Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endzeit

Endzeit

Titel: Endzeit
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Notrufzentrale verbunden?«
    Ein auf und abschwellender Ton war zu hören, der sie an das entfernte Heulen eines Wolfs erinnerte. Sie spürte, wie sich eine Gänsehaut auf ihrem ganzen Körper bildete. Dann drang ein Flüstern aus dem Hörer. Es war ein Chor Dutzender von Stimmen, zu denen sich mit jeder Sekunde mehr gesellten.
    »Wer ist dort?« fragte Nona abermals, während das Flüstern anschwoll. Nona wollte den Hörer absetzen, aber sie lauschte wie hypnotisiert den flüsternden Stimmen.
    NONA, wisperten sie im Chor. Es klang, als würden tausend welke Blätter zugleich von einem Baum fallen und den Boden berühren.
    »Wer seid ihr?« fragte sie - und wünschte sich zugleich, diese Frage lieber nicht gestellt zu haben.
    DIE SEELEN DER TOTEN. Das Wispern schwoll zu einem noch vielstimmigeren Rascheln an.
    »Was wollt ihr von mir?«
    WAS WILLST DU VON UNS? DU HAST UNS GERUFEN. WIR WOLLEN NICHTS AUSSER EIN WENIG LEBEN.
    Das Wispern schien nun nicht mehr allein aus dem Hörer zu kommen. Es war allgegenwärtig. Die Luft war erfüllt von statischen Geräuschen und Entladungen.
    Entsetzt ließ Nona den Hörer fallen und floh aus der Telefonzelle. Sie versuchte die aufkommende Panik zu unterdrücken.
    Die junge Frau lag noch immer auf der Straße. Nona kehrte zu ihr zurück und beugte sich abermals über sie. Der Zustand der Verletzten war nach wie vor kritisch.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sprach Nona beruhigend auf das Mädchen ein. »Ich lasse dich nicht im Stich.«
    »Antonio .«
    Wahrscheinlich meinte sie den jungen Mann, der tot auf dem Asphalt neben ihr lag. Nona gab keine Antwort. Sie konzentrierte sich darauf, den blutüberströmten Körper behutsam hochzuhieven. Zum Glück war er nicht allzu schwer.
    Das Mädchen schlug die Augen auf. Der glasige Blick verriet Nona, daß das Mädchen phantasierte.
    »Bowery .«
    »Was meinst du damit?«
    »Hilfe. Bowery. Eins. Fünf.«
    »Du meinst, wir können dort Hilfe für dich finden?« drang Nona in die junge Frau, der jedoch die Augen wieder zufielen, bevor sie antworten konnte. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Adresse. Die Bowery war eine Straße in Little Italy. Nona war schon einmal dort gewesen, auch wenn es schon Jahre zurücklag.
    Wie sie es letztlich schafften, wußte Nona nicht, aber als sie die Bowery erreichten, war die Frau auf ihren Armen noch immer am Leben.
    Die ganze Zeit über waren sie nicht einem einzigen Menschen begegnet, geschweige denn sonst einer Spur von Leben. Dafür aber einigen Untoten, vor denen sie sich aber hatten rechtzeitig verbergen können. New York schien nur noch von Dienerkreaturen bevölkert zu sein.
    Nona suchte mit raschen Blicken die Nummernschilder der Häuser ab. Die meisten Hausnummern waren jedoch kaum mehr zu lesen, als würde schon seit Ewigkeiten niemand mehr hier wohnen.
    Ein scharfer Pfiff ließ Nona innehalten. Aus den Schatten der Häuser schälten sich Gestalten. Innerhalb weniger Sekunden war Nona umzingelt. Jede Faser ihres Körpers rief nach Flucht, aber sie wußte zugleich, daß sie nicht den Hauch einer Chance haben würde.
    »Merda! Sie hat Sabrina in ihrer Gewalt!«
    Der Ring der Menschen schloß sich enger um sie. Sie konnte die Feindseligkeit und den Haß fast körperlich spüren. Gewehrläufe richteten sich drohend auf sie. Baseballschläger wiesen in ihre Richtung.
    »Sie braucht Hilfe«, sagte Nona.
    »Nachdem du sie so zugerichtet hast, Teufelin!«
    Offensichtlich glaubten diese Menschen, daß sie für den Zustand des Mädchens verantwortlich war. »Sie wurde von einer Horde -« Sie vermied im letzten Moment das Wort »Dienerkreaturen«. Diese Menschen würden es vermutlich nicht verstehen, »- blutrünstiger Kerle so zugerichtet. Ich konnte keine Hilfe finden, aber sie hat mir diese Adresse hier genannt. Wenn wir noch lange herumreden, stirbt sie!«
    Dies war wohl der Auslöser, daß die meisten der Menschen ihre drohende Haltung aufgaben, obwohl sie noch nicht völlig überzeugt waren. Ein massiger Mann um die sechzig kam auf Nona zu. Sein Gesicht hatte einen gutmütigen Ausdruck, der von einem langen buschigen Walroßbart noch verstärkt wurde. Der alte Armeehelm auf seinem Kopf und die Maschinenpistole in seinen Händen wirk-ten seltsam deplaziert.
    »Sie ist meine Tochter. Wehe dir, wenn du uns belogen hast!« grollte er unter dem Bart hervor.
    Ein gezischter Ruf ließ ihn innehalten. »Wir sollten diese Frau über den Haufen schießen, Padre. Sie ist eine strega.«
    Der Vater des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher