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Ephraim Kishon fur Manager

Ephraim Kishon fur Manager

Titel: Ephraim Kishon fur Manager
Autoren: Ephraim Kishon
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steuerte hingegen eine vernichtende Kritik am amerikanischen Geheimdienst bei. Nach ihm meldeten sich noch 18 weitere Sprecher von 18 weiteren Parteien zu Wort, die, wie alle anderen auch, ihrer entschiedenen Ablehnung des neuen Gesetzes Ausdruck verliehen.
    Dann erst konnte man zur Abstimmung schreiten. Das Gesetz des nationalen Atemanhaltens wurde mit    überwältigender Mehrheit angenommen und
    verabschiedet. Dennoch war nicht zu übersehen, daß innerhalb der Bevölkerung die Befürworter des neuen Gesetzes eher in der Minderzahl waren. In Regierungskreisen schrieb man es der Nachlässigkeit des Propagandadienstes zu, daß nicht rechtzeitig hochwertiges Informationsmaterial an das Publikum verteilt wurde. Auch die Oppositionsparteien nutzten den unpopulären Charakter des Gesetzes, veranstalteten Protestaktionen und brachten überall Plakate an, in denen sie die Bevölkerung zynisch aufriefen, auch weiterhin zu atmen.
    Die Fachpresse erhob ebenfalls ihre Stimme gegen das Gesetz:
    »... wie dem auch sei«, warnte der Leitartikel einer einflußreichen Wirtschaftszeitung, »und egal, wie hoch das Defizit im Haushalt auch sein mag, ein vorzeitiges Atemverbot wird es nicht verringern. Es wird lediglich die inflationäre Kaufkraft von der einen Gesellschaftsschicht in die andere verlagern, ohne die wachsende Arbeitslosigkeit zu beseitigen ...«
    Das Gewerkschaftsorgan reagierte hart auf die mißtrauischen bürgerlichen Stimmen. Es stellte fest, daß das Gesetz zwar noch nicht den erwünschten Stand erreicht habe, in dem sämtliche wirtschaftlichen und biologischen Faktoren optimal aufeinander abgestimmt seien, dennoch sei es unverantwortlich, eine dermaßen harte Kritik an einem Gesetz zu üben, das im wesentlichen der sozialen Entwicklung des Landes dient.
    Der Finanzminister selbst zog die nötigen Konsequenzen und installierte in sämtlichen Sälen des nationalen Museums eine großzügig dimensionierte Zentralstelle für Atmungsdelikte mit einer Sünderkartei und dazugehörigem Riesencomputer. Ferner stellte er 1800 neue Beamte ein sowie rund 2000 Zivilfahnder zur Entlarvung aller, die nach Inkrafttreten des Gesetzes immer noch atmeten. Das erste Opfer, das der Strenge des neuen Gesetzes anheimfiel, war ein Apotheker aus Haifa. Es ging in der Zentralstelle ein anonymes Schreiben ein, welches den Behörden mitteilte, daß besagter Apotheker in aller Öffentlichkeit beim regelmäßigen Atmen angetroffen wurde. Unterzeichnet war das Schreiben mit »Ein Patriot«. Zwei der gewiegtesten Fahnder wurden zwecks Überprüfung des Beschuldigten an den Tatort entsandt. Sie mußten feststellen, daß die Angaben des Patrioten auf Wahrheit beruhten. Der aufmüpfige Apotheker wurde unverzüglich in das Büro des Fahndungsdirektors zitiert und einem eingehenden Verhör unterzogen. Nachstehend das wortgetreue Vernehmungsprotokoll:
    Direktor: Sie wissen hoffentlich, weshalb Sie hier sind? Apotheker: Nein. Ich habe keine Ahnung. Direktor: Sie wollen also den Unschuldigen spielen? Nun, mir liegen Berichte vor, denen zufolge Sie den Bestimmungen des Gesetzes auf unverfrorenste Weise zuwiderhandeln und weiteratmen, wann immer Ihnen der Sinn danach steht. Apotheker: Ich? Ich habe das Atmen pünktlich am vorigen Montag eingestellt, so wie das Gesetz es vorschreibt. Direktor: Sie leugnen also? Na schön! (Er konsultiert seine Unterlagen.) Sie wurden vorgestern sowie gestern von zuverlässigen Zeugen dabei beobachtet, wie Sie sowohl ein- als auch ausgeatmet haben. Im ersteren Fall geschah dies in Ihrer Apotheke und das zweite Mal im Autobus Nr. 7 um 12.35 Uhr mittag.
    Apotheker: Bitte, das ist unmöglich. Hier muß ein Irrtum vorliegen. Direktor: Können Sie beweisen, daß Sie an diesen beiden Tagen nicht geatmet haben? Apotheker: Natürlich verfüge ich über keine Zeugen. Aber ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich mir das Atmen vollkommen abgewöhnt habe.
    Direktor: Sie, halten mich wohl für einen Trottel, was? Wenn Sie tatsächlich, so wie Sie hartnäckig behaupten, seit einer Woche nicht atmen, dann frage ich Sie, wieso sind Sie überhaupt noch am Leben? Apotheker: Ich hatte Luftreserven in der Lunge. Direktor: Mit so plumpen Mitteln wollen Sie mich irreführen? Glauben Sie, ich sehe nicht, daß Sie sogar jetzt, in diesem Augenblick, atmen? Apotheker7 Ich? Atmen? Niemals! Das ist doch lächerlich ... Direktor: Ihnen wird das Lachen noch vergehen! (Er befestigt eine rote Plastik-Wäscheklammer an des Apothekers Nase und stopft ihm
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