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Endlich gefunden

Titel: Endlich gefunden
Autoren: Anne Katherine Green
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Daches erreichte.
    Der Abstieg war steil, aber einmal unten, konnte man mit Leichtigkeit aus dem Hof entkommen. Für einen Mann war leine Gefahr dabei – aber wie sollte eine Frau das Unternehmen wagen?
    Mit diesen Gedanken beschäftigt ging ich nachdenklich zurück – da stutzte ich plötzlich. Was ich dort auf dem Dache gewahrte, konnte nichts anderes sein als ein Tropfen geronnenes Blut; mehr nach dem Fenster hin sah ich noch einen, dann einen dritten und vierten. Selbst auf dem Fenstersims befand sich ein roter Fleck. Ich sprang ins Zimmer und suchte auf dem Teppich nach weiteren Spuren. In dem verwirrten Muster von rot und braun ließ sich nichts leicht unterscheiden, und ich mußte mich tief hinunterbücken.
    Was suchen Sie denn? rief Frau Daniels.
    Ich deutete auf den Fleck am Fensterbrett.
    Blut! rief sie, erschrocken nähertretend; ihre Lippen waren bleich, ihre Glieder bebten. Manhat sie umgebracht, und er wird niemals – Sie stockte, und ich sah zu ihr auf.
    Glauben Sie, daß es ihr Blut ist? flüsterte sie schaudernd.
    Das läßt sich kaum anders annehmen, erwiderte ich auf eine Stelle deutend, wo ich jetzt eine Menge roter Tropfen entdeckt hatte, welche über die Rosen im Teppichmuster gespritzt waren und so feurig glühten wie diese.
    Das ist weit schlimmer, als ich fürchtete, stöhnte sie. Was wollen Sie tun? Was kann geschehen?
    Ich werde nach einem zweiten Detektiv schicken, versetzte ich und trat an das Fenster, um Harris das Zeichen zu geben, damit er Gryce herbeihole.
    Nach dem , welchen ich im Bureau sah? fragte sie.
    Ich verbeugte mich bejahend.
    O, das freut mich, rief sie sichtlich erleichtert, dann wird gewiß gleich etwas geschehen.
    Für mein Selbstgefühl war das etwas kränkend; doch unterdrückte ich meinen Unwillen und benützte die Zeit zu weiteren Beobachtungen. In der offenen Schreibmappe fanden sich weder Briefe noch andere Schriften, nur einige Bogen Papier, daneben Feder, Tinte und dergleichen. Bürste und Haarnadeln lagen auf der Kommode verstreut, als sei das Mädchenbeim Ordnen ihres Haares überrascht worden; nirgends aber bemerkte ich die vorrätige Näharbeit, welche sich in einem Zimmer anzuhäufen pflegt, das ausschließlich zum Flicken und Schneidern benützt wird. Alle diese Ermittelungen konnten uns jedoch nur wenig helfen, wenn es sich um einen wirklich schwierigen Fall handelte, das wußte ich recht gut.
    Glücklicherweise gewann die Sache durch Gryces Ankunft bald ein besseres Aussehen.
    Ich selbst ließ ihn durch die Hintertüre herein, und es dauerte keine Minute, so konnte er alles, was ich bisher ausgekundschaftet, an den Fingern herzählen. Er eilte in das Zimmer hinauf, blieb jedoch nicht lange oben.
    Wie sah denn das Mädchen aus? fragte er, mit lebhaftem Interesse auf Frau Daniels zueilend, die sich, während dies alles vor sich ging, in eine Nische des unteren Hausflurs zurückgezogen hatte. Beschreiben Sie sie mir einmal – Haar, Augen, Gesichtsfarbe – kurz ihre ganze Erscheinung.
    Ich – ich – weiß nicht, ob ich das kann, stammelte sie und wurde sehr rot. Ich habe so wenig Beobachtungsgabe; es ist besser, ich rufe eins der Mädchen. Sie war schon fort, ehe wir Zeit hatten, Einspruch zu erheben.
    Hm, brummte Gryce nachdenklich, während er eine Vase vom Eckbrett nahm und hineinschaute.
    Ich enthielt mich jeder Aeußerung.
    Frau Daniels kam mit einem Stubenmädchen von einnehmendem Aeußern zurück.
    Hier ist Fanny, sagte sie, die Ihnen die gewünschte Auskunft über Emilie geben kann. Ich habe ihr mitgeteilt, fuhr sie mit großer Ruhe fort, Herrn Gryce einen bedeutsamen Blick zuwerfend, daß Sie Ihre Nichte suchen, die sich vor einiger Zeit heimlich von Ihrer Familie entfernt hat, um irgendwo in Dienst zu treten.
    Ganz richtig, versetzte Gryce, den Blick auf das Tellertuch gerichtet, welches Fanny in der Hand hielt. Dann wiederholte er die Frage, welche er schon an die Haushälterin gerichtet hatte.
    Das Mädchen erwiderte ohne Zögern: Sie war schon hübsch, aber nicht jedem gefällt ein Gesicht, das so weiß aussah wie dies Tuch, ehe ich die Löffel damit abgetrocknet hatte. Ihr Haar war das schwärzeste, das mir je vorgekommen ist, und ihre Augen waren noch dunkler. Sie war sehr mager und überhaupt, was ihre Figur betrifft – Fanny warf einen vielsagenden Blick auf ihre eigene üppige Gestalt und zuckte die Achseln.

    Trifft diese Beschreibung zu, Frau Daniels?erkundigte sich Gryce, dabei das Häubchen auf Fannys Kopf mit großer
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