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Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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fragte Marie.
    »Worauf?«
    »Dass er angegriffen wurde.«
    »Ach so. An seiner rechten Manschette fehlen die Knöpfe.«
    »Vielleicht waren gar keine dran?«
    Pieplow schüttelte den Kopf. »Sie sind herausgerissen. Das sieht man.« Er schloss die Mappe und legte sie an ihren Platz zurück.
    »Er kann auch irgendwo hängen geblieben sein«, gab Marie zu bedenken. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass jemand seinen Bankberater zu sich bestellt und ihm dann das Hemd zerreißt.«
    »Möglich wär’s«, beharrte Pieplow. Er sah Gesine Manthey vor sich, so betrunken wie vulgär in ihren zerknautschten Fummeln und mit dem billigen Tand um den Hals.
    Mehr als möglich.
    »Was ist passiert?«, fragte Pieplow, als Behnsen zurückkam und aussah, als habe er sich den Kopf gewaschen. Feuchtes Haar und Wasserflecken am Kragen, aber die Manschetten wieder sorgfältig aufgerollt.
    »Was soll denn passiert sein?«, wich Behnsen aus und legte unwillkürlich eine Hand auf seine Ledermappe.
    »Ich rede von Frau Manthey, Matze. Davon, dass du bei ihr gewesen bist und irgendetwas schiefgelaufen ist.«
    Behnsen dachte nach. Starrte in sein Glas, hob den Kopf und musterte Pieplow. Sah aufs Wasser hinaus und kaute so heftig an der Antwort, dass seine Kiefer sich kantig im glatt rasierten Gesicht abzeichneten.
    Dass er zu weit gegangen war, wusste er hoffentlich, schickte Behnsen vorweg. In fremden Papieren herumschnüffeln, ging ja wohl gar nicht. Von wegen Rechtsstaat und so.
    Aber was Matthias Behnsen in der letzten Stunde erlebt hatte, war Grund genug, der Polizei einen Tipp zu geben, bevor womöglich Schlimmeres passierte als eine zerrissene Manschette und ein paar verhunzte Formulare.
    Auf denen, die Behnsen hervorzog, sah Pieplow, was gemeint war. Kreuz und quer Krakel und Zacken, kleine Löcher dort, wo der Stift durchs Papier gestoßen worden war.
    »Wenn du mich fragst, gehört sie schleunigst aus dem Verkehr gezogen. Völlig durchgeknallt, die Frau. Schreit und keift wie ein Fischweib und geht auf mich los, als ich ihr erklären will, was sie wo und warum unterschreiben soll. Hätte ihr Mann sie nicht gebändigt, die wäre mir glatt an die Gurgel gegangen. – Guck dir das an!«
    Als Behnsen den Hemdsärmel hochschob, sah Pieplow Kratzspuren, und er ahnte, dass es ein Fehler gewesen war, Gesine Manthey nicht wichtig zu nehmen, ihr keine Bedeutung zu schenken. Er hatte sich von ihrem Mann abwimmeln lassen, der Wanda nicht gekannt haben wollte.
    Das konnte sogar stimmen.
    Aber sie?
    Sie hatte das Haus geerbt. Sie war lange vor ihrem Mann auf der Insel gewesen.
    Sie hatte Wanda gekannt. Und eine Rolle bei ihrem Tod gespielt, davon war Pieplow überzeugt.
    Er musste nur noch herausfinden, welche.
    Diese Frage beschäftigte ihn so sehr, dass er nur am Rande registrierte, was um ihn geschah.
    Dass Behnsen schnell wieder Oberwasser hatte und seine Flucht aus dem Mantheyschen Haus als Abenteuer erzählte.
    Dass Marie nicht wusste, was sie von all dem zu halten hatte und Leonie auf den Spielplatz wollte. Oder ans Meer. Irgendwohin, wo es weniger langweilig war als vor einem leer gegessenen Eisbecher. Sie sah Pieplow erwartungsvoll an.
    Er stand auf und strich ihr über das Haar. »Ein andermal, Leonie. Tut mir leid, aber ich muss mich noch um etwas Wichtiges kümmern.« Und zwar schnell, dachte er. Solange diese Frau Manthey überhaupt noch vernehmungsfähig ist.
     
    Still und unheilvoll stand das Haus. Wie verlassen. Türen und Fenster weit offen und im Gras davor, was in unbändiger Wut hinausgeworfen schien: Bücher, ein Bild. Dinge, die aussahen, als gehörten sie auf einen Frisiertisch.
    Unter Pieplows Füßen knirschte Glas, als er sich vorsichtig näherte. Seine Hand fuhr vergeblich nach rechts an den Gürtel. Er war in Zivil. Er war unbewaffnet und allein. Ausgeschlossen, so wehrlos in das Haus zu gehen, in dem es vollkommen still war.
    Dicht am Zaun, jederzeit zum Sprung auf die Straße bereit, bewegte er sich nach links auf die Gartenseite des Hauses zu. Blieb stehen, sah sich um, lauschte.
    Nichts.
    Nur die Spuren einer Raserei, die vorüber schien.
    Pieplow zog sein Telefon aus der Tasche und flüsterte fast, als Kästner sich meldete.
    »Komm an den Hügelweg. Zu Manthey. Sofort und so schnell du kannst.«
    »Was ist passiert?«
    »Keine Ahnung. Sieht aus, als wäre die Frau durchgedreht und hätte alles kurz und klein geschlagen.«
    »Verletzte?«
    »Weiß ich noch nicht. Besser, du alarmierst den Rettungsdienst. – Mach
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