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Engelsgrab

Engelsgrab

Titel: Engelsgrab
Autoren: Danielle Ramsay
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eingerichtet hatte.
    »Und warum ist er mit ihr nicht in das Hotel nebenan gegangen?«
    »Dasselbe habe ich ihn gefragt. Daraufhin hat er gesagt, er wolle nicht mit ihr gesehen werden. Sonst hat ihm das nie etwas ausgemacht, aber im Nachhinein ist es natürlich einleuchtend.«
    »Es könnte auch anders gewesen sein«, überlegte Brady. »Vielleicht wollte er, dass sie nüchtern wurde, ehe er sie nach Hause fuhr.«
    »Träum weiter«, lachte Madley.
    »Außerdem hätte er es mit ihr in seinem Auto treiben können, wenn es das war, was er wollte. Warum sollte es dein Schlafzimmer sein?«
    Madley hob die Brauen. »Wie würdest du dich denn entscheiden, wenn du die Wahl zwischen Auto und Schlafzimmer hättest?«
    »Gekauft«, antwortete Brady. »Wie ging es weiter?«
    »Ich habe Nein gesagt. Wenig später sind die beiden gegangen.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »Kurz vor zwölf.«
    »Dann hat Jimmy es nicht getan. Er muss sie nach Hause gefahren haben, denn Sophie hat sich später noch einmal mit Ellison getroffen. Er hat sie umgebracht, nicht Jimmy«, stellte Brady erleichtert fest.
    »Du irrst dich«, sagte Madley ungehalten. »Und der Polizist in dir weiß das auch.«
    »Warum hast du mir nicht früher etwas gesagt?«, fragte Brady. »Gleich nachdem du von dem Mord gehört hast, hättest du dich bei mir melden können. Auch gestern hättest du mit mir darüber reden können oder heute Vormittag. Aber da ist nicht ein Wort darüber gefallen.«
    »Heute Vormittag hattest du andere Probleme, und gestern wollte ich Jimmy Zeit lassen, um hervorzukommen und alles zu gestehen.«
    »Du weißt, was mit einem Polizisten passiert, wenn er ins Gefängnis kommt? Früher oder später wird er umgelegt, und wir können nichts dagegen machen.«
    »Mir blutet das Herz.«
    »Und was ist, wenn er unschuldig ist? Wenn ich ihn festnehme, wird allein der Verdacht ausreichen, um seine Karriere zu ruinieren, ebenso wie seine Ehe und alles, wofür er gearbeitet hat.«
    »Na und?«, sagte Madley gleichmütig. »Er hätte mir mein Eigentum zurückgeben sollen. Stattdessen geht er hin und verschanzt sich irgendwo. Ganz gleich, was mit ihm geschieht, er hat es sich selbst zuzuschreiben. Du weißt, wie es läuft, Jack. Jimmy hat mich bestohlen, und ich kann es mir nicht leisten, als Weichei zu gelten. Dann wäre bald auch alles weg, wofür ich gearbeitet habe.«
    Brady leerte sein Glas und gab es Madley zurück.
    »Na schön. Dann besten Dank.«
    »Du kommst doch noch zum Poker am Montag, oder?«
    »Warum denn nicht?«
    »Bis dann also«, erwiderte Madley und drehte sich zum Fenster um.
    »Ja, bis dann.«
    »Ach, Jack. Hast du noch mal über dein anderes Problem nachgedacht?«
    »Ja«, murmelte er. »Kümmere dich darum.«
    »Betrachte es als erledigt.«
    »Danke.«
    »Ich hoffe, du bist dir ganz sicher. Der Mann ist schließlich dein Vater.«
    Brady öffnete die Tür und versuchte das Bild des heruntergekommenen Säufers zu vergessen. »Das war er nie.«
    Auf der Straße wählte er erneut Jimmys Nummer. Nichts.
    »Jimmy, du dummer Kerl«, murmelte Brady.
    Er zündete sich eine Zigarette an, während er über seine Optionen nachdachte. Er hatte keine. Er konnte nur aufs Revier gehen und sich das Video anschauen. Erst dann konnte er entscheiden, ob die Beweise, die Madley in der Hand hatte, ausreichten, um Matthews’ Karriere zu beenden.

Kapitel 55
     
    Verdammt, dachte Brady, als er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Madley hatte recht, das Band belastete Matthews schwer. Seine Karriere als Polizist war am Ende. Brady zog die Schreibtischschublade auf, holte die Flasche Scotch hervor und schenkte sich einen großen Schluck ein. Aber auch der Whisky würde ihm nicht helfen, die Szenen zu vergessen, in denen Matthews und Sophie in Madleys Nachtklub saßen und hemmungslos knutschten. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass Matthews ein Mädchen befummelt hatte, das so alt wie seine Tochter war. Das war nicht mehr der Jimmy, den er kannte, nicht der Mann, der noch Prinzipien gekannt oder wenigstens gewusst hatte, wo die Grenze war.
    Brady saß in seinem dunklen Büro und goss sich noch einen Schluck ein. Durch die Ritzen seiner Jalousien fiel schwach das Licht der Straßenlaternen. Als sein Handy ging, ließ er es klingeln. Wahrscheinlich war es Kate, die ihn an sein Versprechen erinnern wollte, doch sie war die Letzte, mit der er jetzt sprechen mochte. Mit geschlossenen Augen lehnte er sich zurück, nippte an seinem Whisky und versuchte, nur noch
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