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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd
Autoren: Andrea Gunschera
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Perfekt beim Vö...“, sie würgte sich ab, „Küssen mit seiner Exfrau erwischt, was weiß ich?“
    „Violet!“
    „Was denn?“ Sie hielt Moms anklagendem Blick stand. „Du sagst doch selbst, dass du Stephan nicht traust.“
    Mom schlürfte kleine Schlucke von ihrem Kaffee, stellte die Tasse zurück auf den Tisch und rührte mit dem Löffel darin herum. Violet fuhr mit einem Finger die Muster auf der Sofalehne nach. Sie hasste sich dafür, dass sie Mom betteln ließ, statt ihr den Gefallen zu tun und ein paar Anrufe zu machen.
    „Du weißt, wie sie ist.“ Moms Stimme war leise. „Sie braucht jemanden, der auf sie achtgibt. Sie ist so zart.“ Die Silben zitterten. „Sie kann nicht ...“
    Sie kann nicht allein überleben. Das Mantra, auf das Emilys Leben gegründet war. Sie ist so zart. Du musst ihr helfen. Sie ist doch deine Schwester. Der Kaffee schmeckte plötzlich bitter. Violet beugte sich nach vorn und bedeckte Moms Finger mit ihrer Hand. „Es tut mir leid“, sagte sie. „Ich kümmere mich darum. Ich finde heraus, wo sie steckt.“
    Auf dem Weg zu Emilys Haus rief sie Stephan an. Zu ihrer Überraschung nahm er nach dem dritten Klingeln ab.
    „Stephan Amaryllis.“
    Seine Stimme klang warm und angenehm und versetzte ihr einen Stich Ärger.
    „Wie bitte?“
    „Stephan hier“, wiederholte er geduldig.
    „Nein, den Nachnamen. Ich habe Ihren Nachnamen nicht verstanden.“
    „Amaryllis. Wer spricht da bitte?“
    „Violet Bardo“, sagte sie. „Ich bin Emilys Schwester. Falls sie mich mal erwähnt haben sollte.“
    „Das hat sie in der Tat.“ Sie war sicher, dass er lächelte. „Ich habe nur das Beste von Ihnen gehört.“
    Das bezweifelte sie, aber der Mann konnte nichts dafür. Er wollte nur höflich sein. „Unsere Mutter macht sich Sorgen, weil Emily sich nicht meldet.“
    „Ich auch.“ Ein weiches Lachen. „Allmählich befürchte ich, sie will mich nie wiedersehen.“
    „Sie klingen aber nicht sehr besorgt.“
    „Weil ich weiß, dass es ihr gut geht.“
    „Super. Wie kann man Kontakt mit ihr aufnehmen?“
    „Das ist geheim. Sie tötet mich, wenn ich das verrate.“
    Violet seufzte. „Hören Sie, das hilft mir nicht. Meine Mutter schläft schlecht, weil sie befürchtet, dass Emily räuberischen Assassinen in die Hände gefallen ist. Ein Lebenszeichen wäre sehr hilfreich.“
    Stephan zögerte einen Moment. „Also gut“, sagte er schließlich. „Ich schicke ihr eine Brieftaube.“
    „Nach Hawaii?“
    Er lachte. „Vielleicht doch lieber eine Flaschenpost.“
    Violet musste lächeln. Egal, ob er mit seiner Sekretärin schlief oder nicht, er hatte Charme. „Okay“, sagte sie. „Heute noch?“
    „Sie sind aber hartnäckig.“
    „Ich weiß.“
    „Ich tue, was ich kann.“
    Violet bremste scharf, weil die Ampel vor ihr auf Rot schaltete. „Bestens. Dann brauche ich Ihnen keinen Vortrag zu halten, wie unerträglich ich sein kann, wenn man mich hängen lässt.“
    „Das kann ich mir gar nicht vorstellen“, gab er fröhlich zurück. „Aber ich halte Sie auf dem Laufenden.“
    Amaryllis. Was war das, ein Künstlername? Emily fand es sicher hinreißend, dass der Nachname ihres Verlobten wie eine farbenprächtige tropische Blume klang. Violet murmelte einen Abschiedsgruß, nahm das Telefon vom Ohr und bog in die Senalda Road, eine schmale Straße, die vom Mulholland Drive abzweigte und sich steil am Hang entlangschraubte. Die Häuser hier oben fingen bei zwei Millionen an. Hübsche kleine Anwesen im Haziendastil und dazwischen Bauhausvillen. Schließlich fand sie den Briefkasten mit der richtigen Hausnummer, dahinter zurückgesetzt ein schmiedeeisernes Tor, das die Zufahrt zum Grundstück versperrte.
    Sie parkte ihren alten Saab am Straßenrand und stieg aus. Der Weg auf der anderen Seite des Gitters wand sich ein paar Meter den Hang hinauf und verschwand hinter einer Kurve. Lorbeer und Efeu überwucherten die Hügelflanken. Sie warf einen kurzen Blick über die Schulter, stellte fest, dass die Straße menschenleer war, setzte einen Fuß auf die untere Querstrebe und zog sich hoch. Die Speerspitzen sahen zwar martialisch aus, waren aber mehr Show als echtes Hindernis. Zudem hatte sie keine der kleinen sechseckigen Plaketten erspäht, mit denen überteuerte Sicherheitsfirmen darauf hinwiesen, dass ungeladene Eindringlinge, die auf dem Golfrasen herumtrampelten, unverzüglich erschossen wurden.
    Auf der anderen Seite sprang sie hinunter und folgte der Rampe bis zu einem Hof mit
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