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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Hand war kalt und feucht und ihr Griff war zu fest.
    Ich sah zu dem Mädchen hoch, das denen, die umgekommen waren, so nahe gestanden hatte, und zwang mich, sie zu fragen: »Geht es deinem Vater gut?«
    Vida nickte, aber ihr Gesicht blieb starr. »Ihm ist nichts passiert.«
    Ich lächelte erleichtert. Meister Tozay lebte. Wenigstens hatte ich den Anführer des Widerstands nicht getötet oder verletzt. »Das freut mich sehr.«
    Vida erwiderte mein Lächeln nicht. »Meinem Vater geht es gut«, fuhr sie leise fort, »aber ich habe meine … ich hatte gute Freunde unter den Toten.« Ihr Griff wurde immer fester, bis ich nach Luft schnappte. »Ich habe Eure Macht erlebt, Lady, und mein Vater beharrt darauf, dass Ihr der Schlüssel zu unserem Erfolg seid. Und doch habe ich mir mitunter gewünscht, Ihr würdet nicht mehr aufwachen.«
    Ich wollte meine Hand wegziehen, doch sie ließ nicht los. Durch die Fahrgeräusche des Wagens drang das Klirren von Rüstungen und der harsche Befehl, dass wir anhalten sollten.
    Vida beugte sich näher zu mir hin. »Bisher habt Ihr mehr Schaden gebracht als Nutzen. Ich hoffe, Ihr seid all dieses Leid wert.« Der Karren kam mit einem Ruck zum Stehen und sie ließ meine Hand los.
    »Im Namen von Kaiser Sethon – zeigt Euren Pass«, ertönte es zackig.
    »Den hab ich hier«, erwiderte Dela. Ihre sonst so helle Stimme klang nun männlich dunkel.
    Neben mir erschien die Silhouette eines Soldaten auf der Leinenplane wie eine Stockpuppe im Schattenspiel. Auch Delas kantiges Profil tauchte kurz auf, als sie ihm eine große achteckige Plakette reichte, einen Pilgerpass, schwer zu bekommen und kaum zu fälschen. Eine ganze Weile lang untersuchte der Soldat ihn und blickte dann auf. »Wohin reist Ihr, Kaufmann?«
    »Zum See der Mondfrau. Denn meine –«
    »Eine schlechte Zeit zum Reisen. Die Straßen sind überflutet und das Erdbeben hat einen Pass verschüttet.«
    »Wir vertrauen auf die Götter –«
    »Wie viele seid ihr?«
    »Ich, meine Frau und zwei Leibeigene.«
    »Keine Wächter?«
    »Nein, Sir. Wir haben einen Wallfahrerpass und haben das Pilgerbanner gehisst. Da sind wir bestimmt sicher.«
    »An dieser Straße soll es Banditen geben, die Wallfahrer angreifen.« Der Soldat gab die Plakette zurück. »Habt Ihr noch andere Reisende gesehen? Einen großen Mann von den Inseln, einen Jungen und eine Frau vielleicht? Oder zwei Männer und einen Jungen?«
    Alle Luft schien aus dem Wagen gewichen zu sein. Sie suchten nach uns. Ich hatte es gewusst, da uns im Fischerdorf Berichte und Warnungen erreicht hatten, doch nun war es nackte Wirklichkeit. Nun waren lauter Soldaten um uns herum, die den Befehl hatten, uns festzunehmen oder uns zu töten. Ich ballte meine zitternden Hände zu Fäusten.
    »Nein, Sir«, gab Dela zurück.
    »Durchsucht den Wagen«, befahl der Soldat seinen Männern mit einer knappen Kopfbewegung.
    Ich drückte mich tiefer ins Stroh und versuchte, meine Glieder zu entspannen und ganz teilnahmslos dazuliegen. Vida neben mir hatte ihre wilde Entschlossenheit abgelegt und gab sich bescheiden und unterwürfig. Wir blickten uns kurz an. Die Gefahr hatte uns vorübergehend verbunden.
    Die Heckplane wurde angehoben und zwei Männer spähten mit gezogenem Schwert herein. Sie suchten das Innere des Wagens ab, blickten flüchtig auf meine weiß gekleidete Gestalt und nahmen dann Vida genauer in Augenschein.
    »Eine Frau mit ihrer Magd, Sir«, meldete der Ältere.
    Ihr Vorgesetzter erschien und sie machten ihm Platz. Er war jünger als erwartet und die Bürde der Verantwortung zehrte ziemlich deutlich an seinem gutmütigen Gesicht. Ein rotes Blutamulett aus Jade hing ihm an einem Lederband um den Hals. Ich hatte diesen Schmuck – eine gemeißelte Bitte an Bross, den Gott des Krieges, um Schutz in der Schlacht – schon bei Offizieren gesehen. Blutamulette schützten nur, wenn man sie geschenkt bekam, und dieses nicht aus Onyx, sondern aus roter Jade gefertigte Stück war sicher teuer gewesen. Irgendjemand wollte offenbar, dass dieser Soldat am Leben blieb.
    Mit ergriffener Miene sah er auf mein weißes Gewand.
    »Sir?«, drängte einer seiner Männer.
    Der Blick des Offiziers flackerte, dann richtete er ihn auf mich.
    »Verzeiht die Störung, Madam«, sagte er freundlich. »Nun ist mir klar, warum Ihr zu dieser Zeit unterwegs seid. Ich bin Haddo, Leutnant der Östlichen Gebirgspatrouille.« Er verbeugte sich. »Ihr werdet verstehen, dass ich Euch bitten muss, auszusteigen, während wir Euren

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