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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum
Autoren: Frances G. Hill
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schalt er mich sanft. Ich blickte in seine strahlenden Augen und schüttelte die Beklommenheit ab, die mich so unerwartet überfallen hatte. Er lächelte und zog die Nase kraus. »Komm, ich zeige dir, wie die Dusche funktioniert, und dann holen wir uns ein Frühstück. Ich habe Appetit, du nicht?«
    Die Dusche war eine weitere Überraschung dieses unglaublichen Schiffs. Tom steckte mich in die kleine Nische, fragte mich, welche Wassertemperatur ich bevorzugte und schloß dann mit einem aufmunternden Lächeln die Tür hinter mir. Kurz darauf schoß heißes, aromatisch riechendes Wasser aus den Wänden der Nische und ertränkte mich fast.
    »Genieße es!« hörte ich Toms ersticktes Lachen. Ich kniff die Augen zusammen und gab mir Mühe. Die scharfen Wasserstrahlen massierten meine Haut wie mit tausend dünnen Fingern. Es prickelte angenehm, und ich begann, mich zu entspannen.
    »Achtung!« rief Tom. Ich wußte nicht, was er meinte, aber wenig später sank die Temperatur des Wassers, und es wurde immer eisiger. Ich schnappte keuchend nach Luft. Das war eine winterliche Wäsche am Brunnen von Salvok! Ich kreischte empört. Das Wasser versiegte. Ein warmer Luftstrom trocknete in Sekundenschnelle meine gerötete, brennende Haut. Ich schoß aufgebracht durch die Tür der Nische und wurde von Toms ausgebreiteten Armen empfangen. Er drückte mich an sich, schnupperte an meinem Hals und murmelte genießerisch: »Hmmm. Schade, daß ich schon angezogen bin.« Ich mußte lachen und konnte nicht anders, als seinen großzügigen Mund zu küssen.
    »Altes Ekel«, murmelte ich besänftigt. Er schob mich lachend zum Schrank in der Wand und zog einige Kleidungsstücke hervor, die er mir zuwarf. Eines dieser weißen Hemden, eine Hose, die der seinen ähnelte, aber von hellerer Farbe war – und eine hellgraue, schmale Jacke. Ich stand hilflos vor den fremdartigen Kleidern, und er half mir geduldig dabei, sie anzuziehen. Staunend strich ich mit den Händen über den leichten, festen Stoff, der sich angenehm weich an meinen Körper schmiegte. Die Hosen, die so unbequem ausgesehen hatten, waren kaum zu spüren; es schien, als trüge ich eine zweite Haut über meiner eigenen. Tom reichte mir noch ein Paar flacher, handschuhweicher Schuhe und sah mich mit geneigtem Kopf an.
    »Eine echte Bürgerin der Allianz«, brummte er zufrieden und schob mich zur Tür hinaus.
    Die Messe, wie Nikal sie genannt hatte, war dieses Mal nicht menschenleer. Gedämpfte Unterhaltungen und Geschirrklappern drangen an meine Ohren, als die Türen des kleinen, ›Lift‹ genannten Raums sich öffneten. Tom wünschte bei unserem Eintreten einen guten Morgen, und zwei Köpfe wandten sich uns zu. Ich erkannte Quinns strenges, dunkles Gesicht; neben ihr am Tisch saß eine fremde Frau, die auf den ersten Blick wie eine Norrländerin aussah. Dann sah ich genauer hin und schüttelte mich. Die Hand, die gerade einen Becher zum Mund führte, hatte entschieden zu viele Finger für einen Menschen. Das, was ich für blondes Haar gehalten hatte, schien ein Eigenleben zu führen, bewegte sich sacht und gleichmäßig wie in einem starken Luftzug.
    Ich riß meinen begeisterten Blick von dem fremden Wesen los und richtete ihn auf Quinn, die sich von ihrem Stuhl erhoben hatte, um mich zu begrüßen. Sie reichte mir eine schmale, kräftige Hand und sagte: »Willkommen an Bord der O'Malley, Hoheit. Wie ich sehe, hat man Sie schon eingekleidet.«
    Ich errötete und bat: »Bitte, Cap-Captain Quinn, nennt mich weiter bei meinem Namen. Ich trage noch keinen Titel.«
    Sie lächelte, und ihr herbes Gesicht war von strenger Schönheit. »Gerne, Elloran. Aber dann solltest du mich auch ›Quinn‹ nennen.« Sie setzte sich wieder an den Tisch, nickte Tom zu und befahl: »Weitermachen, Commander. Guten Appetit!« Er dankte und wollte mich mit sich ziehen, aber nach zwei Schritten blieb ich wie angenagelt stehen und drehte mich zu Quinn um. Sie hatte mir die Hand gegeben. Die rechte Hand! Ich starrte sie an. Sie saß mit dem Rücken zu mir, hielt einen Becher in der Linken und schien ihrer Tischnachbarin mit einer Gabel in der Rechten etwas auf den Tisch zu zeichnen.
    Tom zerrte an meinem Arm und sagte ungeduldig: »Nun glotz doch den Captain nicht so an, Ell. Komm weiter, ich verhungere.« Ich ließ mich von ihm in den hinteren Teil des Raumes schieben. In einer Nische saß mein Vater und redete leise auf Galen ein. Tom fragte, ob wir uns dazusetzen dürften. Beide blickten auf und nickten
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