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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall
Autoren: Nora Roberts
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hatte.
    Der Schlüssel zu seinem Talent schien seine natürliche Beobachtungsgabe zu sein. Er sah alles, vergaß nie etwas, erinnerte sich an alles. Dann übertrug er es in Text und Musik.
    Brian strich sanft, fast zerstreut über ihre Schulter, und eine Flut von Erinnerungen stürzte über sie herein. Ramona wollte sich ihm entziehen, doch er nahm die Hand fort und sah sie an. Seinen Augen hatte sie nie widerstehen können.
    »Ich erinnere mich an jede Einzelheit in diesem Zimmer. Von Zeit zu Zeit, wenn ich nichts anderes tun konnte, als an dich zu denken, habe ich es mir bildlich vorgestellt.« Wieder hob er die Hand und strich ihr mit dem Handrücken über die Wange.
    »Tu das nicht«, sagte sie kopfschüttelnd und trat ein paar Schritte zurück.
    »Es fällt mir sehr schwer, dich nicht zu berühren, Ramona. Besonders hier. Erinnerst du dich noch an die langen Abende, die wir in diesem Zimmer verbrachten? An die stillen Nachmittage?«
    Es war noch wie früher – mit seiner Stimme rührte er an Ramonas Herz, sie verfiel dem Zauber seiner Augen. »Das ist lange her, Brian.«
    »In diesem Moment kommt es mir vor, als sei es erst gestern gewesen«, antwortete er. »Du siehst aus wie damals.«
    »Ich bin aber nicht mehr dieselbe.« Sie schüttelte leicht den Kopf, und bevor sie sich abwandte, sah er, wie sich ihre Augen verdüsterten. »Wenn ich gewusst hätte, dass du deshalb kommst, hätte ich es abgelehnt, dich zu sehen. Es ist vorbei, Brian. Schon sehr lange vorbei.«
    »Wirklich?« Ramona hatte nicht gemerkt, dass er so dicht hinter ihr stand. Er nahm sie in die Arme, drehte sie um und hielt sie fest. »Dann zeig mir, dass es vorbei ist«, sagte er herausfordernd. »Nur einmal!«
    Als seine Lippen die ihren berührten, wurde sie in die Zeit vor fünf Jahren zurückversetzt. Alles war wieder da – die Leidenschaft, das Verlangen, die Liebe. Seine Lippen waren weich und warm, und die ihren öffneten sich ganz selbstverständlich, als hätten sie nur auf diesen Kuss gewartet.
    Sie kannte noch den Geschmack seines Mundes, den Duft seines Körpers, nichts, aber auch gar nichts hatte sie vergessen.
    Er verflocht die Finger mit ihrem Haar und bog ihren Kopf weiter zurück. Sein Kuss wurde leidenschaftlicher. Er wollte sich in ihrem Duft verlieren, ihren Körper fühlen, der ihm geschmeidig entgegendrängte. Sie legte ihm die Hände auf die Brust und grub die Finger in die weiche Wolle seines Pullovers. Das Verlangen und die Sehnsucht waren zu frisch, sie konnten nicht fünf Jahre geschlummert haben.
    Brian hielt sie in den Armen, forderte und drängte jedoch nicht. In der Art, wie seine Lippen die ihren erforschten, lag eine ruhige Gewissheit. Ramona ging willig auf seine Zärtlichkeiten ein, gab, nahm, erinnerte sich … Doch als sie fühlte, dass ihre Freude aneinander sich leidenschaftlichem Begehren näherte, leistete sie Widerstand. Er lockerte zwar die Umarmung, gab Ramona aber nicht ganz frei, und sie sah mit jenem Blick zu ihm auf, den er, wie er noch wusste, nie ganz hatte enträtseln können.
    »Ganz vorbei scheint es mir aber noch nicht zu sein«, sagte er leise.
    »Von Fair Play hast du noch nie viel gehalten, nicht wahr?« Ramona riss sich zornig und aufgewühlt von ihm los. »Lass dir eins gesagt sein, Brian. Diesmal falle ich dir nicht zu Füßen. Du hast mir einmal sehr wehgetan, aber so leicht bekommt mein Herz keine blauen Flecke mehr. Ich habe nicht die Absicht, dich noch einmal in mein Leben zu lassen.«
    »Oh doch, das wirst du«, antwortete Brian leichthin. »Doch vielleicht nicht in dem Sinn, den du jetzt meinst.« Er unterbrach sich und streichelte eine Weile wortlos ihr Haar. »Wenn du willst, dass ich lüge, Ramona, kann ich mich ja dafür entschuldigen, dass ich dich geküsst habe.«
    »Gib dir keine Mühe. Auf romantische Gefühle hast du dich schon immer gut verstanden. Es hat mir Spaß gemacht.« Sie setzte sich auf das Sofa und lächelte strahlend zu ihm auf.
    Er zog eine Braue hoch, denn das war kaum die Reaktion, die er von ihr erwartet hatte. Dann zündete er sich eine Zigarette an. »Du scheinst inzwischen erwachsen geworden zu sein.«
    »Es hat seine Vorteile«, stellte sie fest. Der Kuss hatte mehr in ihr ausgelöst, als sie sogar sich selbst gegenüber zugeben wollte.
    »Ich habe deine Naivität schon immer sehr bezaubernd gefunden.«
    »Wie bezaubernd auch immer, es ist schwierig, in unserem Beruf naiv zu bleiben.« Sie lehnte sich in die Kissen zurück und gab sich völlig
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