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Emilia - Herzbeben

Emilia - Herzbeben

Titel: Emilia - Herzbeben
Autoren: Nina Nell
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knurrte noch mit gefletschten Zähnen. Einen Augenblick später sah Mia, wie Jona auf ihn drauf sprang und ihm mindestens zehn Mal seine Waffe in den Hals rammte. Das Blut spritzte ihm entgegen, doch er hörte nicht auf, bis der Vampir tot war und sich nicht mehr regte. Mias Herz polterte los, als sie ihn sah. Sie versuchte aufzustehen und zu ihm zu laufen. Doch sie torkelte und fiel wieder hin. Direkt vor den blutüberströmten Vampir. Jona packte sie sofort und schloss sie in seine Arme. Es fühlte sich so gut an. Er hielt sie ganz fest. Drückte ihren bebenden Körper an sich und legte sein Kinn auf ihre Schulter. Er war so warm. So schön warm. Sie fing an zu weinen.
    »Schhh«, machte Jona und streichelte ihr über den Rücken. »Es wird alles gut«, flüsterte er.
    Sie wollte ihm so gern glauben, doch sie spürte seine Gefühle. Seinen Schrecken darüber, was er gerade getan hatte, seine Wut und seine Angst, denn er wurde in diesem Moment von Angor angesehen. Sie fühlte es so deutlich, als berührten seine Augen ihren Rücken. Er sah ihn einfach nur an. Ohne eine Regung in seinem Gesicht fixierten seine schwarzen Augen den Jungen, der Mia im Arm hielt und der gerade einen Vampir vernichtet hatte. Er sah weder wütend aus noch überrascht oder gar erschrocken. Er wirkte einfach nur eiskalt. Völlig emotionslos. Es gab nichts, das man in seinem Gesicht erkennen konnte. Keine Gedanken undkeine Gefühle. Mia spürte Jonas Faszination über sein Erscheinungsbild. Er konnte genauso wenig wie Mia glauben, dass dieses Wesen, das er ebenfalls mit dem Anblick eines Engels verglich, böse sein sollte. Mit diesem Gedanken umspielte plötzlich ein winziges Schmunzeln die Lippen Angors und dann wandte er sich wieder zu Ramon um. Jona ließ Mia los und sah ihr ins Gesicht. »Geht es dir gut?«, flüsterte er und blickte erschrocken ihren blutverschmierten Mund an.
    Mia nickte und drehte den Kopf zur Seite, als sie jemanden weinen hörte. Sylvia lag auf dem Boden. Und alle knieten um sie herum. Soraya flossen unaufhörlich Tränen über das Gesicht. Sie beugte ihren Oberkörper über Sylvia und berührte immer wieder wimmernd ihren Hals. Mia lief sofort zu ihr und fiel direkt vor ihr auf die Knie. Alle machten ihr Platz. »Sylvia«, hauchte sie. An ihrem Hals klaffte eine erschreckend große Wunde, aus der immer wieder rhythmisch Blut floss. Ihr Körper zitterte. »Wieso hast du das getan?«, schrie sie sie verzweifelt an.
    Sylvias Atem kam nur noch gluckernd aus ihrem Mund. Mia schossen bei diesem Anblick erneut Tränen in die Augen. Sie presste ihre Hand so fest sie konnte gegen ihren Hals, spürte aber, wie das Blut zwischen ihre Finger rann. Dann versuchte Sylvia etwas zu sagen. Mia lehnte sich sofort zu ihr vor. »Schon … okay«, hauchte sie zitternd aus. »Das war … so … bestimmt.« Mia sah ihr fragend in die glasigen, dunkelgrünen Augen und bemerkte, wie sie jetzt etwas aus ihrer Hosentasche zog und es ihr reichte. Es war ein Anhänger. In Form des offenen Herzens, das auf ihr Tagebuch aufgedruckt war. Sie betrachtete es überrascht, nahm es an sich und blickte sie wieder fragend an. »Die k … kriegen … dich nicht«, flüsterte sie. Ihre Augen rollten sich nach innen und ihre Augenlider begannen zu flattern.
    »Sylvia!«, schrie Mia weinend. »Tu das nicht!« Es tat weh. Es tat so weh! Warum hatte sie das getan? Warum war sie hier rein gelaufen? Sie hatte doch gewusst, dass das passieren würde! Warum war sie nur genauso dumm, wie Jona? Sie hatten beide gewusst, was ihnen bevor stand und waren beide mitten in ihr Schicksal gelaufen. Warum? Warum ausgerechnet Sylvia? Bei Jona konnte sie es vielleicht noch verstehen, aber Sylvia? Sie mochte siedoch nicht einmal! Und was sollte dieses Gerede von Bestimmung? Wenn es so etwas wie eine Bestimmung gab, wäre Jona an diesem Tag gestorben. Aber er lebte! Er saß direkt neben ihr. Mia sah mit tränenüberströmtem Gesicht zu ihm auf. Er war noch da. Seine Vision hatte sich nicht bewahrheitet, denn Ramon hatte sie verändert. Er hatte ihn aus dieser Situation heraus geholt. Das hieß, es konnte keine Vision von der Zukunft gewesen sein. Es war nur eine Möglichkeit gewesen, die hätte eintreffen können. Nur eine Möglichkeit! Die Zukunft stand nicht fest. Mia sah Sylvia wieder an. »So etwas wie Bestimmung gibt es nicht!«
    Sylvias Augen versuchten noch einmal Mias Gesicht zu fixieren. Doch es war kaum noch ein Ausdruck darin zu erkennen. Keine Gedanken, keine
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