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Engel küssen besser

Engel küssen besser

Titel: Engel küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Whittenburg
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nicht. Stattdessen nahm sie die Glocke, die Sam ihr gegeben hatte, und läutete so kräftig sie konnte.
    “Höher, Sam. Du musst noch höher klettern.”
    Sam hielt sich an einem der dicken Äste der alten Eiche fest und schaute grimmig zu Gloria und Allison hinüber, die sich aus dem Schlafzimmerfenster lehnten und ihn anfeuerten. “Höher klettern”, murrte er vor sich hin. Sie hatten gut lachen. Er sicherte seinen Stand auf der rauen Baumrinde und schaute durch die Zweige nach oben, um auszumachen, wo die Katze eigentlich hockte, die er retten sollte.
    “Dobbin weint, Dad. Er möchte runter.”
    “Da sind wir ja schon zwei, die das wollen”, zischte er, während er sich Zentimeter um Zentimeter zum nächsten Ast vorschob. Blöde Katze. Warum war sie überhaupt da hinaufgeklettert, wenn sie nicht wusste, wie sie wieder hinunterkommen sollte. Warum hatte Gloria überhaupt in dem Moment aus dem Fenster geschaut? Und warum hatte er sich von ihr überzeugen lassen, dass er der heldenhafte Retter sein musste?
    “Komm hierher, Kätzchen”, rief er, bekam aber nur ein klägliches “Miau” zur Antwort. Sam konzentrierte sich auf den Ast, der nur dreißig Zentimeter über ihm war, und griff nach ihm.
    Er verfehlte ihn aber und rutschte zurück, wobei er sich an den Armen, an der Brust und am Bauch schrammte und ein Loch in das Hemd riss, ganz zu schweigen davon, dass sein Ego angekratzt wurde.
    “Pass auf, Sam!”
    “Vorsicht, Daddy!”
    Mit Ermahnungen und Ermutigungen sind sie schnell dabei, dachte er. Fast so schnell wie mit ihren Bitten. Warum sonst war er hier in diesem Baum? Warum sonst hatte er den größten Teil der letzten beiden Wochen damit verbracht, sich um sie zu kümmern? Und äußerst wichtige Arbeiten vernachlässigt? Morrison hatte recht. Er hatte seine Versprechen bezüglich des Krankenhauses nicht gehalten. Und das war nur eines von einem Dutzend von Projekten, das er auf die lange Bank geschoben hatte, nur um zu Hause zu bleiben. War es aber nicht eigentlich der Zweck eines Kindermädchens, dass er in Ruhe arbeiten konnte, während er sein Kind in guten Händen wusste? Wie konnte es passieren, dass Gloria fast genauso viel Fürsorge brauchte wie Allison?
    In einem Anfall von Frustration schwang Sam sich auf den nächsten Ast und packte die Katze. Er hörte noch die Beifallsbekundungen durch das helle grüne Laub klingen, als Dobbin ihm seine Krallen in die Hand grub, einen Riesensatz machte und dann den Baum flink und behände hinunterkletterte.
    “Armes Kätzchen. Ist es in Ordnung?”
    “Hast du ihm wehgetan, Daddy?”
    Jetzt reichte es. Das Fass war voll, und er hatte genug. Er war schließlich Architekt, verdammt noch mal. Und es wurde Zeit, dass er sich auch wieder wie einer benahm.
    Egal, was die Frau seines Lebens dazu sagen würde …
    “Ich muss geschäftlich nach Seattle”, verkündete Sam beim Abendessen.
    Allison hörte auf, aus den Karotten eine Pyramide zu bauen und schaute ihn an. Gloria legte ihre Gabel auf den Tisch.
    “Ich habe für morgen früh einen Flug gebucht”, fuhr er fort und gab sich Mühe, es sehr beiläufig und selbstverständlich klingen zu lassen. “Am Donnerstag bin ich zurück.”
    Gloria sagte nichts, aber Sam sah ihr an, dass sie viele Fragen hatte.
    “Wir müssen aber Ethel und die Wunnas mitnehmen, Dad”, fing Allie an, Pläne zu schmieden. “Und Dobbin und Hunny. Und ich nehme
Das beste Nest
mit, damit wir es lesen können, und …”
    “Allie, das ist eine Geschäftsreise. Ich kann weder dich noch die Tiere mitnehmen. Du weißt doch, was eine Geschäftsreise ist, oder etwa nicht?” Nach seinen zahlreichen langen Europareisen im letzten Jahr war das sicher das Schlimmste, war er hatte sagen können, aber dieser Zusammenhang wurde Sam erst klar, als es schon zu spät war. “Ich bin schon zurück, bevor du überhaupt merkst, dass ich weg bin.”
    “Nein!” Allie warf ihren Löffel auf den Teller, woraufhin eine der Karotten über den Tisch segelte. “Du kannst nicht weggehen. Nicht ohne mich und Gloria. Hunny wird ganz böse, wenn du ihn zu Hause lässt.”
    “Fang nicht so an, Allie. Ich muss weg. Es ist wichtig.” Sam sah hilfesuchend zu Gloria hinüber, aber sie hatte kein Wort der Unterstützung für ihn.
    Allie hob den Drachen hoch und hielt ihn so, dass er Sam anstarren konnte. “Hunny möchte mit, Dad.”
    “Ich habe geschäftlich zu tun, und du bleibst zu Hause.”
    “Aber ich will nicht zu Hause bleiben.”
    “So ist es aber

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