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Engpass

Engpass

Titel: Engpass
Autoren: Gabriele Diechler
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Götz Bramlitz.«
    »In der Brauerei?«, will Elsa wissen.
    Degenwald nickt flüchtig. »Silke Maihauser hatte ein Verhältnis mit Bramlitz. Die Affäre zog sich bis zum Schluss hin.« Degenwald zögert einen Moment. »Ich meine, bis zu Frau Maihausers Tod. Es wurde nie darüber geredet, dass die beiden miteinander schliefen, aber es war allgemein bekannt.«
    »Wieso wurde nie darüber geredet?« Elsa ist neugierig geworden. »In einer Gegend wie dieser wird selbst der Furz des Nachbarn registriert und kommentiert, nehme ich doch mal an.«
    Wenn Degenwald wegen ihrer derben Ausdrucksweise irritiert ist, lässt er sich zumindest nichts anmerken.
    »Bramlitz ist ein mächtiger Mann. Ein cholerischer Charakter. Ein hartgesottener Typ. Verheiratet, wie Sie sich denken können. Gegen Bramlitz wagt niemand aufzubegehren.«
    »Klingt, als könne eine Unterredung mit ihm spannend werden.« Plötzlich springt Elsa auf. »Ist wohl besser, wenn ich mitkomme?« Sie will raus aus dem Büro. Sie fühlt sich plötzlich unfähig, allein zu sein.
    Degenwald schaut sie durchdringend an und nickt nur.

     
    »Bramlitz«, liest Elsa halblaut. Über der Eingangspforte mit der Krone ist der Schriftzug in großen Lettern abgebildet. Degenwalds Wagen hält auf dem Kundenparkplatz.
    Elsa steigt aus und schaut sich um.
    »Wir müssen ein Täterprofil entwerfen, Frau Kollegin.« Degenwald ist neben ihr erschienen.
    Elsa nickt teilnahmslos. Die ganze Zeit über drehen sich Hartmuts Worte in ihrem Kopf. Sie ist mit ihrer privaten Situation beschäftigt, anstatt sich ernsthaft über ihre Arbeit Gedanken zu machen. Hartmuts Anschuldigungen findet Elsa weniger schlimm als ihr sicheres Gespür, dass er recht hat. Sie hat ihren Mann vernachlässigt. Lange schon. Ganz langsam und unbemerkt hat es begonnen. Sie haben immer seltener miteinander geredet. Immer öfter hatte sie lange im Büro zu tun. Unerledigte Fälle stapelten sich auf ihrem Schreibtisch. Und Anna, die in die Pubertät kam, die rebellierte und in immer kürzeren Abständen aufbegehrte. Elsa hatte begonnen, Annas Kleidung auf Drogen zu untersuchen.
    Wenn Hartmut nach Hause kam, war sie ausgelaugt. Sie hatte kaum noch Interesse daran zu erfahren, wie es ihm ging. Dann schliefen sie miteinander, kurz und schweigsam. Ein Leben wie aus der Mikrowelle. Schnell aufgewärmt, aber nicht wirklich schmackhaft.
    »Sie nehmen sich seine Frau vor«, sagt Degenwald und unterbricht Elsas innere Analyse.
    Elsa fährt sich schnell mit der Hand über die Augen, holt sich in die Wirklichkeit zurück.
    »Sie reden mit seiner Frau, ich mit ihm. Von Mann zu Mann. Wenn Sie bei dem Gespräch mit Bramlitz dabei sind, kriegen wir sowieso nichts aus ihm raus. Hier ist man Fremden gegenüber vorsichtig, vor allem, wenn es sich um eine Frau handelt.«
    Elsa starrt Degenwald an. »Verstehe. Fremde taugen nichts. Erst mal.« Sie geht forsch auf die Eingangspforte zu und lässt ihren Kollegen einfach stehen.

     
    Aurelia Bramlitz sitzt vorm Computer und arbeitet, als Elsa hereinkommt. Elsa ist überrascht. Mit einer Asiatin hat sie nicht gerechnet. Eher mit einer Frau aus der Gegend. Einer gestandenen Bayerin, untersetzt, mit kühler Freundlichkeit und kantigem Wesen. Elsa erschrickt darüber, wie sehr sie in Klischees verfallen ist, weil sie sich nicht die Mühe macht, komplex zu denken. Momentan zumindest.
    Die hübsche Asiatin schaut vom Computer hoch. Elsa entdeckt ihre nachtschwarzen Augen. Die Augen einer etwa 50-jährigen, immer noch schönen Frau mit sanftem Lächeln.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Das können Sie.« Elsa reißt sich zusammen. »Elsa Wegener, Kripo Traunstein.«
    »Psychologin?«, fällt ihr Frau Bramlitz ins Wort.
    »Kriminalpsychologin und Grafologin«, stellt Elsa richtig.
    »Interessanter Beruf.« Aurelia Bramlitz hat eine sanfte, singende Stimme. Elsa fühlt sich sofort wohl in ihrer Gegenwart. Die Frau strahlt eine wunderbare Leichtigkeit aus.
    »Und in welchem Fall ermitteln Sie, Frau Wegener?«, fährt Aurelia fort. Die Asiatin ist aufgestanden und deutet auf den Nebenraum, der wie ein Wintergarten aussieht. Elsa entdeckt deckenhohe Birkenfeigen und Orchideen. »Kommen Sie, setzen wir uns nach drüben. Da haben wir Ruhe.«
    Wenig später sitzt Elsa in einem Loom Chair mit weichen Kissen, Aurelia Bramlitz gegenüber. Eine Sekretärin hat Kaffee und Kekse gebracht und Elsa nippt an einem Espresso, obwohl sie sich das Kaffeetrinken abgewöhnen will.
    »Wir haben Silke Maihausers Leiche
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