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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes
Autoren: Jo Zybell
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fallenließen.
    »Ihr seid was?« Yaku traute seinen Ohren nicht. Er belauerte die junge Frau im Navigationsstand von der Seite. Sein anfängliches Mißtrauen gewann wieder die Oberhand. Also doch eine Lügnerin! Eine schlechte allerdings, denn ihre Behauptung war so absurd, daß nicht einmal ein Schwachkopf sie glauben würde. Legte eine Notlandung hin, thronte im Navigationsstand wie eine Große, gab ihm Koordinaten am laufenden Meter durch und behauptete im selben Atemzug, in den Höhlen unter dem Eis eines Bergwerksplaneten geboren und großgeworden zu sein!
    Andererseits – war sie nicht eine verdammt gute Lügnerin, wenn sie einen solchen Quatsch ohne Anflug von Heiterkeit erklären konnte, ohne das geringste Zucken im Gesicht und in größer Selbstverständlichkeit?
    »Hören Sie zu, Venus!« Er wurde laut. Das machte seinen Raben nervös, so daß das Tier anfing zu krächzen. »Ich lasse mich nicht gern verarschen! Ist das klar, verdammt nochmal?«
    »Schon klar. Entfernung von Doxa IV tausendeinhundertachtzig Lichtjahre«, sagte die Frau, die sich Venus nannte. »Entfernung zur letzten Position zweihundertachtundsiebzig Lichtjahre, Kurs K 290 Süd P 2 Strich 8 …« Möglicherweise hieß sie ja gar nicht Venus …?
    »Verflucht!« Yaku stieß sich kraftvoll ab, sein Sessel machte zwei Drehungen. Moses flatterte auf, krächzte zeternd, drehte eine Runde durch die Zentrale und landete auf der Balustrade neben dem Treppenabgang. »Sie sind höchstens fünfundzwanzig Jahre alt!« Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf sie. »Sie wollen diese fünfundzwanzig Jahre angeblich in Höhlen und in Bergwerken zugebracht haben und fliegen trotzdem einen beschädigten Frachter von Genna nach Doxa IV?«
    »Sechsundzwanzig Jahre!« rief sie.
    Er sprang auf, kam zu ihr, stützte sich auf ihre rechte Armlehne. »Sie behaupten, sechsundzwanzig Jahre unter Eis gelebt haben, steuern aber einen Sparklancer, sprechen mit meinem Bordhirn wie mit einem Kumpel, stehen mit dem Neuen Galaktischen Koordinatensystem auf du und gebrauchen Begriffe wie ›Visuquantenfeld‹ und ›TPD‹, als wären sie Ihnen von Kindesbeinen an vertraut?«
    »Sie sind mir von Kindesbeinen an vertraut, Yakumann!« Eine Zornesfalte furchte die Stelle zwischen ihren blauschwarzen Brauen. »Terra-Prima-Distanz – die Entfernung zwischen einer galaktischen Position und dem verbotenen Planeten.« Venus aktivierte das Sichtfeld unter der Frontkuppel. »Das da ist ein sogenanntes Visuquantenfeld, auch Viqua- oder VQ-Feld genannt, das Hauptsichtfeld.« Sie deutete auf den mit blauem Kunstleder verkleideten Wulst entlang des Kuppelrahmens. »Dahinter verlaufen Spiralleitungen aus Gold, Fieberglas und Platin. Sie erzeugen Abbildungen beliebiger Größe von jedem beliebigen Objekt, das die Aufklärung ortet und welches das Bordhirn in Form, Farbe und Konsistenz umrechnet.« Sie zeigte auf die kleinen Arbeitssichtfelder des Navigationsstandes. »Diese Dinger funktionieren so ähnlich, sind aber in ihrer Ausdehnung begrenzt. Wir sitzen in einem Omegafrachter der Klasse II …«
    »Hören Sie auf!« Yaku machte ein grimmiges Gesicht. Das fiel ihm nicht schwer. »Ich glaube Ihnen kein Wort. Wo kommt ihr her?« Er richtete sich auf.
    »… Innenschenkeldurchmesser, abgekürzt ISD, hundertachtzig Meter. Höhe in Frontkuppelmitte vierundzwanzig Meter. Die Außenhülle eines Omegaraumers ist aus Quotarbon. Ein Omegaraumer …«
    »Sie sollen aufhören, verdammt noch mal!«
    »… kann dank seines kontrollierten Raumzeitverzerrungsdoppeltriebwerks durch das Hyperuniversum zu jedem beliebigen Punkt der bekannten Galaxis fliegen!« Auch Venus wurde jetzt laut. »Die Scheißenergie dazu liefert ein Scheißzeug mit dem Scheißnamen Glaurux …!«
    »Schluß jetzt, verdammt noch mal!« Yaku packte sie bei den Schultern und riß sie aus dem Sessel.
    »… und den Scheißrohstoff dafür haben wir aus dem verdammten Fels von Genna gesprengt, gekratzt und gehauen!« Venus schrie aus Leibeskräften. »Das verdammte, verfickte Scheißglaucauris! Unsere Mutter, unser Vater, unsere Schwestern, unsere Brüder …!« Sie schrie und weinte dabei.
    »Laß sie los, Mann!«
    Yaku fuhr herum. Am Treppenaufgang stand der Junge. Ein Riesenkerl mit breiten Schultern und kurzen, schwarzen Locken. Schürfwunden bedeckten auch sein Gesicht. Er schwankte. »Du sollst sie loslassen, hast du nicht verstanden, Alter?« Er sprach bedrohlich leise, seine Stimme vibrierte, und das Kaskadengewehr in seinen
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