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Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder
Autoren: Orson Scott Card
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Teil dessen, was Gott von den menschlichen Wesen erwartete.
    »Du weißt, daß ich dir nicht die Schuld an Quims Tod gebe«, sagte sie, wobei sie den alten Familienspitznamen für Estevão benutzte.
    »Das wußte ich nicht«, sagte er, »aber ich bin froh, es zu erfahren.«
    »Zuerst tat ich es, aber ich wußte die ganze Zeit, daß es unvernünftig war«, sagte sie. »Er ging, weil er es so wollte, und er war viel zu alt, als daß ihn ein lästiger Elternteil hätte aufhalten können. Wenn ich es nicht konnte, wie hättest du es dann können sollen?«
    »Ich wollte es nicht einmal«, sagte Ender. »Ich wollte, daß er ging. Es war die Erfüllung seines Lebensziels.«
    »Selbst das weiß ich jetzt. Es ist richtig. Es war richtig für ihn zu gehen, und es war sogar richtig für ihn zu sterben, weil sein Tod etwas bedeutete. Nicht wahr?«
    »Er hat Lusitania vor einem Völkermord bewahrt.«
    »Und viele zu Christus gebracht.« Sie lachte, das alte Lachen, das volle, ironische Lachen, das er zu schätzen begonnen hatte, und sei es nur, weil es so selten war. »Bäume für Jesus«, sagte sie. »Wer hätte das voraussehen können?«
    »Sie nennen ihn schon den Heiligen Stephanus der Bäume.«
    »Das ist arg verfrüht. So etwas braucht Zeit. Er muß erst seliggesprochen werden. An seinem Grab müssen sich Wunderheilungen ereignen. Glaub mir, ich kenne den Ablauf.«
    »Märtyrer sind heutzutage dünn gesät«, sagte Ender. »Er wird seliggesprochen werden. Er wird heiliggesprochen werden. Die Leute werden zu ihm beten, auf daß er Fürsprache bei Christus für sie einlege, und es wird funktionieren, denn wenn irgend jemand das Recht verdient hat, bei Christus Gehör zu finden, dann ist es dein Sohn Estevão.«
    Sogar als sie wieder lachte, rannen ihr Tränen über die Wangen. »Meine Eltern waren Märtyrer und werden Heilige sein; mein Sohn auch. Die Frömmigkeit hat eine Generation übersprungen.«
    »O ja. In deiner Generation gab es nichts als selbstsüchtigen Hedonismus.«
    Endlich drehte sie sich um und bückte ihn an, mit tränenverschmierten, schmutzigen Wangen, lächelndem Gesicht, zwinkernden Augen, die bis in sein Herz hineinschauten. Die Frau, die er liebte.
    »Ich bedauere meinen Ehebruch nicht«, sagte sie. »Wie kann Christus mir vergeben, wenn ich nicht einmal bereue? Wenn ich nicht mit Libo geschlafen hätte, würden meine Kinder nicht existieren. Sicherlich mißbilligt Gott das nicht?«
    »Ich glaube, das, was Jesus sagte, war: ›Ich, der Herr, vergebe, wem immer ich vergeben will. Aber von euch verlange ich, daß ihr allen Menschen vergebt.‹«
    »Mehr oder weniger«, sagte sie. »Ich bin keine Schriftgelehrte.« Sie streckte die Hand aus und berührte seine Wange. »Du bist so stark, Ender. Aber du wirkst müde. Wie kannst du müde sein? Das Universum der Menschen ist immer noch auf dich angewiesen. Oder wenn nicht die gesamte Menschheit, dann gehörst du doch gewiß dieser Welt an. Um diese Welt zu retten. Aber du bist müde.«
    »Tief drinnen, in meinen Knochen, bin ich das«, sagte er. »Und du hast mir mein letztes Lebensblut genommen.«
    »Wie seltsam«, sagte sie. »Ich dachte, das, was ich dir wegnahm, sei das Krebsgeschwür gewesen, das an deinem Leben zehrte.«
    »Du bist nicht sehr begabt darin, zu erkennen, was andere Menschen von dir wollen und brauchen, Novinha. Niemand ist das. Die Wahrscheinlichkeit, daß wir schaden, ist genauso groß wie die, daß wir helfen.«
    »Genau deswegen bin ich ja hierhergekommen, Ender. Ich bin es leid, Entscheidungen zu treffen. Ich habe mein Vertrauen in meine eigene Urteilskraft gesetzt. Dann habe ich Vertrauen in dich gesetzt. Ich habe Vertrauen in Libo, in Pipo, in Vater und Mutter, in Quim gesetzt, und alle haben mich enttäuscht oder sind fortgegangen oder … nein, ich weiß, du bist nicht fortgegangen, und ich weiß, daß nicht du es warst, der – hör mich zu Ende an, Andrew, hör mich an! Das Problem bestand nicht in den Menschen, denen ich vertraute, das Problem bestand darin, daß ich ihnen vertraute, obwohl doch kein menschliches Wesen das geben kann, was ich brauchte. Ich brauchte Erlösung, verstehst du. Ich brauchte, ich brauche, Heil. Und mir das zu gewähren, liegt nicht in deiner Hand – in deinen offenen Händen, die mir mehr geben, als du in Wirklichkeit zu geben hast, Andrew, aber dennoch besitzt du nicht das eine, was ich brauche. Nur mein Erlöser, nur der Gesalbte, nur er kann mir das geben. Verstehst du? Der einzige Weg, wie ich
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