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Ella auf Klassenfahrt

Ella auf Klassenfahrt

Titel: Ella auf Klassenfahrt
Autoren: Timo Parvela
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dem Laufband herumgefahren waren, war unser Flug schon ein paar Mal aufgerufen worden. Und beim letzten Aufruf hatte die Aufruftante gesagt, dass der Flugkapitän jetzt keine Lust mehr habe, auf die Klasse 2 A zu warten. Die Klasse 2 A, das waren wir. Wenn der Verantwortliche für besagte Klasse lieber Gepäck statt Lehrer spielen wolle, solle es dem Kapitän recht sein, sagte die Stimme jetzt, wo wir zum Flugsteig rannten. Das Flugzeug könne sehr gut auch ohne uns fliegen, und man müsse sich schon wundern, dass ein Lehrer seine Klasse so wenig im Griff habe. Schüler, sagte die Aufruftante, sollten ihrem Lehrer nicht auf der Nase herumtanzen und auf dem Laufband schon gar nicht. Ihre eigenen Kinder, sagte die Tante, wüssten jedenfalls, wie man sich in der Öffentlichkeit zu benehmen habe. Roosa und Miia, so hießen ihre Kinder. Roosa spiele Geige und Miia könne ausgezeichnet Schlittschuh laufen.
    Als die Aufruftante fertig war, klatschten alle Flughafentanten und -onkel Beifall. Schade, dass wir es so eilig hatten, sonst hätten wir sie gefragt, ob sie uns Beifall klatschten oder der Aufruftante.
    »Welcher Flugsteig?«, rief die Frau des Lehrers ganz außer Puste.
    »Sechs«, antwortete der Lehrer und wedelte mit einem Zettel in seiner Hand.
    Als wir dort ankamen, wunderten wir uns, dass wir ganz allein waren.
    »Endspurt!«, rief der Lehrer und stürmte in den Gang, der zum Flugzeug führte.
    Der Gang war schrecklich lang. Wir überlegten schon, ob er vielleicht gleich bis ins Ausland ging. Aber dann hatte er doch ein Ende, und wir standen vor der Flugzeugtür. Schade war nur, dass sie schon geschlossen war.
    Dann heulten die Motoren auf, und wir hielten uns die Ohren zu. Das Flugzeug war eindeutig dabei, ohne uns abzufliegen.
    »Die versuchen abzuhauen!«, rief der Lehrer seiner Frau zu.
    »Wie bitte?«, rief die Frau des Lehrers zurück.
    »Das wird ihnen nicht gelingen!«, rief der Lehrer und begann, mit den Fäusten gegen die Flugzeugtür zu trommeln.
    Aber es kam niemand, um die Tür zu öffnen. Da zog der Lehrer einen Schuh aus, damit er lauter trommeln konnte, und gerade als er sich duckte, legte das Flugzeug den Rückwärtsgang ein. Das merkte der Lehrer erst gar nicht. Aber als er mit dem Schuh gegen die Tür schlagen wollte, war die Tür verschwunden.
    Das Flugzeug war inzwischen so weit rückwärts gefahren, dass der Lehrer genau gegen das Fenster des Cockpits schlug. Cockpit heißt der Platz, wo der Flugkapitän und sein Co-Pilot sitzen, das hatte uns der Lehrer erklärt. Jetzt stolperte er und wäre bestimmt auf die Rollbahn gefallen, wenn er sich nicht im letzten Moment mit der freien Hand am Scheibenwischer des Flugzeugs festgehalten hätte. Die Beine schlang er links und rechts um die Flugzeugnase.

    Für sein Alter fanden wir das ganz schön gelenkig.
    Wir standen am Loch am Ende des langen Ganges und schauten zu, wie das Flugzeug rückwärts fuhr und unser Lehrer vorne am Scheibenwischer zappelte.
    »Lasst mich rein, oder ich schmeiße das Flugzeug um!«, schrie der Lehrer so laut, dass wir ihn trotz des Motorenlärms hören konnten.
    »Das ist unfair. Der Lehrer fliegt ohne uns«, heulte Mika, während das Flugzeug immer weiter rückwärts fuhr, obwohl der Lehrer mit dem Schuh gegen das Fenster trommelte.
    »Er hat den Urlaub aber auch am nötigsten«, sagte Hanna.
    »Glaubt ihr, dass er es so den ganzen Flug über schafft?«, fragte Tiina.
    »Und wie bringen sie ihm da sein Essen?«, fragte ich. Er hatte uns nämlich erzählt, dass es unterwegs was zu essen gibt.
    »Vielleicht gibt’s ja sowieso was Kaltes«, vermutete Timo, der immer alles weiß.
    »Ich wusste gar nicht, dass Flugzeuge Scheibenwischer haben«, wunderte sich Pekka, der nie was weiß.
    Genau da hielt das Flugzeug an. Der Lehrer hielt sich immer noch mit einer Hand am Scheibenwischer fest und trommelte mit dem Schuh in der anderen gegen das Fenster. Wir konnten genau den Flugkapitän und den Co-Piloten hinter der Scheibe sehen. Sie schauten den Lehrer wütend an und wedelten mit den Händen, dass er loslassen solle, aber er schüttelte nur den Kopf. Wir fanden ihn echt toll.
    Unser Lehrer ließ sich so leicht von niemandem unterkriegen.
    Er ließ erst los, als der Co-Pilot durch ein Seitenfensterchen mit Scheibenputzmittel spritzte. Da rutschte er erst langsam und dann immer schneller an der Nase des Flugzeuges entlang. Zum Schluss plumpste er mit dem Po zuerst auf die Erde. Zum Glück war es ein kleines Flugzeug. Der Schuh,
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