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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story
Autoren: Miriam Muentefering
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Hobby vor etwa sechs Monaten eher zufällig entdeckt. Nach der Trennung von Ramona wollte ich einfach nur weg aus der Wohnung. Raus aus den gewohnten Räumen, fort, möglichst weit weg und möglichst anders. Irgendwo ganz neu beginnen.
    Allerdings merkte ich nach ein paar Besichtigungsterminen, dass meine Begeisterung fürs Umziehen extrem schwächelte, mein Hang zu Wohnungsbesichtigungen jedoch stetig zunahm.
    Ungefähr bei Besichtigung Nummer sieben oder acht stieg Armin mit ein.
    Er meinte, er könne sich auf diesem Wege das Abo für Schöner Wohnen sparen.
    Und so schlendern wir am Wochenende häufig durch die Wohnungen fremder Menschen. Wir betrachten ihre Bücherwände, ihre Couchgarnituren, ihre Sekretäre und Esszimmerstühle, ihre Ölgemälde oder bravo-Poster, ihre Fotosammlungen, Teppichreste und Stofftieraufgebote. Wir beglotzen Namenschilder, Vorhangstoffe, Deko-Blumen, Vasen, Nippes, minimalistische Stereotürme, Bauernschränke, Einbauküchen, elektrische Rollläden, Stehlampen, Schuhregale und Teelichthalterbäumchen.
    Nebenbei halten wir ein Schwätzchen mit Vormietern, Vermietern und anderen Interessenten. Hannelore hat Recht: Viel mehr über das Privatleben anderer kann man selbst aus der Gala nicht erfahren.
    Der Weg zu der ruhigen Altbauwohnung führt mich ziemlich weit aus der Stadt heraus, zwischen Pferdekoppeln hindurch direkt an den Waldrand.
    In meinem Bauch zieht es, und ich weiß, dies hier ist etwas Besonderes!
    Etwas in mir gerät in Schwingung.
    Es pendelt sacht in mir hin und her. Sanft zwar, aber zugleich beunruhigend. Seltsam.
    Ich sehe auf die Kilometeranzeige. So ein Ritt täglich zur Arbeit, nein, das käme nicht infrage. Aber wirklich hübsch hier. Sehr still. Sehr abgelegen. Schon von Weitem sehe ich Armin neben seinem geparkten Auto stehen. Kommt mir so vor, als hätte ich ihn schon mal genau an diesem Ort warten sehen – ganz offensichtlich ein Déjà-vue.
    »Grad sind schon welche rein gegangen«, berichtet er, während wir uns zur Begrüßung umarmen. »Hübscher Klingelton. Man konnte ihn hier draußen hören.«
    Wir treten einen Schritt zurück und lassen das Haus auf uns wirken.
    Es ist von einem etwas verwittert wirkenden, weißen Holzzaun umgeben, der mal wieder einen neuen Anstrich gebrauchen könnte und über den sich ausladende Zweige beugen, die mit rosa und pinkfarbenen Blüten protzen. Das Törchen steht einladend auf. Das Haus selbst ist wahrscheinlich vor Jahren mal gelb gestrichen worden. Auf dem mittlerweile etwas schmuddelig wirkenden Farbton leuchten die weißen Schlagläden an den großen, mit einem Kreuz unterteilten Fenstern. Hinter den Fenstern im ersten Stock drängeln sich kostbar wirkende Orchideen um den besten Sonnenplatz. Sie hängen von oben herunter oder wachsen scheinbar von der Seite an das Glas heran und erzeugen so den Eindruck eines Tropenhauses.
    Die Fenster der Parterrewohnung geben den Blick auf Grünpflanzen und Kerzenhalter frei, und an den Rändern erahnt man leichte Vorhänge.
    »Sieht nett aus«, findet Armin und hakt sich bei mir ein. Er ist genauso groß wie ich. Nicht weil er ein besonders kleiner Mann ist, sondern weil ich eine relativ große Frau bin. »Findest du nicht? Ich kann mir vorstellen, dass hier noch der Milchmann kommt. Und wenn du dir freitags den Überraschungsgemüsekorb vom Bauern nebenan liefern lässt, kommt es dir ganz so vor, als hättest du das Grünzeugs im eigenen Garten gezogen. Apropos … ob der dazu gehört? War ja in der Anzeige erwähnt.«
    Ich antworte nicht.
    Ich schaue nur.
    32 Wohnungen, 7 Appartements, 9 WG -Zimmer.
    Aber noch nie hat in mir diese kleine silberhelle Glocke Alarm geschlagen.
    Verwirrt schaue und schaue ich. Was ist das nur?
    Es ist nicht das schönste Haus, das ich mir angesehen habe. Und wer will schon so weit draußen wohnen? Aber trotzdem erklingt in mir ein Ton, der bis in meinen Kopf hineinschrillt.
    »Armin«, sage ich leise und klopfe auf seinen Unterarm. »Irgendwas ist hier. Ich spüre, dass hier irgendwas Spezielles abgeht. Es fühlt sich besonders an.«
    Armin rückt ein kleines Stückchen von mir ab und reißt betont die Augen auf. »Soll das etwa heißen, du hast mal wieder eine deiner berühmten Ahnungen?«, raunt er. »Etwa eine Vision? Ähnlich wie du sie bei dem coolen Kellnerjob im Na und für mich hattest? Als ich nicht mal in die engere Wahl kam? Oder bei dem geilen Bademeister im Urlaub? Der am letzten Abend seine Verlobung mit diesem rehähnlichen Geschöpf
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