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Entflammt

Entflammt

Titel: Entflammt
Autoren: Cate Tiernan
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tot. Und ich hatte nichts getan, nichts. Ich war einfach weggegangen.
    ***
    Unsterblich zu sein hat den Vorteil, dass man sich nicht zu Tode trinken kann wie manche von diesen Jungs aus den Studentenverbindungen.

    Der Nachteil der Unsterblichkeit ist allerdings, dass man sich nicht zu Tode trinken kann, was bedeutet, dass man unweigerlich am nächsten - oder über, nächsten - Morgen aufwacht und alles fühlt, was einem ein gnädiger Tod erspart hätte.
    Es war hell draußen, als es mir endlich gelang, meine Augen für mehr als ein paar Sekunden aufzuquälen. Wie benebelt sah ich mich im Zimmer um und entdeckte ein Fenster.
    Das Licht, das hereinfiel, war blass mit einem Hauch rosa, was Sonnenauf-oder -untergang bedeutete. Das eine oder das andere. Oder das Nachbarhaus stand in Flammen.
    War auch möglich.
    Weil ich aus Erfahrung wusste, dass es schlimm sein würde, nahm ich mir Zeit und bewegte langsam einen Körperteil nach dem anderen. Der letzte war mein Kopf, den ich vorsichtig ein paar Zentimeter von der Matratze hob. Die verwaschenen gelben Rosen auf der Matratze gewannen vor
    meinen Augen allmählich an Schärfe. Matratze, kein Laken.
    Ein Fenster, Licht. Dunkel gestrichenes Mauerwerk wie in einer Fabrik oder so.
    Ich drehte leicht den Kopf und entdeckte noch einen schlafenden Körper, einen Typ mit grünen Irokesenstacheln auf dem Kopf, einer dicken Silberkette um den Hals und einem Drachentattoo, das fast den ganzen Rücken einnahm. Äh, Jeff? Jason? Jack? Es war etwas mit J gewesen, da war ich ziemlich sicher.
    Etliche Minuten später schaffte ich es, mich zumindest halbwegs aufzusetzen, und musste mich sofort übergeben, weil mein Körper offenbar entschieden hatte, die Gifte, die ich mir in der vergangenen Nacht einverleibt hatte, wieder loszuwerden.
    Ich schaffte es nicht bis zum Klo. Sorry, Jeff.
    Ich fühlte mich ausgehöhlt und zittrig und wünschte nur, dass Unsterblichkeit nicht so verdammt lange dauerte. Ein Blick nach unten zeigte mir, dass ich noch all meine Klamotten anhatte, was bedeutete, dass entweder der J-Mann oder ich oder wir beide zu hinüber gewesen waren, um gestern Nacht ... unsere Bekanntschaft zu vertiefen. Auch gut. Gewohnheitsmäßig tastete ich nach meinem Halstuch und
    stellte fest, dass es noch eng um meinen Hals gebunden war.
    Ich entspannte mich ein wenig, aber dann musste ich wieder daran denken, wie Incy über mir gestanden und mich nach dem Mal auf meinem Nacken gefragt hatte. Ich konnte nicht fassen, dass das in derselben Nacht passiert war wie die Sache mit dem Taxifahrer. Ich schluckte, verzog das Gesicht und entschied, später darüber nachzudenken.
    Meine Lederjacke und eine meiner tollen grünen Kroko-Stiefeletten waren nicht aufzufinden und so nahm ich nur
    eine Stiefelette mit und schlich hinaus - was unnötig war, weil Jay vermutlich nicht einmal bei einem Erdbeben aufgewacht wäre. Ich war ziemlich sicher, dass er noch lebte, denn seine Brust schien rauf und runter zu gehen. Vage erinnerte ich mich daran, dass ich immer zwei Drinks gehabt hatte, wenn er einen hatte.
    Auf dem Weg nach draußen musste ich über weitere schlafende Leute hinwegsteigen. Das Gebäude war groß und erinnerte an ein Lagerhaus, vermutlich lag es irgendwo am Stadtrand. Meine Schulter und mein Hintern fühlten sich blau an und mir tat alles weh, als ich die Steintreppe hinunterwankte. Draußen war es eiskalt und der Wind wirbelte in der men— schenleeren Straße Abfall hoch. Wenigstens regnet es nicht, dachte ich, und dann stürmte gegen meinen Willen alles wieder auf mich ein, alles, was wir getan hatten: die Messerstecherei, wie ich auf den Bürgersteig gefallen war, Incy, der dem Taxifahrer das Kreuz gebrochen hatte, wie ich im Club vor aller Augen beinahe mein Halstuch verloren hätte.
    Mein Magen rebellierte wieder und ich blieb kurz stehen und atmete tief die kalte Luft ein, während ich die Einzelheiten durchging und mich erneut die Verzweiflung überfiel.
    Wo hatte Innocencio diese Art von Magie gelernt? Soweit ich wusste, hatte er sich nie damit befasst und in dem Jahrhundert, in dem wir zusammen herumgehangen hatten, hatte er nie viel gezaubert, jedenfalls nichts so Großes oder DunkIes. Niemand in unserem Umfeld beschäftigte sich mit Magie. Ich lehnte mich gegen die mit Graffiti übersäte Lagerhausmauer und schob den nackten Fuß in meine eine
    Stiefelette.
    Die kalte Luft drang mir in die Nase und brachte sie
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