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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Elbel
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Cooper, es mit Ehrlichkeit zu versuchen. »Hör zu, großer Meister. Wir würden dir wirklich gern entgegenkommen.«
    Der Mann zog eine Augenbraue hoch, was ihm den Ausdruck milder Irritation verlieh.
    »Aber … ich meine, schau uns doch an«, fuhr Cooper unbeirrt fort. »Wir sind nur drei Kinder auf dem Weg nach Hause. Bei uns ist nichts zu holen.«
    »Und was ist das da?« Er zeigte auf Brents prallen Rucksack.
    Coopers Magen wurde zu kaltem Blei. »Das ist nichts. Nur ein Spielzeug.«
    »Soso. Ein Spielzeug also.« Der Mann winkte mit knapper Geste einen dicken, schwitzigen Kerl mit langem Rauschebart und einer Brille mit Brennglasstärke herbei, der dem widerstrebenden Brent den Rucksack vom Rücken zog und ihrer aller Existenzgrundlage freilegte.
    »Ich glaub’s nicht«, stieß der Bärtige hervor. Vorsichtig, fast ehrfürchtig betastete er das vor ihm liegende Gerät
    »Was ist los? Was ist das, Freddy?«, fragte der Kettensägenmann ungeduldig.
    »Ich glaub, das ist eine Teslaspule«, rief der Bärtige.
    »Eine was?«
    Doch der Bärtige ignorierte die Frage seines Anführers.
    »Woher habt ihr das?«, fragte er an Brent gewandt.
    Nur einen Sekundenbruchteil flackerte Brents Blick zu Cooper hinüber, doch nicht kurz genug, als dass es der Bärtige nicht bemerkt hätte. Sofort zog er den richtigen Schluss. »Das ist deine, nicht wahr? Sieht nach ’nem Eigenbau aus. Ein bisschen amateurhaft zusammengeschustert, aber prinzipiell in Ordnung und wahrscheinlich funktionstüchtig.«
    Er bemerkte Coopers fragenden Blick. »Woher ich das weiß? Ich bin Physiklehrer.« Er schüttelte den Kopf, räusperte sich und hockte sich vor ihr hin, sodass er sie nicht mehr überragte. »Ich meine, ich war Physiklehrer. Gar nicht weit von hier, damals, in einem früheren Leben.«
    Für einen kurzen Moment verlor sich sein Blick in einem inneren Abgrund, aus dem er dann offenbar nur mühsam wieder auftauchte. »Hast du das zusammengebaut? Woher kannst du so was? Wer hat dir das beigebracht?« Seine Stimme klang freundlich.
    Cooper biss sich auf die Lippen. Was hatte sie zu verlieren? »Mein Vater. Jon Kleinschmidt.«
    Die Augen des Mannes weiteten sich. »Jon Kleinschmidt? Der Jon Kleinschmidt? Professor für Nanophysik am MIT ? Er hat die Theorie von den dunklen Elementarteilchen aufgestellt und dafür beinahe den letzten Physiknobelpreis bekommen, der je vergeben wurde. Das war im Jahre … Warte mal …«
    Er schüttelte den Kopf. Wie jedes Mal, wenn Cooper jemand anderes von ihrem Vater reden hörte – was gottlob nicht allzu oft vorkam –, fühlte sie sich seltsam taub. Nichts von all dem schien irgendetwas mit dem Mann zu tun zu haben, auf dessen Schoß sie so viele Sonntagnachmittage verbracht hatte, während er mal wieder an seinem Schreibtisch seine Theoriengebäude zimmerte. Sie musste dagegen ankämpfen, dass ihre Augen feucht wurden.
    »Und er hat dir beigebracht, wie man das hier macht?«
    Sie zuckte die Schultern. »Er hat immer wieder von Tesla erzählt, so einem europäischen Physiker von vor hundert Jahren oder so. Das war so eine Art Hobby. Er wollte irgendwann einmal ein Buch über ihn schreiben. Vater hielt ihn für ein verkanntes Genie. Er meinte, Tesla hätte die Erfindung der Teleportation nur knapp verfehlt. Ich war noch sehr klein. Zu Hause hatten wir auch so eine«, sie zeigte auf die Spule, »nur etwas größer. Er hat sie mir vorgeführt und versucht, sie mir zu erklären. Ich glaub nicht, dass ich viel davon verstanden habe.«
    »Wie alt warst du?«
    »Vielleicht fünf. Bevor …« Sie schüttelte den Kopf. »Egal. Später hab ich in einer Schule ein altes Physiklehrbuch gefunden. Darin war ein Bauplan. Hat mich Monate gekostet, bis ich so ein funktionierendes Ding zusammengebastelt hatte.«
    Der Bärtige lächelte. »Kann ich mir vorstellen.«
    »Darf man erfahren, worum sich euer Plausch so dreht?«, rief der Mann mit der Kettensäge ungeduldig.
    Der Bärtige wandte sich ihm zu. »Das hier«, er wies mit dem Finger auf Cooper, »ist die Tochter eines der größten Genies aus der Zeit vor den Kriegen.«
    Der Kettensägenmann zuckte mit den Schultern. »Und wenn sie die Tochter von Jesus Christus wär. Sag mir lieber, ob dieses Ding irgendwas wert ist. Was kann man damit machen?«
    »Nun, Tesla wollte den Beweis antreten, dass man elektrische Energie drahtlos übertragen kann, allerdings erwies sich die Konstruktion als dafür ungeeignet. Auf jeden Fall kann man damit eine Hochspannung erzeugen, die
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