, wenn es sich auf eine Sinneswahrnehmung konzentriert, unwillkürlich die Lefzen hebt und somit die Zähne zeigt. Das wirkt auf manche Menschen furchterregend. Nublus machte da keine Ausnahme, zumindest nicht in dem Dämmerzustand, in dem er sich befand, als er die Augen aufschlug. Er musste meine scharfen Beißer wohl direkt vorm Auge gehabt haben.
    »Hah!«, schrie er und stieß mich mit beiden Händen weg. Vornübergebeugt, wie ich auf dem Hocker saß, verlor ich das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
    »Was willst du von mir, Kreatur?«, rief Nublus und richtete sich halb auf.
    Ich blickte mich verwirrt um, bis ich merkte, dass er mich gemeint hatte.
    »Nichts, Herr«, erwiderte ich und nahm wieder auf dem Hocker Platz. »Ich habe nur nach Eurem Atem gelauscht.« Nublus war ein harter und böser Mensch, und man trat ihm gegenüber am besten stets unterwürfig auf. Das hatte ich schnell begriffen. Im Gegensatz zu Mirren, dem mein Zynismus sogar manchmal zu gefallen schien, besaß Nublus keinerlei Sinn für Humor.
    »Ach, du bist es.« Er strich sich durch die Haare und funkelte mich an. »Was willst du hier?«
    »Ihr habt mich rufen lassen Herr. Doch als ich kam, schliefet Ihr bereits, und ich habe an Eurer Seite gewacht.«
    »Warum sagst du das nicht sofort?« Nublus erhob sich und durchquerte den Raum. Er nahm ein Bündel Papiere aus dem Regal und warf es auf seinen Schreibtisch. »Das habe ich von einem meiner Informanten bekommen.«
    »Und was ist das, Herr?«
    »Kannst du nicht selbst lesen?«, blaffte er mich an. Natürlich war ihm klar, dass der Schreibtisch zu hoch für mich war, um die Papiere in der Mitte ohne Mühe erreichen zu können. Nublus liebte diese Spielchen, mit denen er mir (wie auch seinen anderen Mitarbeitern) immer wieder unsere Unterlegenheit verdeutlichte. Er war, wie bereits gesagt, hart und böse, aber er war auch ein außerordentlich schwacher Mensch, der es nötig hatte, sich stets seiner eigenen Macht zu versichern.
    »Es würde zu viel Eurer Zeit stehlen, Herr, wenn ich mich ans Lesen machte«, sagte ich demütig.
    »Ich könnte dich auch vierteilen lassen, dann würdest du mich überhaupt keine Zeit mehr kosten.«
    »Aber wer sollte Euch dann wohlwollend beraten, Herr?«, fragte ich.
    »Wohl wahr«, brummte er. Er
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