Engel der Finsternis (German Edition)

müssen.
    „Ja, das wird er. Solange bis die Mächte des Guten gesiegt haben. Und du sollst sie hier auf Erden zum Sieg führen. Es ist deine Bestimmung.“
    Meresin schloss die Augen, nickte und akzeptierte sein vorbestimmtes Schicksal. Er hatte alles verloren, was ihm jemals etwas bedeutet hatte. Und nun stand ihm eine weitere Prüfung bevor. Er würde seinen Sohn töten müssen, um Unschuldige davor zu bewahren, ins Unglück gestoßen zu werden.
    Seine vermeintliche Erlösung entpuppte sich als schweres Los. Denn das Paradies würde er niemals wieder betreten dürfen und damit auch nicht seine liebreizende, herzensgute Franzi wiedersehen. Und das auf ewig.
    „Das Opfer, das für meine Erlösung erbracht wurde …?“ Meresin wagte seinen Gedanken nicht gänzlich auszusprechen. Denn er ahnte bereits, welche reine Seele bereit gewesen war, sich für ihn zu opfern.
    Statt ihm zu antworten, trat der Erzengel einen Schritt zur Seite und gewährte Meresin freien Blick auf das Portal der Kirche. In der weit geöffneten Tür stand Franzi – unversehrt, ein sanftes Lächeln auf den Lippen und so schön wie immer.
    Meresin eilte zu ihr, zog sie in seine Arme und presste sie an seinen Körper. Es gab nur einen Grund, warum sie noch nicht ins Paradies eingegangen war. Wie ihm wurde ihr der Zutritt verwehrt und würde es für immer bleiben. Denn um ihn von seinem Dämonendasein zu erlösen, musste sie auf das Paradies freiwillig verzichtet haben. Das war ihr Opfer gewesen.
    Die Augen geschlossen, schmiegte Meresin seine Wange an Franzis Scheitel und atmete ihren unvergleichlichen, süßen Duft ein. „Warum nur hast du das getan?“, murmelte er leise.
    „Weil ich dich liebe und dich nicht zurücklassen wollte.“ Franziska schlang ihre Arme um seinen Körper und genoss es, von ihm gehalten zu werden. Immer würde er sie beschützen. Bei ihm fühlte sie sich sicher und geborgen. Sie war sich absolut sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
    Meresin hob den Kopf und suchte den Blick des Erzengels. „Sie muss doch nicht …?
    „Zum Wilden Heer? Nein. Franziskas Seele ist absolut rein. Um dich zu erlösen, hat sie auf die Einkehr ins Paradies verzichtet. Damit ist es ihr bestimmt, hier auf der Erde zu bleiben … gemeinsam mit dir. So lange, bis du aufhörst zu existieren. Ihr seid auf ewig aneinander gebunden. Den Opfern, die ihr uneigennützig füreinander erbracht habt, habt ihr es zu verdanken, dass ihr mit Gottes Segen zusammenbleiben dürft.“ Der Erzengel neigte zum Abschied mit einem leichten Lächeln seinen Kopf, wandte sich ab und breitete seine Flügel aus. Majestätisch erhob er sich in die Luft und flog davon.
    Franziska in den Armen haltend, blickte Meresin dem Erzengel hinterher. Er konnte kaum glauben, welche Wendung sein scheinbar vorbestimmtes Schicksal innerhalb so kurzer Zeit genommen hatte. Der Erzengel lieferte ihn nicht an Luzifer aus, damit er in der Hölle erneut unaussprechlichen Qualen ausgesetzt wurde. Stattdessen ging sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung. Er durfte mit Franziska, die er über alles liebte, zusammen bleiben – für immer.
    Meresin neigte den Kopf und hielt für lange Zeit Franzis Blick mit seinem gefangen. „Ich liebe dich!“, murmelte er andächtig, neigte den Kopf und verschloss ihre Lippen mit seinem Mund. Ganz fest schlangen seine Arme sich um ihren Körper, als wollte er sie niemals wieder loslassen. Zum ersten Mal seit über 1000 Jahren war er wieder glücklich.
    *****