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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch
Autoren: Nalini Singh
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erfährt.«
    »Das ist nicht nötig, Sara, oder?«, sagte er leise. »Hauptsache, Sie wissen es.«
    Sechs Stunden später verabschiedete Sara sich vor dem Hotel von Deacon. Er hatte seine Ausrüstung bei sich, sie die ihre. Elena wartete bereits hinter dem Steuer eines blitzblanken Mietwagens, um gemeinsam mit ihr zurück nach New York zu fahren. Ein letzter Ausflug, bevor sie sich in die abertausenden Verpflichtungen stürzen würde, die die Führung einer der mächtigsten und einflussreichsten Zweige der Gilde mit sich brachte.
    »Das nächste Jahr wird heftig«, sagte sie zu Deacon, der mit verschränkten Armen gegen das Motorrad lehnte. »Vielleicht ganz gut, dass du nein gesagt hast. Eine heimliche Affäre würde ich wahrscheinlich zeitlich gar nicht schaffen.« Eigentlich hatte sie vorgehabt, an dieser Stelle zu lachen, aber ihr war nicht nach Lachen zumute.
    Sentimentalität war nicht Deacons Sache. Er legte eine Hand um ihren Nacken und küsste sie, bis ihr die Luft wegblieb. Dann küsste er sie noch mal. »Ich habe Sachen zu erledigen. Und auf dich wartet der Direktorenposten.«
    Sara nickte, hatte seinen Whiskey- und Mitternachtsgeschmack noch auf der Zunge. »Ja.«
    »Du gehst jetzt besser. Ellie wartet schon.«
    Sie drückte ihn noch einmal fest an sich und wandte sich zum Gehen. Er hatte ja recht, so war es am besten. Was zwischen ihnen war, so süß und vielversprechend es ihr auch jetzt noch vorkam, sollte doch lieber eine schöne Erinnerung bleiben, als unter dem Druck unerfüllter Erwartungen zu zerbrechen.
    »Fahr los«, sagte sie zu ihrer Freundin, kaum dass die Autotür zugefallen war.
    Ellie sah mit einem Blick, was los war, schwieg aber. Keiner von ihnen sagte etwas, bis sie die Staatsgrenze passierten. Dann meinte Ellie unvermittelt: »Er hat mir gefallen.«
    Damit war es um Saras Selbstbeherrschung geschehen.
    Sie legte den Kopf in die Hände und begann zu weinen. Ellie fuhr rechts ran und nahm die schluchzende Sara in die Arme. Statt sie mit irgendwelchen dummen Plattitüden zu trösten, sagte sie einfach: »Weißt du, Deacon kommt mir nicht vor wie jemand, der wirklich wichtige Dinge einfach so sausen lässt.«
    Auf Saras rotverquollenem Gesicht zeigte sich ein leises Lächeln. »Kannst du ihn dir im Anzug vorstellen?« Bei diesem Gedanken zog es ihr bis in den Unterleib.
    »Gib mir einen Moment, ein klares Bild zu bekommen. Okay, ich hab es.« Elena seufzte. »Oh, Mann, der Typ im Anzug, den würde ich nicht von der Bettkante schubsen.«
    »Hey. Der gehört mir«, knurrte Sara.
    Ellie grinste. »Ich bin ja auch nur eine Frau und er ist verdammt scharf.«
    »Blöde Kuh.« Eine, die sie zum Lachen brachte, wenngleich auch nur für kurze Zeit. »Kannst du dir vorstellen, wie er die politischen Spiele der Gilde mitmacht und allen artig das Händchen schüttelt? Ich nicht.«
    »Na und?« Ellie zuckte die Achseln. »Die Gildedirektorin muss all diesen Kram mitmachen. Aber wer sagt denn, dass ihr Freund kein großer, böser, schweigender Teufelskerl sein darf?«
    Gern hätte sich Sara an diese Hoffnung geklammert, doch sie schüttelte jäh den Kopf. »Ich muss realistisch sein. Dieser Mann ist ein absoluter Einzelgänger. Deshalb ist er ja auch der Henker.« Seufzend holte sie Luft und lehnte sich zurück in die Polster: »Fahr uns zurück nach New York. Auf mich wartet dort eine Aufgabe.«
    Ihre Worte waren klar und dennoch fanden ihre Finger immer wieder den Weg zu dem kleinen runden Sägeblatt in ihrer Hosentasche, strichen über die gezahnte Scheide. Es gehörte Deacon. Dieser Mann hatte sehr interessante Waffen – so wie die Pistole, die statt normaler Kugeln diese drehenden runden Teile abschossen. Hatte er diese Dinger auf dem Schrottplatz verwendet? Ihre Gedanken wanderten weiter zu Lucy.
    Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Wer hätte gedacht, dass ihre liebste Erinnerung an Deacon die war, wie er mit einem bösartigen Höllenvieh von Hund kuschelte?

9
    Zwei Monate später betrachtete Sara sich im Spiegel: Eine ebenso elegante wie selbstbewusste Frau im trägerlosen Etuikleid schaute ihr entgegen. Ihr Haar war am Hinterkopf zu einem kunstvollen Knoten aufgesteckt und der frisch geschnittene Pony fiel schwungvoll zur Seite. So hatte sie während eines Einsatzes nie ausgesehen. Das gekonnte Make-up betonte ihre hohen Wangenknochen und brachte ihre Augen schön zur Geltung. »Ich fühle mich wie eine Mogelpackung.«
    Simon schmunzelte und stellte sich hinter sie. »Aber du siehst genau
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