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Ella auf Klassenfahrt

Ella auf Klassenfahrt

Titel: Ella auf Klassenfahrt
Autoren: Timo Parvela
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hätte er in einen ganzen Eimer voll Zitronen gebissen. Er hatte Tränen in den Augen.
    »Das sind bestimmt Freudentränen«, flüsterte Hanna.
    »Als euer Lehrer klein war, hat er von morgens bis abends immer nur auf seinen Skiern gestanden«, erzählte der Weihnachtsmann. »Einmal ist er auf Skiern die über tausend Kilometer von Helsinki bis nach Inari gelaufen. 4 An einem Morgen! Im Hochsommer!«
    »Aber im Sommer kann man doch gar nicht Ski laufen«, sagte Hanna.
    »Stimmt genau. Das macht das Ganze umso merkwürdiger, findet ihr nicht?«, sagte der Weihnachtsmann.
    Unser Lehrer musste das Langlaufen wirklich lieben.

10
    Gleich nach dem Frühstück bekamen wir alle Skier. Die Frau des Weihnachtsmanns hatte sie angeblich im Schuppen gefunden.
    »Die waren schon hier, als wir das Anwesen gekauft haben«, erklärte sie dem Lehrer, aber wir wussten genau, dass sie flunkerte. Die alten Wichtel hatten die Skier in der Nacht für uns gebastelt, das war sonnenklar.
    »Und das hier sind deine , erinnerst du dich?«, sagte der Weihnachtsmann zu seinem Sohn. »Ich hab sie dir all die Jahre aufgehoben.«
    Es waren unglaublich alte, braune Holzlatten, und oben auf die Spitzen waren die olympischen Ringe und das Wort Olympia aufgedruckt.
    »Und du?«, fragte der Lehrer, als er sah, dass der Weihnachtsmann seinen Motorschlittenhelm aufsetzte.
    »Ich spure euch schon mal die Loipe. Reichen euch dreißig Kilometer für den Anfang?«, fragte der Weihnachtsmann und brauste davon.
    Hinter dem Motorschlitten hingen zwei Bretter, damit zog er die Loipe in den Schnee.
    Der Lehrer schaute uns an, und wir schauten stumm zurück. Das ging eine Weile so, dann rief der Lehrer: »Mir nach! Rette sich wer kann!«, und klapperte auf seinen alten Latten genau in die entgegengesetzte Richtung, in die der Weihnachtsmann auf dem Motorschlitten gefahren war.
    Der Lehrer pflügte durch den Tiefschnee, dass es nur so staubte, und wir bewunderten ihn sehr. Wer hätte gedacht, dass er so gut langlaufen konnte, und dazu noch auf Museumsskiern.
    Wir mussten eine ganze Weile warten, bis er zurückkam. Er war ziemlich aus der Puste. Und er wollte wissen, warum wir nicht hinter ihm hergelaufen waren.
    »Ich kann nicht Ski laufen«, sagte Hanna.
    »Ich auch nicht«, sagte Tiina.
    »Ich auch nicht«, sagte ich.
    »Ich auch nicht«, sagte Timo.
    »Der Erste, der verlangt, dass ich Ski laufe, hat eine geschwollene Lippe«, sagte der Rambo.
    »Wenn ich Ski laufen könnte, würde ich nach Hause laufen«, schniefte Mika.
    Und Pekka fragte: »Wo schaltet man die eigentlich an?«
    Der Lehrer schaute seufzend zu seiner Frau, die schaute aber nicht zu ihm. Sie hatte nämlich die Augen geschlossen. Sie stützte sich auf ihre Skistöcke und hielt das Gesicht in die Sonne.
    »Na gut«, seufzte der Lehrer. »Ich bringe euch bei, wie man Ski läuft, dann fliehen wir alle zusammen.«
    Wir nahmen die Skier auf die Schulter und stapften hinter dem Lehrer her den Hügel neben unseren Hütten hinauf. Der Hügel fiel sanft zum See hin ab. Oben angekommen, sahen wir den Motorschlitten des Weihnachtsmanns den Hang am anderen Ufer des Sees hochfahren und hinter dem Dorf im Wald verschwinden.
    »Langlaufen ist fürchterlich«, begann der Lehrer den Unterricht. »Aber hier handelt es sich um einen Notfall. Wir müssen es lernen, damit wir abhauen können.«
    »Und warum müssen wir abhauen?«, fragte Timo, der noch nichts von der Wichtelverschwörung wissen konnte. Wir Mädchen hatten nämlich noch gar keine Zeit gehabt, den Jungs davon zu erzählen.
    »Damit wir nicht langlaufen müssen, darum«, erklärte der Lehrer, und das fanden wir, ehrlich gesagt, ein bisschen seltsam. Wir sollten langlaufen lernen, damit wir nicht langlaufen mussten? Manchmal wurde man aus Erwachsenen echt nicht schlau.
    »Langlaufen ist fürchterlich, wie ich schon sagte, aber zum Glück nicht schwer«, sagte jetzt der Lehrer und legte seine Skier in den Schnee.
    »Macht mir einfach alles nach, dann lernt ihr es schnell.« Dann wollte er seine Skier wieder anziehen. Das ging nur leider nicht, weil die gerade den Hang hinunter auf den See zurutschten.
    Wir sollten es genauso machen wie er, hatte der Lehrer gesagt, also legten wir auch unsere Skier in den Schnee, und sie rutschten hinter seinen her. Die Skier des Lehrers hatten aber schon einen ziemlich großen Vorsprung. Sie waren schon den halben Hang hinunter, als unsere erst losrutschten.
    Am Ende wurden die Skier des Lehrers Erste. Sie rutschten am
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