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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt
Autoren: Heinz G. Konsalik
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besorgt?«
    »Ja. Von deinem Konto!«
    »Du weißt, wo sie sind …«
    »Nein!«
    »Lüge nicht! Wenn du Geld schickst …«
    »Es geht auf ein Konto und eine Deckadresse. Wo sich Klaus und Gisela im Augenblick aufhalten, weiß niemand …«
    »Klaus?« Peltzner sah fragend auf.
    »Dr. Budde!« Dr. Hartung lehnte sich gegen die Wand. »Wir sind Schulfreunde …«
    »Ich habe es mir gedacht!« Peltzners Kopf sank herab. »Welch ein Schwein bist du …«, sagte er leise. »Welch ein gemeiner Hund … Über Monique kommst du zu mir. Die Liebe meiner Tochter hast du ausgenutzt, um wie eine Wanze …«
    »Laß Monique aus dem Spiel!« Dr. Hartungs Stimme wurde laut und drohend.
    »Du wirst sie nicht mehr sehen … ich habe ihr gestern noch ein Telegramm nach St. Tropez geschickt …« Peltzner lachte hämisch.
    »Was hast du Monique telegrafiert?« fragte Hartung.
    »Daß du ein Lump bist! Daß du sie nur geliebt hast, um dich bei uns einzuschleichen …«
    »Das soll die dir glauben?«
    »Sie ist dumm genug. Ihrem Vater glaubt sie immer … Alles, was ich getan habe, habe ich für Monique und ihre Zukunft getan.«
    »Wie kann ein Mensch nur so gemein sein …« Hartung trat gegen den Schreibtisch. »Aber es ist gut, daß alles so gekommen ist! Du weißt jetzt, welche Trümpfe in unseren Händen sind!«
    »Das weiß ich!« Peltzners Stimme war wieder klar und triumphierend. »Ich habe noch nie soviel Idiotie gesehen! Während wir hier sprechen, läuft bei der Staatsanwaltschaft bereits eine Klage gegen dich. Wegen Entführung. Man wird dich verhaften. Und dann?« Peltzners Stimme war wie von einem glucksenden Lachen durchzogen. »Was habt ihr gewonnen? Nichts! Wer will Beweise gegen mich auf den Tisch legen? Eine ausgebrochene Irre? Zwei Entführer? Vielleicht ein Professor der Psychiatrie, der zugibt, sich geirrt zu haben, was ihm aber niemand glaubt? Ihr lächerlichen Zwerge! Fliegen gegen Ewald Peltzner, und die Fliegen, die herumschwirren, klatscht man gegen die Wand!« Die letzten Worte schrie er wieder.
    Dr. Hartung erkannte die Gefahr, die sich um ihn zusammenzog. Er mußte damit rechnen, daß man ihn verhaftete. Und mit seiner Verhaftung war die direkte Verbindung Tunis - Deutschland abgerissen. Budde und Gisela bekamen kein Geld mehr, sie saßen in der Falle. Hartung verzichtete auf alle weiteren Erklärungen, drehte sich abrupt um und rannte aus dem Chefbüro. »Hierbleiben!« schrie Peltzner grell. Er drückte auf alle Knöpfe seiner Haussprechanlage und auch auf den Alarmknopf.
    »Alle Ausgänge sperren!« Man hörte seine sich überschlagende Stimme jetzt in allen Büros … vom Keller der Registratur bis unters Dach, wo die Fotolabors der Forschungsabteilung lagen. »Dr. Hartung, der verhaftet werden soll, versucht, aus dem Haus zu fliehen. Aufhalten! Mit Gewalt aufhalten!«
    In dem riesigen, aus Betonrippen und Glaswänden gebauten Peltzner-Hochhaus erzeugte seine Stimme fast die Panik einer Brandkatastrophe. Aus allen Büros strömten die Angestellten. Vor die großen gläsernen Ausgänge schob sich von oben herab ein dickes Eisenrollgitter. Die Fahrstühle wurden abgestellt. In den Kellern suchte man Ecke um Ecke ab.
    Dr. Hartung fand man nicht. Auf den Gedanken, daß er in sein Büro gegangen sein konnte, kam niemand. Wer flüchtet, setzt sich nicht ruhig in seinen Schreibtischsessel.
    Dr. Hartung führte in diesen Minuten einige schnelle Gespräche. Blitzgespräche, die nach Tunis gingen, an seine Bank, und nach St. Tropez zu Monique.
    Im Hotel wußte man nicht, wo Monique Peltzner war. Nur soviel erfuhr Hartung: Sie hatte am frühen Morgen ein Telegramm aus Deutschland bekommen, hatte es gelesen, war weinend aufgestanden und dann eine Stunde später im Segeldreß weggegangen. Sie hatte blaß gewirkt, wie versteinert. Der Portier erinnerte sich genau, weil er Monique Peltzner noch nie anders als unbeschwert und fröhlich lachend gesehen hatte.
    »Wenn sie kommt, soll sie sofort zurückkehren nach Deutschland. Bitte, sagen Sie es ihr. Es ist dringend. Und was auch bis dahin geschehen ist … sie soll versuchen, mich zu sprechen! Bitte, bestellen Sie das …«, rief Dr. Hartung.
    Dann gab er zur Sicherheit noch ein Telegramm auf. ›Wir müssen uns sprechen stop Glaube nicht, was man dir alles erzählt stop Ich liebe dich wirklich stop Gerd.‹
    In dem riesigen Glashaus schwirrten die Suchenden noch immer hin und her, als Dr. Hartung noch einmal überlegte, ob er nichts unterlassen hatte, und dann ruhig
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