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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum
Autoren: Frances G. Hill
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entweder weibliche oder männliche Form an. Ich selbst begann mein Erwachsenenleben als Frau. Wir leben eine Zeitspanne in unserem ersten Geschlecht, bis zu unserem ersten Wechsel, der bei jedem Individuum zu einem anderen Zeitpunkt kommen kann. Ab da wechseln wir etwa alle zehn bis fünfzehn Standardjahre unser Geschlecht, bis der Zeitpunkt unseres Neh'jan – des Ruhens – kommt. Dann werden wir wieder hanhju , wie unser Leben begonnen hat.« Nikal drückte liebevoll ihre Hand, und sie erwiderte dies.
    »Oh«, sagte ich ehrfürchtig. »Ich glaube, ich habe noch eine Menge zu lernen, bis ich eure Welt begreife.« Wieder tauschten meine drei Tischnachbarn undeutbare Blicke. Ich überging sie und beobachtete Quinn, die mit einem knappen Gruß den Raum verließ. »Warum hat sie plötzlich zwei Arme?« entfuhr mir.
    »Prothese«, entgegnete Nikal knapp. »Ein künstliches Glied«, erläuterte er, als er meinen fragenden Blick sah. »Sie ist eine der wenigen Menschen, deren Körper eine Bioprothese abstößt. Deshalb muß sie sich mit einem Arm aus Kunststoff und Metall behelfen, den sie bei Einsätzen auf nichttechnischen Welten sicherheitshalber abnimmt. Er fällt zwar nicht auf den ersten Blick als künstliches Glied auf, aber wenn einmal etwas Unvorhergesehenes passiert ...«
    »Wie auf Kuastan III, wo sie damit in den Konverter geraten ist?« unterbrach ihn Tom mit einem mutwilligen Grinsen. Nikal hüstelte, und Galen hob ihre Mundwinkel um einen winzigen Hauch.
    »Ja, einen Vorfall dieser Art meinte ich«, knurrte Nikal. »Sollten Sie sich jetzt nicht langsam an Ihre Arbeit begeben, Commander?« Tom lachte und leerte seinen Becher.
    »Ich bin auf der Brücke. Wir sehen uns später, chu-chula .« Ich sah ihm nach, wie er den Raum verließ und seufzte unwillkürlich. Galen und Nikal tauschten einen schnellen Blick und schoben ihre Stühle zurück. Nikal umarmte seine Partnerin und küßte sie auf die Wange, dann nahm er meinen Arm.
    »Ich führe Elloran ein wenig durch das Schiff. Maggie, wann möchtest du uns sehen?«
    »Wie wäre es mit Fünfzehn-zehn?« fragte die freundliche Stimme.
    »In Ordnung. Wir besuchen jetzt zuerst Ran, die Kleine quengelt nämlich schon den ganzen Morgen.« Die körperlose Stimme lachte.
    Wieder betraten wir eines dieser kleinen Lift-Zimmer, dieses Mal eines an der anderen Seite der Messe. Nikal erklärte mir, daß das kein Zimmer in dem Sinne sei, sondern ein Fortbewegungsmittel, das uns von einem Teil des Schiffes in den anderen brachte, ohne daß wir einen Schritt tun mußten. Ich war tief beeindruckt.
    Die Tür glitt auf und entließ uns in den größten Raum, den ich auf diesem eigentümlichen Schiff bisher zu Gesicht bekommen hatte. Ein leises Dröhnen lag in der Luft, und rundherum sah ich Dinge, die ich nicht einordnen konnte. »Das ist das Maschinendeck«, sagte Nikal, was mir auch nicht weiterhalf. »Hier befindet sich der Antrieb unseres Schiffes.« Was meinte er jetzt damit? Antrieb?
    Wir wanderten um Behälter, an denen vielfarbige Lichter leuchteten herum und hielten auf die entfernteste Ecke des Raumes zu. An dieser Wand, wie an allen anderen, waren ähnliche Tafeln eingelassen, wie ich sie in dem kleinen Schiff gesehen hatte, das uns hierher brachte. Auch auf ihnen leuchteten Schriftzeichen auf und verglommen wieder, und über allem lag das leise, beruhigende Dröhnen, an das meine Ohren sich inzwischen so gewöhnt hatten, daß ich es nur noch vernahm, wenn ich mich darauf konzentrierte.
    Eine riesige, in ein merkwürdiges, einteiliges Gewand gekleidete Gestalt stand vor einer dieser Tafeln und hantierte daran herum. Ich sah die bloßen Füße unter den Hosenbeinen hervorblitzen und lachte laut auf.
    Ranan drehte sich um und strahlte auf wie die Lichter an der Wand hinter ihr. »Elloran!« rief sie laut und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Die Ärmel ihres Anzuges waren aufgerollt, und ihre schreckerregenden Tentakel züngelten bedrohlich auf mich zu. Unwillkürlich wich ich einige Schritte zurück. Ranan hielt plötzlich inne und sah fragend von mir zu Nikal. Ihre Arme sanken herab, und die Tentakel zogen sich hastig zurück. Ich trat mich im Stillen für meine Reaktion in den Hintern und eilte auf die betrübt wirkende junge Frau zu, um sie herzlich zu umarmen. Sie lächelte erleichtert und schlang vorsichtig ihre vielgliedrigen Arme um mich. Ein Tentakel streifte mein Gesicht. Ich bemerkte erstaunt und erleichtert, daß es sich genauso wie menschliche Haut
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