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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dem Zweck dienen, ihn zu quälen.
    »Was hast du davon, wenn ich aufgebe?« fragte er. »Ich würde dich bei der ersten Gelegenheit —«
    »Hintergehen und verraten?« fiel ihm Vela ins Wort. »Kaum, Skar. Davor wüßte ich mich zu schützen, glaub mir. Entscheide dich.« Sie wies hinter sich. Die beiden ungleichen Heere waren weiter aufeinander zugekrochen und standen sich auf wenig mehr als Pfeilschußweite gegenüber. Skar trat an Vela vorbei, geführt und gehalten von den schwarzen Giganten aus Tuan. Einen Moment lang stemmte er sich mit aller Kraft gegen den Druck der eisigen Pranken, die ihn zwangen, dem schrecklichen Geschehen weiter zuzusehen; dann gab er auf.
    Die Front der Drachenreiterinnen näherte sich der Schlucht und zog sich gleichzeitig weiter auseinander. Skar wartete darauf, wieder das grelle Sternenfeuer der entsetzlichen Waffen aufflammen zu sehen, aber diesmal schienen die
Errish
einen anderen Plan zu verfolgen. Kurz bevor die beiden Armeen aufeinanderstießen, spalteten sich die Drachen in drei gleich große, dicht zusammengedrängte Gruppen, wandelnden Festungen gleich, gegen die die heranstürmenden Reiter und Fußtruppen schlichtweg lächerlich wirkten.
    Aber der erwartete Zusammenprall blieb aus. Die Reiterei der Rebellen verwandelte sich Augenblicke zuvor in einen quirlenden, auseinanderspritzenden Haufen, durch den die Drachen hindurchstießen, ohne auf nennenswerten Widerstand zu treffen.
    Die ungestüme Wucht ihres Ansturms verpuffte, und es gab plötzlich nichts, wogegen sie kämpfen konnten.
    Vela runzelte die Stirn und sah überrascht Skar an.
    »Du hattest recht«, sagte Skar mit einem dünnen, humorlosen Lächeln. »Del ist bei ihnen. Dieser Plan dürfte von ihm stammen. Wäre ich dort unten, hätte ich euch auf die gleiche Weise in die Falle gelockt.«
    »Falle?« wiederholte Vela. »Von was für einer Falle sprichst du, Satai?«
    Skar deutete mit einer Kopfbewegung ins Tal. »Von dieser dort,
Errish.«
    Vela fuhr herum. In den wenigen Sekunden, die sie miteinander geredet hatten, hatte sich das Bild vollkommen gewandelt. Die Rebellen hatten sich neu formiert, aber sie bildeten jetzt keine gerade Schlachtreihe mehr, sondern zwei langgezogene, einander überlappende Halbkreise hinter den Drachen, aus denen ein Hagel von Wurfgeschossen und Pfeilen auf die
Errish
und ihre gewaltigen Echsen herunterregnete. Skar sah, wie zwei, drei der graugekleideten Gestalten getroffen aus den Sätteln kippten. Eine der Echsen stieß plötzlich einen trompetenhaften, unglaublich lauten Schrei aus, hob die Vorderläufe zum Kopf und begann zu toben. Der Pfeilregen verstärkte sich, und weitere
Errish
stürzten aus den Sätteln. Vereinzelt blitzten jetzt doch die grellen weißen Lichtbahnen ihrer magischen Waffen auf, aber das quirlende, sich ständig in Bewegung befindende Reiterheer bot kein gutes Ziel für die dünnen Blitze, und für einen getroffenen Reiter erschien sofort ein neuer und füllte die Lücke.
    Vela war blaß geworden. »Die Drachen«, murmelte sie verstört. »Was ist mit den Drachen los?«
    »Hast du selbst mir nicht erzählt, welchen Respekt du vor den Sumpfmännern hast?« fragte Skar. Seine Stimme bebte. »Dort unten sind mehr als tausend Reiter aus Cosh. Genug, um fünfzig deiner Drachen ablenken zu können.«
    Vela schluckte. Ihre Mundwinkel zuckten, aber sie sagte nichts mehr, sondern wandte sich wieder der Schlacht zu.
    Drei oder vier der graugeschuppten Giganten waren tot, annähernd die Hälfte hatte keine Reiter mehr, und die andere wandte sich zu kopfloser Flucht. Aber es gab nichts, wohin sie fliehen konnten. Auf drei Seiten wurden sie von den Rebellen bedrängt, die immer neue Schwärme von Pfeilen und Armbrustbolzen auf sie herabregnen ließen; Waffen, die eine Feuerechse vielleicht nur durch einen glücklichen Zufallstreffer töten, ihnen aber immer Schmerzen zufügen und sie dadurch in Raserei versetzen konnten. Und das Bemühen ihrer Reiterinnen, sie zu beruhigen, schien nur noch das Gegenteil zu bewirken. Die Tiere schrien, peitschten mit den Schwänzen den Boden und verletzten sich oder ihre Reiter gegenseitig.
    Dann erreichte das erste Tier den Rand der Schlucht.
    Skar war nicht einmal überrascht, als der scheinbar massive Fels unter dem Gewicht des Drachen nachgab. Das Tier bäumte sich erschrocken auf, griff mit den winzigen Vorderpfoten haltsuchend in die Luft und stürzte in einer Lawine von Sand, zersplitterndem Holz und Geröll zweihundert Fuß tief in
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