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Engel auf Abwegen

Engel auf Abwegen

Titel: Engel auf Abwegen
Autoren: Lee Linda Francis
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aufrechterhalten können.
    »Frede«, sagte er, »du musst mir einfach zuhören. Ich kenne diese Frau kaum. Ich weiß nicht, wovon sie redet.«
    Janet gab alle möglichen Knurrgeräusche von sich, die zu einem einzigen Wort zusammenschmolzen. »Lügner!« Sie zitterte am ganzen Körper. »Du weißt alles über mich, ebenso wie ich alles über dich weiß. Ich weiß alles über deine protzige Frau und ihr Geld.« Sie durchbohrte mich mit ihrem Blick. »Ich kenne Ihr extravagantes Bett, weil ich in den letzten drei Monaten jeden Mittwochnachmittag dort auf dem Rücken gelegen und mit Ihrem Mann Sex gemacht habe.«
    Dieser Frau hätten ein oder zwei Lektionen über korrekte Umgangsformen bestimmt nicht geschadet, bei denen man lernt, dass man mit niemandem über sein Privatleben spricht außer einem Arzt, einem Anwalt oder einem Priester.
    »Miss Lambert, ich schlage vor, Sie verlassen mein Haus, ehe ich Sie wegen unbefugten Betretens festnehmen lasse.«
    Janet kniff die Augen zusammen und lächelte. Dann zückte sie einen Schlüssel. Ja, einen Schlüssel. Zu meinem Haus. Jemand anders hätte wahrscheinlich die Fassung verloren.
    »Ich glaube nicht, dass mich irgendjemand verhaften wird, denn ich habe einen Schlüssel und die Erlaubnis, das Haus zu betreten. Fragen Sie den Pförtner. Mein Name steht auf der Liste.«
    Das war die Liste, die im Pförtnerhaus hinterlegt war
und auf der alle Gäste standen, die Zugang zum Haus hatten, ohne vorher anrufen zu müssen. Jeder Bewohner von The Willows hat seine eigene Liste.
    Ich dachte daran, dass Juan vor Überraschung der Mund offen stand (und zweifellos vor Entsetzen, weil ich diejenige bin, von der er am Ende des Jahres eine Gratifikation bekommt), als ich irgendwann mittwochs vor dem Mittagessen unerwartet am Tor stand. Die Frau hatte also nicht gelogen, obwohl ich eigentlich nur meinem Mann hätte ins Gesicht schauen müssen, um zu wissen, dass sie die Wahrheit sagte.
    Ich weiß, es klingt dramatisch, aber in dem Moment brach meine Welt zusammen. Während ich in der Halle stand, legte sich meine freie Hand um die Perlenkette an meinem Hals, und ich spürte, dass sich alles um mich herum drehte. Mein Mann hatte eine Affäre mit einer Frau, die nicht mal annähernd mit mir konkurrieren konnte.
    Das bedeutete?
    Ich hatte keine Ahnung und wollte auch nicht darüber nachdenken. Schließlich gab es immer noch ein Morgen.
    »Raus«, sagte ich leise drängend, und meine Würde war noch immer intakt, als ich die Hände an die Seite legte.
    Gott sei Dank war die »Eis-Königin« noch nicht völlig geschmolzen.
    »Frede«, warf Gordon ein und kam auf mich zu.
    »Ich sagte – raus.«
    Janet sah aus, als wolle sie nicht gehen. Dann nahm Nina sich der Sache an. Sie ließ einen Wortschwall auf Spanisch auf sie niederprasseln, der von den Wänden widerhallte. Janet sprang zur Seite, während Nina mit der Handtasche nach ihr schlug. Als Gordon nichts tat, um sie zu verteidigen und zu schützen, schaute ihn seine Geliebte an und
seufzte theatralisch: »Ich weiß, dass du mich liebst. Ich weiß, wir werden alles klären.« Dann ging sie.
    Miss Mouse hatte eindeutig einen größeren Hang zum Theatralischen, als ich gedacht hätte.
    »Fred«, wiederholte Gordon und gewann seinen Halt zurück. »Wir sollten reden. Es ist nicht so, wie du denkst.«
    Wenn mir nicht schon von Geburt an damenhaftes Benehmen eingetrichtert worden wäre, hätte ich verächtlich geschnaubt. So ging ich auf die Treppe zu, die zur Rotunde führte. »Es gibt nichts zu reden.«
    Zumindest nicht, bis ich begreifen würde, was soeben geschehen war.
    »Fred …«
    Was immer er auch sagen wollte, Nina kam und schlug nach ihm.
    »Hey!«
    Nina ließ einen vernichtenden Wortschwall auf Spanisch auf Gordon herabprasseln, und er flüchtete hinter mir die Treppe hinauf.
    » Estúpido !«, rief Nina hinter ihm her.
    Genau. Obwohl ich mich wie die Dumme fühlte, weil mein Mann mich in einer Weise betrogen hatte, mit der ich kaum fertig wurde. Es ging noch nicht mal um die andere Frau. Es ging darum, dass er eine Vasektomie gehabt hatte, ohne mir irgendetwas davon zu erzählen.
    Eine Vasektomie, um Himmels willen, dachte ich, als würde mit jeder Wiederholung die Bedeutung des Wortes klarer werden.
    Sechs Jahre lang hatte ich alles versucht, um schwanger zu werden, natürlich mit seiner Zustimmung, und ich hätte nie damit gerechnet, dass das, was er jetzt zugegeben hatte, wahr sein könnte.

    Die Fruchtbarkeitspillen, all die Tests,
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