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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut
Autoren: Andrea Gunschera
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immer noch nicht.
    Eve stand auf und zog die Seite aus dem Drucker. „Ich hab’s getan. Zwei Tickets.“ Sie faltete den Ausdruck zusammen und schob ihn in den Umschlag zu der Ansichtskarte, die sie zuvor an der Hotelrezeption erstanden hatten. „Für Felipe.“
    Er zögerte einen Moment, dann fiel es ihm ein. Der Hispano in ihrem Nachbarapartment.
    Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. „Er ist mein bester Freund. Und er hat mir Icoupovs russische Emails übersetzt.“
    Alan nickte.
    „Er glaubt, seine Heilung sei ein Ergebnis göttlicher Intervention.“ Sie legte den Umschlag auf den Tisch. „Komm her.“
    Er gehorchte. Sie packte sein Haar mit beiden Händen und zog seinen Kopf herunter. Dann küsste sie ihn, ein weicher Kuss, leicht wie Schmetterlingsflügel. Alan legte die Arme um ihre Hüften und zog sie an sich. Ihr Duft berauschte ihn, so wie ihre Lippen und die Art, wie sie sich an ihn schmiegte. Unter seinen Fingern knisterte Chiffon.
    Später, auf der Suche nach einem Postamt, schlenderten sie die staubige Straße hinunter, die vom Hotel ins Stadtzentrum führte. Sie kauften Orangen von einem Karren am Straßenrand und bummelten weiter, die Hände ineinander verschlungen wie ein verliebtes Teenagerpärchen. Ihre Fingerspitzen kitzelten seine Handfläche.
    Alan faszinierte noch immer, wie sehr sich ihre Beziehung gewandelt hatte. Er hatte sich so sehr davor gefürchtet, ihr seine dunkle Seite zu offenbaren. Nach der Schlacht im Carnegies Tower hatte er geglaubt, dass der Graben zwischen ihnen nie mehr zu überwinden wäre. Doch in der Nacht von Mordechais Tod war etwas Unfassbares geschehen. Eve akzeptierte, was er war. Und nun, da es nichts mehr zu verbergen gab, empfand er eine Freiheit, die ihn trunken machte. Er liebte ohne Reue und ohne Berechnung. Und sie tat es ihm gleich.
    „Wann fahren wir eigentlich zurück nach L.A.?“, fragte sie.
    „Ich weiß nicht.“ Er schälte eine Orange mit einer Hand und den Zähnen, weil er Eve nicht loslassen wollte. „Wann immer du willst.“
    „Greg hat mir geschrieben.“
    „Wer ist Greg?“
    „Mein Agent.“
    „Ah.“ Die Orange schmeckte süß und aromatisch.
    „Die Times-Leute sind euphorisch wegen meines letzten Artikels. Nachdem das alles passiert ist mit Mordechai“, ihre Stimme sank ein wenig ab und er wusste, sie wollte keinen Nerv in ihm treffen, „erscheint der Text in einem neuen Licht. Jetzt glauben sie, er wäre ein Fingerzeig auf die kommenden Ereignisse gewesen.“
    „Und das ist gut oder schlecht?“
    Eve seufzte. „Kommt darauf an, wen du fragst. Greg sagt, die Times will mir einen Zweijahresvertrag anbieten. Zu richtig guten Konditionen. Die Leute vom LAPD sehen das wahrscheinlich ein bisschen anders.“
    „Da hast du doch gute Kontakte.“
    „Meinen Ex-Freund. Ich hatte ihm den Tipp mit dem Hafen gegeben, und dann ist er mit Katherinas Garde zusammengeprallt. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.“
    Alan lachte leise. „Wahrscheinlich denkt er, du hättest ihn in eine Falle gelockt.“
    „Vielleicht warten wir doch noch ein bisschen mit der Rückkehr.“
    Sie wichen einem LKW aus, der mit Gasflaschen beladen war. Alans Gedanken schweiften zu Mordechai, dessen Tod sich wie ein Befreiungsschlag für ihn angefühlt hatte. Dann dachte er an den Engel.
    „Was war das“, fragte er, „was Asâêl dir gesagt hat?“
    Sie lächelte.
    Alan blieb stehen. „Aber er hat etwas getan, oder?“
    „Er war sehr dankbar.“
    Er zog sie an sich. „Er war dankbar?“
    Eve blickte ihn an mit diesem rätselhaften Lächeln. Ihre Augen offenbarten eine Tiefe, die er zuvor nicht an ihr bemerkt hatte. Etwas an ihr hatte sich verändert, ein subtiles Detail. Er konnte es nur nicht greifen.
    „Sehr dankbar“, murmelte sie.
    Und plötzlich erinnerte er sich an ihren Blick, als sie Kain beschworen hatte, von ihm abzulassen, auf dem Dach von Maryans Cathedral. Es hatte nicht ein Hauch von Furcht darin gelegen. Sie hatte gewusst, dass es funktionieren würde. Er dachte an das Gefühl von Magie, als ihre Worte in ihn eingesunken waren, so unwiderstehlich. Ein feiner Zauber. Und Kain hatte ihnen nichts entgegensetzen können. Alan überlief ein Schauder.
    „Uns wurde etwas geschenkt“, flüsterte Eve.
    Ihre Finger verschränkten sich fest in seinen.

Epilog
    A rkadin setzte sich auf den Rand des Springbrunnens vor der Central Library in Downtown. Er zog seine Jacke aus und faltete sie neben sich auf den Stein. Ende November, und es fühlte
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