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Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Entflammt von deiner Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Carlyle
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des Unterhauses zu stehen?«
    »Ihr könntet Euch meinen Dienst dann nicht mehr leisten, Sir«, erwiderte Gibbons.
    Natürlich hatte er recht. Im Moment verfügte Nash über jeden Luxus, den das Leben zu bieten hatte. Jeder seiner Wünsche wurde von jemandem vorausgesehen, angefangen bei seinem Stiefelknecht über seinen französischen Koch bis hin zu Swann, seiner rechten Hand in allen geschäftlichen und außergeschäftlichen Dingen. Sie alle mussten mit einem Gehalt entlohnt werden, das ihren Lebensunterhalt deckte.
    Zudem waren da noch sein Butler, sein Bankier, sein Stiefelmacher und sein Weinhändler. Sein Herrenausstatter und sein Gemüsehändler. Im Geiste fügte Nash dieser Liste noch seine Stiefmutter und seine beiden Stiefschwestern hinzu, darüber hinaus alle Bediensteten auf allen seinen Besitzungen. Seinen Stiefbruder Tony. Seine beiden Großtanten in Cumbria. Und die Bergleute in jenem Kohlebergwerk in Cornwall, das er beim Kartenspiel von Talbot gewonnen hatte und das in seiner Einfachheit fast mittelalterlich anmutete. Mit jedem Namen verband sich für ihn eine neue Pflicht, denn das bedeutete es, der Marquess of Nash zu sein. Es war ein abscheuliches Joch, das ihm um den Hals gelegt worden war, bei Gott. Und er fragte sich, ob es nicht bald noch schwerer werden würde.
    »Ich vermute, Ihr werdet heute die Kutsche brauchen, Mylord.« Gibbons stand jetzt neben ihm und starrte ebenfalls in die nebeltrübe Aussicht, aus der eines Tages vielleicht wieder der Hyde Park auftauchen würde. »Es würde mir nicht gefallen, solltet Ihr Euch eine Lungenentzündung zuziehen.«
    »Nun gut«, sagte Nash missmutig. Er wünschte sich, einen Namen zu tragen, der zu der ungestillten Lust passte, unter der sein Körper litt. Es war alles andere als anonym, in einer Kutsche, die ein Wappen auf dem Schlag trug, durch London zu fahren. Aber die Kutsche würde es heute wohl sein müssen. Sie war nur ein weiteres der vielen Vorrechte, die ihm aufgrund seines Titels zustanden.
    Im Grunde war seine Situation fast lächerlich. Er war nicht dafür geboren worden, diesen Rang zu bekleiden. Er war lediglich der zweite Sohn eines zweiten Sohnes und hatte keinerlei Perspektive gehabt, einmal abgesehen von einer strapaziösen militärischen Karriere, einem kalten Grab und, höchstwahrscheinlich, einem türkischen Messer in seinem Rücken.
    Das wäre das Leben gewesen, für das er geboren und erzogen worden war und worauf seine Mutter immer beharrt hatte. Und seltsamerweise war es das Leben gewesen, das er sich gewünscht hatte. Seine Kindheit war abenteuerlich gewesen, er war in Europa umhergereist – zumindest hatte er die damalige Zeit für abenteuerlich gehalten. Er hatte nicht verstanden, dass sie nur von einem politischen Pulverfass zum nächsten geflohen waren, bis Napoleons Flamme und Zorn den ganzen Kontinent verschlungen hatten.
    Sein Bruder Petar hatte kurz davorgestanden, in die Armee Zar Alexanders I. einzutreten – und damit den unsterblichen Neid seiner jüngeren Geschwister auf sich zu ziehen –, als aus dem weit entfernten Hampshire die überraschende Nachricht St. Petersburg erreicht hatte. Ihre englischen Verwandten hätten keinen günstigeren Zeitpunkt zum Sterben wählen können, mochten sie in Frieden ruhen.
    Doch leider war Gevatter Tod noch nicht fertig mit seinem Werk gewesen. Die folgenden Jahre waren hart gewesen, und nachdem alle blutigen Schlachten geschlagen und alle Totenlieder gesungen worden waren, war Nash das, was zu sein er sich weder erwartet noch gewünscht hatte.
    Die Tür knarzte in ihren Angeln und holte Nash wieder zurück in die Gegenwart. Er wandte sich um und erblickte seinen Stiefbruder in der Tür. »Ah, da bist du ja, Stefan«, sagte er. »Hast du noch eine Tasse übrig? Ich schwöre, ich bin nass bis auf die Unterhosen.«
    »Was für ein anschauliches Bild du da heraufbeschwörst, Tony.« Nash winkte Gibbons herbei, der bereits eine weitere Tasse in der Hand hielt. »Draußen sieht es verdammt scheußlich aus. Warum bist du hier?«
    Der ehrenwerte Anthony Hayden-Worth lächelte freundlich und setzte sich in den bequemsten Sessel, der dem Tisch mitsamt Kaffeeservice am nächsten stand. »Kann ein netter Bursche nicht einfach nur seinen Bruder besuchen, um zu sehen, wie es ihm geht?«, fragte Tony und füllte seine leere Tasse.
    Nash stieß sich vom Fenster ab und gesellte sich zu seinem Bruder. »Natürlich kann er das«, sagte er, »aber falls du irgendetwas brauchst, Tony
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