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Ella auf Klassenfahrt

Ella auf Klassenfahrt

Titel: Ella auf Klassenfahrt
Autoren: Timo Parvela
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Weihnachtsmann sagte: »So, dann wird es wohl langsam Zeit …«
    Er erhob sich aus dem Schaukelstuhl, stocherte mit dem Schürhaken im Kamin und ging dann durch die Tür am anderen Ende der Stube.
    Wir warteten. Bald würde er im roten Mantel wieder in der Tür auftauchen und fragen, ob wir denn auch wirklich alle brave Kinder waren. Wir summten leise Weihnachtslieder, um in die richtige Stimmung zu kommen.
    »So, dann wird es wohl wirklich langsam Zeit …«, sagte die Frau des Weihnachtsmanns und folgte ihm durch die Tür.
    Wir kamen der Sache immer näher. Und es musste viele Geschenke geben, wenn die Frau des Weihnachtsmanns ihm tragen helfen musste.
    Wir warteten gespannt auf das Klingeln der Glöckchen und das Klopfen an der Tür. Draußen heulte der Wind, und die Wände des alten Holzhauses knackten und knarzten.
    »Ich möchte nur mal wissen, warum die so still sind«, wunderte sich der Lehrer leise.
    »Ihr seid bestimmt müde«, sagte seine Frau.
    »Also Schlafenszeit!«, beschloss der Lehrer.
    »Morgen ist ein neuer Tag«, sagte seine Frau.
    »Wenn auch bestimmt kein besserer als heute«, murmelte der Lehrer.
    Wir machten keinen Mucks. Und dann hörten wir den Weihnachtsmann schnarchen.

8

    Wir Mädchen hatten uns eine Hütte nur für uns ausgesucht. Wir konnten lange nicht einschlafen.
    »Vielleicht war er einfach nur müde«, sagte Hanna.
    »Vielleicht waren wir doch nicht brav genug«, sagte Tiina.
    »Oder hier geht irgendwas Seltsames vor, das wir nur nicht verstehen«, sagte ich.
    Dazu sagte keiner was. Alle warteten, dass ich erklärte, was ich meinte.
    »Habt ihr mal darüber nachgedacht, wohin all die Wichtel verschwunden sind?«, fragte ich.
    »Vielleicht sind sie in die Fenster schauen gegangen, was die Kinder in den Häusern anstellen«, schlug Hanna vor.
    »Die Wichtel haben Ferien«, musste ich sie erinnern.
    Dann waren alle wieder still.
    »Habt ihr euch mal überlegt, ob das, was wir erlebt haben, vielleicht genau so geplant war: das falsche Flugzeug und alles? Was, wenn der Lehrer uns mit Absicht hierher gebracht hat?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Tiina.
    »Wenn die Wichtel nicht die Kinder des Weihnachtsmanns sind – woher kommen sie dann eigentlich?«, sagte ich. »Besorgt sie ihm vielleicht jemand? Erinnert ihr euch, was der Lehrer am Flughafen seiner Frau vorgeschlagen hat: dass er uns dem Weihnachtsmann als Wichtel verkauft! Was, wenn er das von Anfang an vorhatte? Was, wenn wir hier sind, weil wir alle Wichtel werden sollen?«
    Auf einmal war es totenstill in unserer Mädchenhütte. Nur der Frost knackte in den Ecken, während alle darüber nachdachten, was ich gesagt hatte. Beim Zähneputzen war mir plötzlich ein Licht aufgegangen: Wir würden Wichtel werden. Wir würden nie groß werden, aber dafür tausend Jahre alt. So alt werden Wichtel nämlich, wusste Hanna, die es irgendwo gelesen hatte.
    »Vielleicht ist das ja gar nicht so schlimm«, versuchte ich die anderen zu trösten. »Wichtel dürfen bestimmt so viel Süßkram essen, wie sie wollen.«
    »Und sie müssen nachts nicht schlafen«, bemerkte Tiina.
    »Sie dürfen immer spielen, und wenn sie noch so alt sind«, sagte ich.
    »Und sie dürfen heimlich in die Fenster der Häuser schauen, ob die Kinder drinnen auch brav sind.«
    »Sie müssen nur essen, was sie wirklich wollen.«
    Fast jeder fiel was ein, was bei den Wichteln besser war. Bis Hanna fragte: »Ob Wichtelmädchen auch Bärte bekommen?«
    An der Stelle sprangen wir alle aus den Betten. Wir rannten zur Tür und wären bestimmt in unseren Nachthemden und Schlafanzügen in die Kälte hinausgerannt, wenn Hanna nicht im letzten Augenblick zwei Gestalten vor unserer Hütte bemerkt hätte. Der Lehrer und seine Frau standen dort im Mondlicht und redeten miteinander. Wir ließen die Tür einen Spalt offen, damit wir hören konnten, worüber sie sprachen.
    »Ich halte das unmöglich eine ganze Woche aus«, sagte der Lehrer.
    »Doch, Liebling, du schaffst das«, sagte seine Frau.
    »Morgen wird er wieder davon anfangen«, sagte der Lehrer.
    »Trotzdem musst du es nicht tun«, sagte seine Frau.
    »Du weißt nicht, wie das ist. Das geht so, seit ich ein Kind war«, seufzte der Lehrer.
    »Aber jetzt bist du erwachsen. Du kannst deine eigenen Entscheidungen fällen«, sagte seine Frau und nahm ihn an der Hand.
    »Paps denkt nicht so wie du. Er ist der Meinung, dass er zu bestimmen hat, was ich tue und was nicht«, seufzte der Lehrer.
    »Er hat es aber nicht zu
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