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Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
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verlustig, jemals einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung zu stellen.«
    Glass schob seine Brille auf die Nasenspitze und beugte sich vor. Er sah Johnny Wayne mit einem bohrenden Blick an.
    »Nur für das Protokoll«, sagte der Richter, »möchte ich Ihnen noch eines sagen, bevor Sie für den Rest Ihres elenden Daseins hinter Gittern verschwinden. In all meinen Jahren auf dieser Bank sind Sie ohne Frage die widerlichste, feigste und erbärmlichste Figur, die je ihren Fuß in diesen Gerichtssaal gesetzt hat. Sie zeigen nicht die geringste Reue, und es wäre mir ein großes Vergnügen gewesen, Sie zum Tod zu verurteilen, wenn Sie den Mut gehabt hätten, sich einem ordentlichen Verfahren zu stellen. Ich hoffe, dass Sie in der Hölle verrotten.«
    Johnny Wayne hob langsam den Kopf, bis er dem Richter in die Augen blickte.
    »Du kannst mich mal«, sagte er leise.
    Glass riss seine Augen auf. »Was haben Sie da gesagt?«
    »Ich habe gesagt, ihr könnt mich hier alle mal: Sie und die Staatsanwältin und diese lächerliche Figur von einem Anwalt, den Sie mir da zugewiesen haben, und alle anderen, die mir diese Sache angehängt haben.« Er sprach immer lauter. Als er endlich fertig war, hallte seine Stimme von den Wänden wider.
    Es folgte ein benommenes Schweigen. Dann huschte völlig unerwartet ein Lächeln über das Gesicht des Richters, und er wandte sich in meine Richtung.
    »Wissen Sie, was, Mr Dillard, Ihr Mandant ist nicht nur ein Feigling, sondern dazu noch ein dummer Feigling.«
    »Arschloch!«, kreischte Johnny Wayne.
    »Wachtmeister!«, brüllte Richter Glass. Er erhob sich halb von seinem Stuhl – wie ein Jockey auf einem Vollblüter, und zeigte mit seinem Hammer auf Johnny Wayne.
    »Raus mit ihm – knebeln Sie den Mann!«
    Die Wachtmeister stürzten sich auf Johnny Wayne. Zwei von ihnen warfen ihn zu Boden, dann stürzte sich noch ein dritter in das Getümmel. Als ich zur Seite trat, hörte ich, wie die Kameras klickten und die Umstehenden nach Luft schnappten. Während die Männer auf ihn eindroschen und ihn mit Füßen traten, stieß Johnny Wayne wüste Obszönitäten aus. Schließlich hatten die Wachtmeister den Mann so sicher im Griff, dass sie ihn – die Füße voraus – aus dem Gerichtssaal schleifen konnten. Ich setzte mich an den Verteidigertisch und überlegte kurz, ob ich sauer darüber sein sollte, dass Johnny Wayne mich als lächerliche Figur von einem Anwalt bezeichnet hatte. Als Mensch gab ich in der Tat eine äußerst lächerliche Figur ab, doch als Strafverteidiger war ich immer noch eine echte Koryphäe.
    Die Anwesenden saßen einige Minuten betreten auf ihren Plätzen, bis die Wachtmeister, die jetzt eine eng geschlossene Phalanx bildeten, Johnny Wayne wieder in den Raum stießen. Sie hatten ihm das Maul gestopft und ihm einen Streifen Klebeband über den Mund geklebt. Ich überlegte kurz, wie es sich anfühlen mochte, wenn sie ihm das Klebeband später wieder von seinem sorgfältig gestutzten Bart abziehen würden. Die Beamten schleppten den jetzt aufrecht stehenden Delinquenten wieder zu dem Podium vor der Richterbank.
    »Mr Neal«, sagte Richter Glass, »ich habe wegen Ihres kleinen Ausbruchs kurz in Erwägung gezogen, meinerseits von unserer Übereinkunft zurückzutreten und ein offizielles Verfahren gegen Sie zu eröffnen. Doch ein Mann wie Sie ist mit dieser Strafe, glaube ich, angemessener bedient. Sie werden irgendwann im Gefängnis sterben, doch bevor es so weit ist, können Sie sich noch auf manches gefasst machen. Ein gut aussehender junger Mann wie Sie, der zudem noch mit einem frechen Mundwerk ausgestattet ist, dürfte sich unter den Gefängnisinsassen, mit denen Sie es künftig zu tun haben, zweifellos außerordentlicher Beliebtheit erfreuen. Dabei dürften Sie vor allem bei Freunden des Analverkehrs großen Anklang finden. Das Urteil gilt. Lebenslänglich. Ein Antrag auf vorzeitige Haftentlassung ist nicht zulässig. Bringen Sie ihn weg!«
    Johnny Wayne wurde nun rückwärts aus dem Verhandlungsraum geschleppt, da er sich weigerte zu gehen, während Tränen über sein Gesicht und das silberne Klebeband rannen, das seinen Mund verschloss. Doch am schlimmsten dürfte für ihn gewesen sein, dass während seiner Auseinandersetzung mit den Beamten sein Overall aus der Form geraten war. Das waren die letzten Bilder des schrecklichen Mannes, die sich mir einprägten.
    Ich verdrückte mich durch eine Seitentür, um der Medienmeute auszuweichen, ging die Treppe hinunter und eilte
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