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Engel der Finsternis (German Edition)

Engel der Finsternis (German Edition)

Titel: Engel der Finsternis (German Edition)
Autoren: S.B. Brothers
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bemerkten die Mägde. Beide stöhnten, schrien und waren so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie auch dann noch nicht ihre Zuschauer bemerkten, als eine der Mägde sich kurzentschlossen einen der Einer schnappte und begann, Wasser aus dem Zuber zu schöpfen. Ein erneuter Schmerzensschrei Katharinas stoppte schließlich den Grafen. Verärgert wandte er den Blick von Walburgas verschwitzten Brüsten ab und sah zur offenen Tür.
    „Wer hat die …?“ Erst jetzt erkannte er die drei Mägde. „Was zum Teufel habt ihr hier verloren?“
    „Die Gräfin, Herr!“, stotterte Franzi hilflos. „Wir brauchen das heiße Wasser.“
    „Verschwindet!“, brüllte er, noch immer auf Walburga liegend. „Macht, dass ihr rauskommt!“
    „Aber Herr, eure Gemahlin …“
    Fluchend stieg der Graf von seiner Bettgenossin herunter, setzte sich auf und machte eine wegwerfende Handbewegung, als er seine Frau erneut schreien hörte.
    „Nehmt euch das Wasser und verschwindet endlich!“
    Walburga lag unbeweglich auf dem Rücken, in derselben Position, in der er sie eben verlassen hatte, und blickte mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Entsetzen zu ihrer Stiefschwester. Franzi hätte sich am liebsten bei Walburga entschuldigt, aber dafür war jetzt weder der richtige Moment noch genügend Zeit. Im Hintergrund hörte man die Hebamme nach heißem Wasser rufen. Ihre Stimme klang ungewohnt schrill.
    Die alte, erfahrene Geburtshelferin war mit ihrem Latein am Ende. So etwas wie das, was sich gerade vor ihren Augen abspielte, hatte sie in ihrem ganzen langen Leben noch nie erlebt. Ausgerechnet die Frau des Grafen wollte ihr auf diese Art unter den Händen wegsterben. Dabei war es nicht das Kreischen der Gebärenden und auch nicht die Hilflosigkeit der anderen Frauen, die ihr zu schaffen machten. Es war das, was sich im Leib der Gräfin tat. Nie zuvor hatte sie so etwas gesehen.
    Wüsste sie nicht, dass es unmöglich wäre, sie hätte Stein und Bein geschworen, dass das Kind sich mit den Händen an den Eingeweiden der Mutter festklammerte. Dieses Balg schien die Mutter bei der Geburt regelrecht ausweiden zu wollen. Die Hebamme konnte die Abdrücke der kleinen Händchen ganz deutlich erkennen. Immer wieder bekreuzigte sie sich und atmete tief durch, ehe sie den nächsten Versuch unternahm, die Sache doch noch zu einem guten Ende zu bringen. Aber das einzige, was aus dem Unterleib der Gräfin austrat, war Blut, immer wieder nur Blut.
    Die Hebamme wünschte sich fast, dass die Gräfin endlich das Bewusstsein verlor. Es hätte die Arbeit einfacher gemacht. Denn das, was sie nun tun musste, um Katharina das Leben zu retten, würde deren Leid noch um ein Vielfaches vergrößern. Sie hatte den Kopf des Kindes im Blick. Das Baby war steckengeblieben - sollte man zumindest meinen. Doch das, was sie sah, verstärkte nur ihren Eindruck, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Der Mund des Kindes presste sich fest gegen den Leib der Gräfin. Hätte das Ungeborene Zähne gehabt, man hätte meinen können, es schlug seine Zähne in das Fleisch seiner Mutter. Wieder kreischte die Gräfin.
    „Haltet sie fest!“, befahl die Hebamme mit finsterer Miene und wischte sich die blutigen Hände an der Schürze ab. „Wir müssen es holen, koste es was es wolle. Lasst sie auf keinen Fall los! Geht es, Mädchen?“ Die Frage galt einer der Mägde, die das linke Bein der Gräfin festhielt. Die junge Frau war aschfahl und verdrehte immer wieder die Augen. Ihr fiel es sichtlich schwer, ihre Übelkeit zu unterdrücken. Sie starrte voller Angst auf den Kopf des Kindes und klammerte sich mehr an dem Bein der Gebärenden fest, als dass sie es hielt. Dennoch nickte sie der Hebamme zu.
    „Mach mir jetzt bloß nicht schlapp, Kleine!“
    Die Magd schüttelte den Kopf und zuckte erschrocken zusammen, als die Gräfin sich plötzlich aufbäumte, Augen und Mund weit aufriss und einen so schrillen Schrei ausstieß, dass sich manche der Frauen die Ohren zuhielten. Ein dreizehnjähriges Mädchen übergab sich hustend in einer dunklen Ecke hinter dem Kamin.
    Agreas knurrte wie ein hungriger Wolf und zeigte seine strahlend weißen Zähne. „Es ist soweit!“ Seine Augen blitzten.
    Balam nickte und warf einen kurzen Blick auf die Frau. „Willst du es alleine machen?“
    „Ja!“, antwortete Agreas. Dann wandte er sich zu Meresin, der mit ausdrucksloser Miene die Gräfin beobachtete. „Du hast doch nichts dagegen?“
    „Sie gehört dir“, erwiderte Meresin
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