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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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konzentrierte sich auf den Inhalt ihres Schranks und sagte: »Mein erster Tag? Es hatte etwas von erstem Schultag, nur ohne Tüte, dafür ein paar Leichen zur ersten Stunde. Meine Kollegen scheinen tatsächlich froh zu sein, dass ich wieder da bin – mit Ausnahme von Michael. Den wird es wohl seine Stelle bei uns kosten, was dich sicher freut zu hören.«
    Peter von Borgo hob die Schultern. »Ich habe nichts gegen ihn, solange er sich von dir fernhält und du ihn nicht in dein Bett einlädst.«
    Sabine biss sich auf die Lippen und unterdrückte die Worte, die sie ihm gern entgegengeschleudert hätte. Es ging ihn überhaupt nichts an, mit wem sie sich einließ oder nicht. Sie war nicht sein Eigentum! Doch diese Diskussion hatten sie schon zu oft geführt, und sie wusste inzwischen, dass es für Menschen in ihrer Umgebung gefährlich werden konnte. Er hatte sie erwählt, und wie ein eifersüchtiger Liebhaber war er nicht bereit, einen Nebenbuhler zu dulden. Er verteidigte sie mit allen Mitteln, die ihm als Vampir zur Verfügung standen.
    Empört schob Sabine das warme Gefühl beiseite. Das hatte nichts mit Liebe zu tun! Zumindest nicht mit jener selbstlosen Liebe, die das Wohl des geliebten Menschen in den Vordergrund stellte. Dazu war ein Vampir nicht fähig. Oder vielleicht doch? Ein ganz kleines bisschen?
    »Vor drei Tagen wurde eine Leiche entdeckt«, fuhr sie fort. »Spaziergänger haben sie im Botanischen Garten gefunden. Eine junge Frau, Anfang zwanzig, steht im Autopsiebericht, vermutlich Osteuropäerin. Vielleicht aus Russland, der Ukraine oder einem anderen der Nachbarstaaten. Ob sie als Prostituierte arbeitete und illegal hier war, wie wir es vermuten, kann man erst sagen, wenn wir sie identifiziert haben.«
    »Wie kommt ihr auf den Gedanken, dass sie eine illegale Prostituierte war?«, erkundigte sich der Vampir hinter ihr sanft.
    Er war ihr verdammt nah! Die Kommissarin zögerte, während sie in BH und Höschen vor ihrem Kleiderschrank stand. Sie spürte ihn so deutlich, als würde er nicht nur seinen Blick über ihre nackte sonnengebräunte Haut wandern lassen. Noch einmal ließ sie ihren Erinnerungen freien Lauf. Ihr nackter Körper in seinen Armen. Die Küsse seiner kalten Lippen überall auf ihrer Haut. Das wachsende Begehren und dann die Erlösung.
    Nein!
    Nach einer Nacht in den Armen des Vampirs würde sie morgen nicht in der Lage sein, mit wachem Blick und Verstand ihren Job zu tun. Sie konnte nicht bereits am zweiten Tag fehlen oder völlig ausgelaugt ins Präsidium wanken! Sie zog ein T-Shirt und einen warmen Pullover aus dem Schrank und streifte sie rasch über den Kopf.
    Wie schade, erklang das Echo seiner Stimme in ihrem Kopf, während sie in ihre Lederhose schlüpfte, doch vielleicht bildete sie sich das nur ein. Die Kommissarin konzentrierte sich auf seine letzte Frage. Warum gingen die Kollegen davon aus, dass es sich bei der Toten um eine Illegale handelte, die hier in Hamburg dem ältesten Gewerbe der Welt nachging?
    »Ihre Aufmachung ließ darauf schließen, dass sie als Prostituierte gearbeitet hat. Außerdem fand man auf ihrem Rock und ihren Strümpfen Spermaspuren von mehreren Männern.«
    »Vielleicht wollte sie nur ausgehen? Eine junge Frau auf dem Weg in die Disco, die im nächtlichen Park vergewaltigt wurde«, schlug Peter von Borgo in neutralem Ton vor.
    Sabine überlegte. »Ja, natürlich muss man so etwas in Betracht ziehen, doch dagegen spricht, dass sie keinen Ausweis bei sich trug und bisher von niemandem als vermisst gemeldet wurde. In ihrer Handtasche waren lediglich zweihundert Euro in kleinen Scheinen, ein Schminktäschchen, Feuchttücher und Kondome. Außerdem sagt die Autopsie, dass sie zwar vermutlich kurz vor ihrem Tod mit zwei Männern Verkehr gehabt hat, doch es deutete nichts auf eine Vergewaltigung hin. Wobei ich damit nicht sagen will, dass sie keine Spuren von Verletzungen aufwies«, fügte Sabine bedrückt hinzu. »Sie hatte über den Körper verteilt verschieden alte blaue Flecke und Schürfungen sowie eine fast verheilte Schnittwunde am Arm.«
    »Ah, du meinst die Handschrift eines Luden, der mit Nachdruck seine Rechte einfordert?«
    Die Kommissarin nickte. »Ja, das oder Freier, die nicht nur ihre sexuelle Lust abreagieren wollten.« Sie schlüpfte an ihm vorbei in den Flur und griff nach ihrer Lederjacke.
    Der Vampir folgte ihr. Er wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. »Geht es dabei jemals nur um Sex? Oder gar um das prickelnde Gefühl von Erotik?
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