Eobal (German Edition)
geöffnet.
»Ich bin Zrrt«, sagte sie nur.
»Ich möchte mit dem Söldnerführer sprechen.«
»Er ist tot.«
Zrrt hatte offenbar nicht die Absicht, Erläuterungen abzugeben, also fuhr Zant fort.
»Ich brauche die Codes der Freund-Feind-Erkennung Ihrer Shuttles.«
Zrrt stellte keine Fragen. Sie trug eine schlichte Uniform, ohne Rangabzeichen, aber ihre Haltung sagte Zant alles. Sie hatte nicht nur das Kommando, sie hatte es auch aus einem guten Grund: Weil man ihr nicht alles erst lang und breit erklären musste.
Sie wusste, worum es ging.
»Die haben den Chef getötet«, erklärte Zrrt nun doch. »Als er sie aufhalten wollte.«
»Die Codes.«
»Sind übermittelt.«
Die Verbindung brach ab. Die Ruhm funkte, doch Zant ignorierte die Meraner. Ja, die Codes waren angekommen. Mit einer einfachen Schaltung deaktivierte sie die Freund-Feind-Erkennung auf ihrem Waffenleitpult, ließ zwei Raketen in die Rohre gleiten und programmierte die Zielvorrichtung auf den fliehenden Shuttle. Triebwerkssektion. Detonation in 50 Metern Entfernung nach Annäherung.
Zant wollte sie lebend.
Außerdem wollte sie vorsichtig anfangen. Sie war keine besonders gute Pilotin – sie hatte eine Ausbildung für diese Bootsklasse und die vorgeschriebenen Flugstunden absolviert, aber das war es auch schon. Es war gut, dass die Söldner Standardhardware der Akte benutzten, ansonsten hätte sie sich nicht zugetraut, das Shuttle zu fliegen.
Die Lenkwaffen wurden abgefeuert. Wo ihr Shuttle nicht aufholen konnte, fraßen die Projektile die Distanz zum verfolgten Raumfahrzeug rasch auf. Sie heftete ihren Blick auf die Entfernungsanzeige. Der Gegner versuchte nicht einmal ein Ausweichmanöver – und aktivierte auch nicht die Lasercluster zur Raketenabwehr. Wahrscheinlich ging er davon aus, dass die Freund-Feind-Erkennung auch in umgekehrter Richtung noch funktionierte.
Die Flüchtenden hatten eindeutig noch viel weniger Raumkampferfahrung als die Infanteristin Josefine Zant. Die Ortung zeigte eine Explosion an, und als Zant angestrengt durch die vordere Sichtscheibe blickte, glaubte sie, den hellen Lichtschein in der Ferne ausmachen zu können. Der erhoffte Effekt aber trat sofort ein: Das gegnerische Shuttle beendete seine wilde Beschleunigung, das Triebwerk fiel aus – und das Raumfahrzeug geriet ins Trudeln.
Obgleich es weiter durch das Vakuum glitt, konnte Zant es nun aufgrund der Trudelbewegung, die den Kurs erratischer machte und nicht mehr direkt von ihr wegführte, langsam einholen. Dann ertönte ein warnender Gong, als sich von hinten ein großes Ortungssignal an Zant heranschob. Die winzige Schrecksekunde überstand sie gut. Es war die Ruhm, die offenbar mit dem Söldnerkreuzer fertig war und sich nun anschickte, aufzusammeln, was Zant erlegt hatte.
Wie zur Bestätigung erschien das Bild RagaNahirs auf dem Schirm. Zant bemerkte schräg hinter ihm einen feixenden und offenbar gut gelaunten Daxxel. Zant lächelte.
»Herr Botschafter!«
»Wir übernehmen von hier«, erklärte der Meraner kurz angebunden. »Lassen Sie die Finger von der Steuerung und deaktivieren Sie das Triebwerk.«
»Natürlich«, erwiderte Zant nur. RagaNahir verschwand.
Sie schaltete alles aus. Dann ging ein leichter Ruck durch das Shuttle. Die Ruhm, die immer noch nach dem gestrandeten Raumfahrzeug der Flüchtenden strebte, zog ihr Shuttle wie beiläufig in den Hangar.
Zant lehnte sich zurück. Als ein Signal anzeigte, dass das Raumboot fest verankert war, schnallte sie sich ab, verließ das Cockpit und stand kurz darauf in dem ihr mittlerweile wohlvertrauten Hangar. Ihr Empfangskomitee bestand diesmal nur aus Daxxel, denn am anderen Ende des Hangars hatte sich ein Trupp meranischer Soldaten bereit gemacht. Dort wurde offenbar das andere Shuttle erwartet.
»Wollen wir uns das anschauen?«, fragte Daxxel anstatt einer Begrüßung.
»Warum nicht?«
Wie auf einem Stadtbummel spazierten sie quer über die Fläche und kamen gerade rechtzeitig dort an, als sich das Hangartor wieder öffnete und der Traktorstrahl das zweite Fahrzeug sacht durch den Energieschirm, der die Atmosphäre auf dem Deck hielt, gleiten ließ. Die meranischen Soldaten gingen sofort in Stellung. Zant zog Daxxel ein paar Schritte zurück. Es gab keine Notwendigkeit, jetzt noch ein Risiko einzugehen.
Das Außenschott öffnete sich. Heraus kamen zwei Gestalten mit erhobenen Armen. Zant hatte sie nie zuvor gesehen und auch Daxxel zuckte nur mit den Achseln. Sie wurden sofort in Gewahrsam
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